Ralph Lenkert (Die Linke)

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Wie steht es um Deutschland? Ist das Glas halbvoll oder halbleer?

Deutschland ist reich und bei Millionären, bei Konzernen, bei den Besitzern großer Vermögen, Aktionären und bei einigen Geschäftsführern füllt sich das Glas so schnell, dass es überquillt. Leider bleibt bei vielen Rentnerinnen und Rentnern, Familien und Alleinerziehenden trotz Arbeit fast nichts zum Leben übrig, deren Glas bleibt oft leer.

Im Durchschnitt ist das Glas halbvoll, ich kämpfe darum, das zukünftig für jeden das Glas mindestens halbvoll sein wird. Dann läuft auch kein Glas mehr über.


In 600 Zeichen: Warum sollen die Bürger gerade Sie wählen?

Ich kam spät in die Politik und in den Bundestag, vorher war ich Werkzeugmacher und Technologe. Der Angriff der CDU auf unsere Kindergärten brachte mich zum Kämpfen für unsere Kinder. Ich wurde Mitinitiator und Sprecher des erfolgreichen Thüringer Volksbegehrens „Für eine bessere Familienpolitik“. Im Bundestag habe und werde ich dafür kämpfen, dass alle Kinder in Frieden, in gesunder Umwelt, mit bester Bildung groß werden, dass man von Arbeit und Rente in Würde leben kann, dass Hartz IV überwunden wird, dass Ost und West gleich behandelt werden und Ostthüringen Fernzüge behält.


Welche Bitte eines Bürgers im Wahlkampf hat Sie bisher am meisten bewegt?

Eine ältere Frau bat mich alles gegen Kriege zu machen, ihr Mann war 1941 vor Moskau gefallen und hatte ihren gemeinsamen Sohn nie gesehen, ihre Tante und ihr Onkel waren beim Bombenangriff auf Weimar gestorben und sie will, dass Ihre Urenkel nie ähnliche Erfahrungen erleben müssen. Politiker gehen zu leichtfertig mit Kriegen als Lösung um. Ich werde diesen Wunsch erfüllen.


Welche Entscheidung des Deutschen Bundestages der letzten Legislatur hatte aus Ihrer Sicht die größte Auswirkung auf Deutschland – im positiven oder negativen Sinn?

Der Ausstieg aus der Atomenergie ist positiv. Das Risiko eines atomaren Supergaues in Deutschland wurde verringert und wir beweisen dass Energieversorgung auch ohne atomaren Müll möglich ist. Jetzt kämpfe ich im Bundestag für eine soziale und ökologische Energiewende, damit jeder sich Energie leisten kann ohne das Risiko von einem „Fukushima 2“ oder „Tschernobyl reloaded“.


Eine Kaninchenschau mit 20 Anwesenden oder eine Gesprächsrunde zur Bankenregulierung mit zehn Gästen – was macht Ihnen mehr Spaß?

Mehr Spaß hätte ich sicherlich bei der Kaninchenschau, aber die Gesprächsrunde zur Bankenregulierung würde ich aufsuchen. Die Bankenregulierung ist überfällig. Hunderte Milliarden hat die Zockerei der Banken unsere Gesellschaft gekostet. Jede Möglichkeit die Regulierung von Banken und Hedgefonds voranzubringen nutze ich. Deshalb würde ich die Runde zur Bankenregulierung wahrnehmen, selbst bei geringen Erfolgschancen.


„Butter bei die Fische“: Der schönste Fleck im Wahlkreis ist…?

Dass Theater in Gera und das Volkshaus in Jena sind zu feierlichen Jugendweihen schöne Flecken, diese Atmosphäre von ehrwürdigem Saal und schicken, aufgeregten Mädchen und Jungen und nervösen Verwandten mag ich sehr. Bis zum Kappen der Flutlichtmasten war das Ernst-Abbe-Stadion der schönste Ort, wenn unser FCC gewonnen hatte. Tja und dann gibt’s noch meine Lieblingspilzsammelstelle bei Stadtroda, wo verrate ich nicht.


Versprecher oder Versprechen? Was passiert Ihnen häufiger?

Versprechen gebe ich nur, wenn ich sie auch halten kann, deshalb gebe ich Versprechen sehr vorsichtig ab.

Versprecher passieren schon mal und sorgen für Lacher oder für Ärger, aber wem passieren Versprecher nicht. Für mich ist wichtig, dass ein Versprechen nicht zum Versprecher wird.


Vorausgesetzt, Sie ziehen in den Bundestag ein: Welche Punkte aus Ihrem Wahlprogramm haben Sie am Ende der Wahlperiode definitiv abgearbeitet?

Vermutlich wird DIE LINKE nicht in der Regierung sein. Trotzdem kann ich sagen, wir werden jede Gelegenheit nutzen die Punkte unseres Wahlprogramms umzusetzen. Einiges wird gelingen, wie in der letzten Wahlperiode, da forderten wir die Abschaffung der Praxisgebühr – wurde abgeschafft. Die Finanztransaktionssteuer wird kommen, bei weiteren Punkten werden wir vorankommen, sei es beim Eingrenzen von Altersarmut oder auf dem Weg zu einem flächendeckenden, stündlichen Mindestlohn von 10 Euro und auch bei der Anpassung Ost-West bei Renten und Löhnen werden wir Fortschritte erzwingen.


Angenommen, Sie stehen im nächsten Bundestag vor einer echten Gewissensfrage: Welches Buch hilft Ihnen auf die Sprünge?

Ernest Hemmingway „Der alte Mann und das Meer“.


Wenn Sie Edward Snowden, den Enthüller des US-Abhörskandals, von Angesicht zu Angesicht etwas fragen könnten: Welche Frage würden Sie stellen?

Ich würde ihm danken für seine Veröffentlichungen und fragen, woher er die Kraft und den Mut nimmt sich mit den USA und den anderen Nato-Staaten anzulegen.


Welche (hier nicht genannte) Frage bringt Sie eigentlich ins Schwitzen?

Die Frage, wo ich meine Pilze sammle, diese Frage will ich nicht genau beantworten.