„Mit Lust und Liebe singen“

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Als Gemeinschaftsprojekt der Forschungsbibliothek Gotha und der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha zeigen Forschungsbibliothek und Schlossmuseum vom 6. Mai bis 12. August im Rahmen des Themenjahres der Reformationsdekade „Luther und die Musik“ die Ausstellung „Mit Lust und Liebe singen“ – Die Reformation und ihre Lieder. Die Ausstellung wird am Samstag, 5. Mai 2012, um 15 Uhr von Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht in der Schlosskirche auf Schloss Friedenstein eröffnet.

Was wäre die Reformation in Deutschland ohne ihre Lieder? Gesammelt und veröffentlicht wurden sie in Gesangbüchern, die zunächst für die Kantoren und Pfarrer gedacht waren. Im Gottesdienst wurden die Lieder auswendig gesungen. Erst um 1700 setzte sich das Gesangbuch für jeden Haushalt und im Gottesdienst durch. In dieser Zeit entstanden die ersten offiziellen Gesangbücher für einzelne Territorien.

Das Gesangbuch ist eine der traditionsreichsten Buchgattungen überhaupt und war im protestantischen Bereich über Jahrhunderte ein noch größerer Bestseller als die Bibel. Es wurde von Generation zu Generation weitergegeben und war – sichtbar unter dem Arm in den Gottesdienst getragen – Bekenntnisbuch und Identitätssymbol. Historische Gesangbücher und die in ihnen überlieferten Lieder mit ihrer tiefen Verwurzelung im Leben sind heute bedeutende kulturgeschichtliche Quellen. Die Ausstellung zeigt die Gesangbücher selbst und präsentiert zugleich das reiche Thüringer Liedschaffen, das seinen Niederschlag in ihnen gefunden hat. Sie widmet sich der Thüringer Gesangbuch-Landschaft vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, die so vielfältig ist wie die Thüringer Landkarten dieser Zeit bunt waren.

Die Ausstellung speist sich aus der reichen Gesangbuchsammlung auf Schloss Friedenstein Gotha, die heute 3.000 Bände zählt und zu den großen in der Bundesrepublik gehört. Sie wird im Spiegelsaal des Schlosses Friedenstein, eingebettet in den bedeutenden reformationsgeschichtlichen Fundus an Handschriften und alten Drucken, in die reichen Kunstsammlungen aus der Lutherzeit und die Sammlung historischer Musikinstrumente, präsentiert. Der Gebrauch der Gesangbücher, ihr Sitz im Leben, wird exemplarisch in den Privatkapellen der Herzöge im Schlossmuseum und in der Schlosskirche erfahrbar. Hier können die Besucher die Inhalte der Bücher zudem nicht nur hören, sondern selbst singen.

Das gemeinsam mit dem Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Gotha gestaltete Programm (vgl. Anlage), das die Kirchen der Stadt als Veranstaltungsorte einbezieht, schlägt auch die Brücke in die Gothaer Augustinerkirche, in der Luther gepredigt hat. Während der Ausstellung findet in Gotha am 8. Juli 2012 der Propsteichortag statt.

Mit der Eröffnung der Ausstellung am 5. Mai wird zugleich der prächtige neue Haupteingang des Schlossmuseums und der Forschungsbibliothek der Öffentlichkeit übergeben, den die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten aufwändig saniert hat. Die historische Herzogstreppe in der östlichen Ecke des Nordflügels eröffnet damit den Zugang zu beiden Teilen der Ausstellung im Spiegelsaal der Forschungsbibliothek und im Schlossmuseum. Das sanierte Treppenhaus ist schon für sich genommen ein Schmuckstück, doch darf man sich zusätzlich über den ersten Aufzug im Schloss freuen, der den barrierefreien Zugang ermöglicht. Zeitgemäße sanitäre Anlagen stehen nun ebenfalls zur Verfügung.