Legasthenieforschung ausgezeichnet

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Jena (ukj/as). Dr. Carolin Ligges vom Universitätsklinikum Jena (UKJ) hat gemeinsam mit Forschern des Leipziger Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie und weiteren wissenschaftlichen Partnern den Wissenschaftspreis des Bundesverbandes Legasthenie (BVL) und Dyskalkulie erhalten.

Das Forscherteam untersuchte die Rolle des sogenannten Sprachgens FOXP2 bei der Legasthenie. Bekannt ist, dass dieses Gen eine wichtige Funktion im Spracherwerb innehat. Die Wissenschaftler konnten erstmalig zeigen, dass eine bestimmte Variante des FOXP2-Gens in direktem Zusammenhang mit Legasthenie steht und dabei wahrscheinlich die Hirnaktivierung beim Lesen beeinflusst.

Damit leisteten sie einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Legasthenie und damit auch zur Entwicklung eines Frühtests. Der Preis für empirische Arbeiten in den Bereichen Grundlagenforschung, Diagnostik, Prävention und Therapie der Legasthenie und Dyskalkulie wurde auf dem Bundeskongress im Mai in Erfurt zum fünften Mal vergeben.

Da in der heutigen Gesellschaft ein Großteil des Wissenserwerbs und -austauschs über die Schriftsprache erfolgt, gehört die Legasthenie zu den bedeutendsten Entwicklungsstörungen unserer Zeit. Etwa fünf Prozent aller Schulkinder sind von Legasthenie betroffen, jedes Jahr kommen allein in Deutschland etwa 30.000 Betroffene hinzu.

„Es macht uns stolz, dass die Legasthenieforschung der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie bereits zum zweiten Mal mit dem Wissenschaftspreis des BVL ausgezeichnet wurde“, so Carolin Ligges. „Somit ist es uns gelungen, unsere Forschung über Jahre im Spitzenfeld dieses Forschungsbereiches zu halten. Diese Studienergebnisse sind ein weiterer Beleg dafür, dass es sich bei der Legasthenie um ein Störungsbild mit neurobiologischer Basis handelt. Wir hoffen, dass diese Forschungsergebnisse Einfluss auf die Politik des Gesundheitswesens haben werden, da das Gesundheitswesen den betroffenen Kindern mit Legasthenie die Finanzierung von Diagnostik und Therapie bislang verweigert und somit das empirisch belegte erhöhte Risiko für psychische Folgeerkrankungen in Kauf nimmt.“