Rockets und Fans im Meister-Rausch

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Es war kurz vor Mitternacht, als Rockets-Fan Rico Schmidt gestern mehrere Raketen in den sternenklaren Himmel über Vechta schoss. Zu diesem Zeitpunkt stand Leo Niebuhr an einer Imbissbude vorm Rasta-Dome und paffte genüsslich seine Meister-Zigarre. Nur einen Steinwurf von ihm entfernt, im proppevollen Festzelt, war BiG-Präsident Dirk Kollmar auf die Theke geklettert und stimmte als Dankeschön für einen unvergesslichen Abend eine Humba auf den „geilsten Club der Welt“ an, den SC Rasta Vechta. Sekunden später bebte der Boden, zitterte das Zelt. Spieler und Fans beider Mannschaften hüpften, sangen und bejubelten gemeinsam den Aufstieg in die ProA.

Dass es in der Partie vor der Party nur einen Sieger geben konnte, war zu später Stunde zweitrangig. Der SC Rasta Vechta feierte mit Mann und Maus den Aufstieg, die Oettinger Rockets Gotha den Gewinn der Meisterschaft in der 2. Bundesliga ProB.

Denn das Team von Head Coach Marko Simic behielt auch im zweiten Final-Spiel der Playoffs die Oberhand und sicherte sich somit den Titel. Letztlich stand es 76:61 (39:31) für die Gäste aus Gotha (die Gothaer Internetzeitung berichtete). Anschließend gab’s wie in der Vorwoche kein Halten mehr.

Quasi mit der Schlusssirene überreichten die rund 100 mitgereisten Fans den Spielern die eigens angefertigten Meister-Shirts. Im Gegenzug rollten die Rockets ein großes Banner aus – mit der Aufschrift: „Ihr seid die geilsten Fans der Liga, Danke!“

Es folgte eine gemeinsame Humba beider Teams, angestimmt von Gothas Co-Trainer Christoph Nicol. Dann ehrte Nicolas Grundmann, Geschäftsführer der DJL, zunächst Marcus Monk als „ProB-Spieler des Jahres 2012“ und Marko Simic als „ProB-Trainer des Jahres 2012“, ehe er den Spielern die Medaillen überreichte. Zu guter Letzt konnte Kapitän Dmitrij Kreis den großen Meister-Pokal entgegen nehmen und unter tosendem Applaus in die Höhe recken – Tenor: „Da is dat Ding!!!“

Das Objekt der Begierde stand bereits vor dem Spiel gut sichtbar hinter dem Kampfgericht – sozusagen als motivierende Steilvorlage für Marko Simic. Er holte kurz vorm Tip-Off seine Schützlinge zu sich und schwor jeden einzeln ein: „Schau dir den Pokal genau an. Den wollen wir heute in den Händen halten. Auf geht’s!“

Mit dieser beflügelnden Ansprache im Rücken ließen sich die Rockets auch in Vechta nicht stoppen – sie verbuchten abermals einen Start-Ziel-Sieg.  Schlüssel zum finalen Erfolg war die bewährte Mischung aus Teamplay und intensiver Verteidigung. Beleg: Markierte Vechta, das zweitbeste Offensiv-Team der gesamten ProB, in der Hauptrunde im Schnitt 87 Punkte, so kamen die Rasta-Boys im letzten Heimspiel der Saison nicht über 61 Zähler hinaus.

Diese Zahlen spiegeln wider, dass Marko Simic seine Mannschaft auch auf das zweite Finalspiel glänzend eingestellt. Zu den akribischen Vorbereitungen gehörte aber auch, dass der 24-jährige Trainer nach der feierlichen Siegerehrung einen kleine Schere aus seiner Sakko-Tasche ziehen und seinem Kapitän reichen konnte, mit der Geste – Reuse abschneiden, wie es sich nach einer gewonnen Meisterschaft gehört.

Vor der meisterlichen Leistung der Rockets zog denn auch Rasta-Coach Pat Elzie sinnbildlich den Hut: „Die beste Mannschaft der Liga ist Meister! Gotha hat verdient gewonnen. Glückwunsch an ein tolles Team!“

In der Tat spricht die Bilanz der Rockets für sich. In den zurückliegenden drei Monaten haben sie kein Spiel mehr verloren, also insgesamt zwölf Begegnungen in Folge gewonnen und die Playoffs im wahren Wortsinn mit weißer Weste gemeistert.

Derweil endete der Abend für Marko Simic mit einem feuchtfröhlichen Vergnügen. Just als er sich mit Christoph Nicol und der Siegertrophäe ablichten lassen wollte, verpasste ihm sein Kapitän eine Oettinger-Bier-Dusche aus einem Drei-Liter-Glas.

Oettinger Rockets Gotha: Monk (9 Punkte / 3 von 5 Freiwürfen), Roberts (7 / 1 von 3), Jarmusz (0), Schaffartzik (0), Watson (0), Niebuhr (24 Punkte / 8 von 9 / 2 Dreier), Kuppe (9 / 3 von 4), Kreis (2/ 2 von 4), Baker (9 / 0 von 2 / 1), Klein (16 / 4 von 4 / 4)

Viertel: 17:22 / 14:17 / 17:18 / 13:19

Dreier Gotha: 7 von 33 (21 %) Dreier Vechta: 4 von 17 (24 %)

Freiwürfe Gotha: 21 von 31 (68 %) Freiwürfe Vechta: 11 von 19 (58 %)

Rebounds Gotha: 45 (19 Offense / 26 Defense) Rebounds Vechta: 42 (17 / 25)

Assists Gotha: 10 Assists Vechta: 3

Autor: Wolfgang Gleichmar