Sternstunden des Weißen Goldes

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Auch wenn die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha mit mehr als 1.200 Stücken bereits die weltweit wohl umfangreichste Gotha-Sammlung bewahrt, ist es für die Mitarbeiter immer wieder eine kleine Sternstunde, wenn weitere, bislang unbekannte Porzellane ihren Weg ins Schloss Friedenstein finden. Solche Sternstunden gab es in jüngster Zeit gleich viermal:

Frau Barbara Kirchgäßner aus Bad Segeberg schenkte der Stiftung 12 Teile eines Gothaer Speiseservices mit rotbraunem Randdekor aus der Zeit um 1860/70. Als ein Sammlerehepaar aus Gotha zufällig von der Schenkung erfuhr und das Service sah, übergab es der Stiftung dazu eine passende Tasse mit Unterschale aus seinem Besitz.

Die Familie des im Mai 2013 verstorbenen Gothaer Polsterermeisters Ernst Stehmann, der den Gothaer Museen über Jahrzehnte nicht nur durch seine Arbeit im Bereich der Möbelrestaurierung sehr eng verbunden war, bereicherte die Sammlung um ein kurioses Einzelstück: eine Scherztasse mit so genanntem Trompe-l’oeil-Dekor aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Bemalung täuscht dem Auge des Betrachters nicht nur vor, dass an der Tasse noch Reste des zuletzt genossenen Getränks haften, sondern auch, dass auf dem Tassenboden eine Spinne und auf der Unterschale zwei Fliegen sitzen, die sich an den Kakao- oder Kaffeeresten laben.

Die heute in Süddeutschland lebende Tochter des Gothaer Rechtsanwalts und verdienten Museumsdirektors Dr. Herbert Motschmann, der von 1957 bis 1968 sowohl das Heimatmuseum und auch das Naturkundemuseum leitete, übergab der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha eine äußerst großzügige Schenkung aus dem Nachlass ihres Vaters. Die kleine Sammlung umfasst seltene Tassen aus den 1780er und 1790er Jahren, der Blütezeit der 1757 von Oberhofmeister Wilhelm von Rotberg gegründeten Gothaer Manufaktur. Besonders herausragend ist eine extravagante Tasse mit Unterschale, deren Dekor auf die 1791 in Wien uraufgeführte Oper „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart Bezug nimmt.

Für die Stiftung Schloss Friedenstein sind diese Schenkungen nicht nur eine schöne Bereicherung der Sammlung Gothaer Porzellane, sondern sie setzen dort zum Teil auch interessante neue Akzente.