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„Wir plädieren für eine Verteilung von 60 zu 40 Prozent“, sagt die Hamburger Studentin entschlossen. „Auf dieses Angebot können wir nicht eingehen“, entgegnet ihr polnischer Kommilitone. Beide befinden sich mitten in Kooperationsverhandlungen. Das Besondere daran ist: Sie haben sich noch nie persönlich getroffen, denn zwischen ihnen liegen mehr als 500 Kilometer. Beide sind Teil eines länderübergreifenden Online-Planspiels, moderiert von Wissenschaftlern der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Eingebettet ist die Wirtschaftssimulation in das internetbasierte Mitmach-Netzwerk „Intercultural Campus 2.0“ (www.intercultural-campus.org), das von Prof. Dr. Jürgen Bolten ins Leben gerufen wurde.

Der Professor für Interkulturelle Wirtschaftskommunikation gehört zu den Vorreitern in Sachen E-Learning. Sein Konzept des internationalen Online-Campus für interkulturelle Themen präsentieren Prof. Bolten und sein Team nun auf der Messe „Learntec“ in Karlsruhe. Die Jenaer Forscher sind vom 29.-31. Januar 2013 auf dem Gemeinschaftsstand „Forschung für die Zukunft“ der Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (Halle 1, A 60) vertreten.

„Intercultural Campus 2.0“ mit neuem Look und neuen Inhalten

„Zwar sind E-Learning-Angebote stetig auf dem Vormarsch. Unser weltweites Netzwerk mit mittlerweile über 30 Hochschulen aus 23 Ländern und das virtuelle Wirtschaftsplanspiel sind hingegen einzigartig“, berichtet Anita Weißflog. Die Mitarbeiterin aus Boltens Team arbeitet derzeit an einer Neugestaltung der Internetseite, die pünktlich zum Messestart mit frischem Anstrich und neuer Inneneinrichtung online gehen soll. Der modernisierte Campus besticht mit einem umfangreichen Mobiliar aus dem Fundus des Web 2.0, wie Wikis, Blogs und vorlesungsbegleitenden Chats. „Wir möchten einen interaktiven Kommunikationspool, der lebendig bleibt“, schaut Weißflog in die Zukunft.

Herzstück des überarbeiteten „Intercultural Campus 2.0“ ist das interkulturelle Unternehmensplanspiel: Im Sommersemester 2012 sind erstmals vier Teams aus Deutschland, Polen und Italien im virtuellen Klassenzimmer in den Kampf um Marktanteile gezogen. Jürgen Boltens Team hofft, dass ihr innovatives Lehr- und Lernkonzept durch den Messebesuch den Weg in die außeruniversitäre Praxis findet.

Weiterbildungsprogramm für Berufstätige in High-Tech-Firmen

Am Jenaer Messestand ist zudem die Abbe School of Photonics (ASP) der Universität Jena zu finden. Die Kaderschmiede für die Bereiche Optik und Photonik möchte ihr Ausbildungsangebot zukünftig verstärkt für andere Zielgruppen als die eigenen Studierenden und Doktoranden anbieten. Seit etwa einem halben Jahr arbeiten Prof. Dr. Stefan Nolte und Dr. Arkadi Chipouline an einem Weiterbildungskurs, der auf Berufstätige in der High-Tech-Branche zugeschnitten ist. „Wir haben bereits Nachfragen von Jenaer Unternehmen, aber auch von anderen deutschen und europäischen Firmen“, berichtet Chipouline. „Auf der ‚Learntec‘ möchten wir nun unser Projekt einem größeren Publikum vorstellen und anbieten.“ Finden sich genügend Interessierte, könnte der erste Lehrgang schon Ende des Jahres starten.

Die Teilnehmer erwartet dann eine anspruchsvolle und vor allem praxisnahe Schulung mit verschiedenen Experimenten. Basis ist das optische Praktikum für Masterstudierende der ASP. „Je nachdem, ob die Teilnehmer für einen Weiterbildungskurs eher aus der Laserphysik oder der Biotechnologie kommen, können wir dann das Studienprogramm individuell anpassen“, sagt Chipouline und hofft, schon bald die ersten aus dem Berufsalltag kommenden Schüler in Jena begrüßen zu können.