Riesiger Jubel über Gold und Bronze

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Kristina Vogel und René Enders konnten ihr Glück kaum fassen. Kristina nicht, weil am Ende des Abends nicht nur die Silbermedaille, sondern die Goldene um ihren Hals baumelte. Und René nicht, weil nach dem Ausfall von Stefan Nimke eine halbe Stunde vor dem Rennen keiner mehr wirklich mit einer Medaille gerechnet hatte, es aber zu Platz drei reichte.

„Ich war schon völlig fassungslos, als wir Silber sicher hatten, nachdem die Briten wegen eines Wechselfehlers distanziert worden sind und wir das Finale gegen China fahren durften“, sagt Kristina Vogel, die mit ihrer Partnerin Miriam Welte erst von einer BBC-Reporterin auf ihren Sieg aufmerksam gemacht wurde. „Wir waren nach unserer Ehrenrunde im Innenraum und haben uns für die Siegerehrung vorbereitet – aber in der Annahme, wir haben Silber. Dann schaltete die Anzeigentafel und es war plötzlich Gold. Wahnsinn. Das ist für die Ewigkeit“, freut sich Kristina Vogel, die den Erfolg durch die Jury-Entscheidungen nicht geschmälert sieht. „Eigentlich möchte man so nicht gewinnen. Aber wir müssen uns auch an die Regeln halten. Von daher ist der Sieg am Ende rechtmäßig bei uns.“

„Das Glück des Tüchtigen war auf unserer Seite. Wir haben uns konsequent vorbereitet, alles Olympia untergeordnet. Dass Kristina jetzt ganz oben steht, hat sie verdient“, sagt ihr Heimtrainer Tim Zühlke, „am Ende entscheiden Nuancen und wie man sieht auch das Regelwerk in dieser Sportart. Bei der letzten WM in Melbourne wurden die deutschen Männer um René für einen Wechselfehler bestraft. Jetzt traf es andere. Und die Jury hat bewiesen, dass es keine Ausnahmen oder einen Heimvorteil gibt. Die Britinnen zu distanzieren ist im eigenen Land durchaus unpopulär. Aber wie gesagt: konsequent.“

Ganz ohne Fehler, dafür mit einer Steigerung von Lauf zu Lauf erkämpfte sich René Enders nach Peking seine zweite olympische Bronzemedaille.

„Sicher wäre mehr drin gewesen, wenn Stefan sich nicht verletzt hätte. Unsere Leistung ist angesichts seines Ausfalls eine halbe Stunde vor der Quali aber noch höher zu bewerten“, sagt Enders. Schließlich musste Robert Förstemann ohne Vorbereitung auf den Teamsprint einspringen

und Maximilian Levy von der zweiten auf die dritte Position ausweichen und somit auch 250 Meter mehr fahren, als er es zuvor immer trainiert hatte.

„Der erste Lauf war grottenschlecht, aber dann haben wir uns gefunden und gesteigert. Meine Aufgabe war es, die Jungs auf Geschwindigkeit zu bringen. Mir ist das mit drei Bestzeiten gut gelungen und ich bin zufrieden mit meiner Leistung“, so Enders.

Er fuhr die entscheidenden Zehntel auf der ersten Runde raus und bewies damit wieder, dass er der weltbeste Anfahrer ist. Für die anderen beiden war es entscheidend, die Geschwindigkeit zu halten und sich auf den letzten zwei Runden gegen die Gegner zu behaupten.

„Ich muss ehrlich sagen, dass ich nach der zweiten Runde ganz schön gezittert habe, als von den anfangs dreieinhalb Zehnteln nur noch eine übrig war. Aber Maximilian ist das Ding ganz sauber zu Ende gefahren“, sagt Zühlke, der nun auf weitere Topleistungen von Kristina Vogel hofft.

Für René Enders ist Olympia bereits vorbei – wenn nicht wieder ein Ausfall kompensiert werden muss.