Krimi mit Heldentaten und Happy End

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Es war mal wieder mal nichts für schwache Nerven. Doch anders als in der vergangenen Saison, als sich die Oettinger Rockets Gotha allein im ersten Drittel der Serie gleich in drei Partien mit weniger als zwei Punkten Differenz geschlagen geben mussten, hatten sie nun schon zum dritten Mal in Folge am Ende einer engen Begegnung die Nase vorne. Denn nach den knappen Erfolgen gegen die Bayer Giants Leverkusen (76:70) und Spitzenreiter BG Göttingen (72:71) rangen die Rockets gestern Abend in der „Blauen Hölle“ auch den Tabellennachbarn ETB Wohnbau Baskets Essen mit 81:79 (44:49) nieder. Folglich lagen Freud und Leid am Ende dicht beieinander, zumal die Gäste bereits zum dritten Mal in dieser Saison eine Niederlage mit weniger als zwei Punkten Differenz kassierten.

Für die Gothaer spiegelt sich im Endergebnis ein gutes Stück weit der vielleicht wichtigste Unterschied zur zurückliegenden Spielzeit wider. Schließlich erzwangen sie gegen die stark aufspielenden Gäste aus dem Ruhrpott förmlich das bessere Ende: mit unbedingtem Siegeswillen, Können und dem berühmten Quäntchen Glück, das der Mannschaft in der Saison 2012/2013 einige Male fehlte. Umso ausgelassener fiel nun der kollektive Jubel über den dritten Heimsieg in Folge aus, der die Rockets auf Platz zehn der Tabelle klettern lässt.

Dass der Erfolg bis zur allerletzten Sekunde am seidenen Faden hing, war Head Coach Chris Ensminger letztlich anzumerken. So offenbarte sein Fazit sowohl Lichtblicke als auch Schattenseiten. Positiv stellte er drei Punkte heraus: „Wir haben das Rebound-Duell klar gewonnen und im Schlussviertel ri­­chtig stark verteidigt. Zudem konnten wir 22 von 24 Freiwürfen verwandeln – das ist in knappen Spielen der Schlüssel zum Erfolg – und einmal mehr auf die tolle Unterstützung unserer Fans bauen.“

Allerdings machte der Coach auch keinen Hehl daraus, dass er im Spiel seiner Mannschaft abermals die nötige Konstanz vermisste. Denn nach einem passablen ersten Viertel schlichen sich zu viele Fehler ein. Die Essener, die kurzfristig auf ihren besten Rebounder (Christoph Hackenensch) verzichten mussten, bestraften diese Nachlässigkeiten konsequent und setzten sich kurz vor der Pause leicht ab.

Zwar konnten sich die Hausherren nach dem Seitenwechsel in der Defense deutlich steigern. Dennoch gelang es den Gästen zunächst, die knappe Pausenführung auf zwölf Zähler (54:66 / 27.) auszubauen. Anschließend läutete Chase Griffin jedoch mit einem wichtigen Dreier zum 57:66 (27.) die erfolgreiche Aufholjagd der Gothaer ein.

Frenetisch angetrieben von 1407 Fans, die es größtenteils längst nicht mehr auf den Sitzen hielt, kämpften sich die Rockets Punkt für Punkt heran. Drei Minuten vor Ultimo erzielte Leo Niebuhr aus der Nahdistanz das 76:75 – die erste Gothaer Führung seit dem 32:31 (14.).

Schließlich war es auch Leo Niebuhr, der sich in der dramatischen Schlussminute zunächst einen Offensiv-Rebound angelte, um den Ball zum 81:79 zu versenken. Allerdings kamen die Gäste in der verbleibenden Zeit noch zu zwei Wurfmöglichkeiten – in der Schlusssekunde verfehlte ein Dreipunktwurf von Christopher Alexander knapp das Ziel…

Matchwinner der Gothaer waren gestern Chase Griffin, der nach einem Spiel Pause nahtlos an seine starken Leistungen aus den ersten Partien anknüpfen konnte, und Leo Niebuhr. Der Center der Rockets zeigte erstmals in dieser Saison eine überragende Leistung. Er gewann den Tip-Off, markierte sowohl die ersten als auch die letzten Punkte der Begegnung, angelte sich insgesamt sieben Rebounds, verwandelte neun von neun Freiwürfen, kam unterm Strich auf 21 Zähler und war mit einem Wert von 26 effektivster Spieler der gesamten Partie.

Deshalb gab’s für ihn am Ende auch ein Extra-Lob. „Leo hat in dieser Woche sehr stark trainiert und heute ein ganz großes Spiel gemacht“, sagte Chris Ensminger bei der Pressekonferenz, zählte die wichtigsten Punkte der imposanten Statistik seines Centers auf und fügte augenzwinkernd hinzu: „Neun von neun Freiwürfen – das ist richtig stark. Ich kann mich nicht entsinnen, dass ich das als Spieler mal geschafft habe.“

Oettinger Rockets Gotha – ETB Wohnbau Baskets Essen 81:79 (44:49)

Viertel: 24:23 / 20:26 / 17:20 / 20:10

Oettinger Rockets Gotha: Johnson (5 Punkte / – / 1 Dreier), Lipke (6), Griffin (22 / 6 von 7 Freiwürfen / 4 Dreier), Watson (3 / – / 1), Reilly, Niebuhr (21 / 9 von 9 / -), Kreis (2), Fraser (14 / 6 von 6 / -), Heberlein (nicht eingesetzt), Warech (4 / 1 von 2 / 1), Baker (2), Selvig (2)

ETB Wohnbau Baskets Essen: Alexander (16 / – / 2 Dreier), Carney (4), Buljevic (14 / 5 von 5 / 1), Gebhardt, Franke (5 / 3 von 4 / -), Klöß (2), Young (21 / 6 von 7 / 1), Fakuade (12 / 2 von 3 / -), Christen (5 / – / 1)

 

Zweier Gotha: 19 von 39 (49 Prozent)

Zweier Essen: 24 von 45 (53 Prozent)

Dreier Gotha: 7 von 14 (50 Prozent)

Dreier Essen: 5 von 15 (33 Prozent)

Freiwürfe Gotha: 22 von 24 (92 Prozent)

Freiwürfe Essen: 16 von 19 (84 Prozent)

Rebounds Gotha: 38 (9 Offense / 29 Defense)

Rebounds Essen: 22 (5 / 17)

Assists Gotha: 13

Assists Essen: 6

Turnover Gotha: 18

Turnover Essen: 10

Zuschauer: 1407

Autor: Wolfgang Gleichmar