Nach 69 Jahren „zurück in der Heimat“

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Im Rahmen eines Pressegesprächs übergab am heutigen Vormittag Peter Andersson im Namen seiner Familie das Gemälde „Brustbild eines Orientalen in Pelz und buntem Kopftuch“ (1743) des Malers Johann Christian Sperling (1691-1746) an Dr. Martin Eberle, den Direktor der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha.

Die Familie Andersson hatte das im Familienbesitz befindliche Bild im Frühjahr 2011 in eine Auktion in Stockholm gegeben. Ein privater Sammler aus Berlin machte die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha darauf aufmerksam. Nach dem Einschalten des Auswärtigen Amtes und der Koordinierungsstelle Lost Art in Magdeburg wurde das Gemälde zurückgezogen und ein direkter Kontakt zwischen der schwedischen Familie und der Stiftung hergestellt. Nach längeren Verhandlungen, in denen die besonderen Provenienz-Umstände eine Rolle spielten, erklärten sich die Besitzer bereit, das Gemälde nach Gotha zurückzugeben.

Das 41 x 31 cm große „Brustbild eines Orientalen in Pelz und buntem Kopftuch“ von Johann Christian Sperling wurde zuletzt 1943 im Bestandskatalog der Gothaer Gemäldesammlung geführt. In den Nachkriegswirren verschwand es aus den Friedensteinischen Sammlungen und gelangte schließlich in den Besitz der Familie Andersson, die es rechtmäßig im Kunsthandel erwarb.

Das Gemälde im originalen Goldrahmen stammt von dem Maler Johann Christian Sperling aus Halle. Der 1690 geborene Maler erhielt seine Ausbildung bei seinem Vater Johann Heinrich Sperling und in Leipzig. Bereits 1710 wurde er nach Ansbach berufen, wo er als Hofmaler tätig war. Der Markgraf schickte ihn zu weiterer Ausbildung nach Rotterdam zu dem pfälzischen Hofmaler Adriaen van der Werff (1659-1722). Sperling malte Historienbilder und Stillleben, war aber besonders für seine Bildnisse bekannt. Das Gothaer Bildnis eines Orientalen wird in den einschlägigen Künstlerlexika durchweg aufgeführt.

Stiftungsdirektor Dr. Martin Eberle dankte Peter Andersson und seiner Familie für die großzügige Rückgabe sowie dem Vorsitzenden des Freundeskreises Schlossmuseum Schloss Friedenstein Gotha, Herrn Jochen Peter, der die Kosten für Transport und Versicherung übernahm.

Bernd Schäfer, Direktor des Schlossmuseums, und der für Gemälde zuständige wissenschaftliche Mitarbeiter, Dr. Timo Trümper, freuten sich ebenfalls über die Komplettierung der Gemäldesammlung, deren nicht unbeträchtliche Nachkriegsverluste in der gerade erschienen Verlustdokumentation der Gothaer Gemäldesammlungen von Dr. Allmuth Schuttwolf verzeichnet sind. Die Rückführung des Bildes von Sperling hat die Seite 112 im Katalog auf erfreulichste Weise der Aktualität beraubt. Das „Brustbild eines Orientalen in Pelz und buntem Kopftuch“ wird schon zum Barockfest im Nordflügel des Schlosses zu sehen sein.

Das Ehepaar Andersson befindet sich auf dem Weg von Stockholm zu seinem Wohnort in der Schweiz und wird den dreitägigen Aufenthalt in Gotha nutzen, die Sammlungen auf Schloss Friedenstein und das Barockfest kennenzulernen.