Traditionelles Holzhandwerk wieder gefragt

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Finsterbergen, 09.09.2011: Im Schweizer Kanton Graubünden wurden vor wenigen Wochen zwei neue Wasserkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 45 GWh in Betrieb genommen.

Das Besondere daran: beide Turbinenstationen werden durch eine Wasserdruckleitung aus Holz verbunden. Auf einer Länge von 1550 Meter und mit einem Durchmesser von 1,60 Meter wird Wasser mit einem Druck von 5 bar in einer Holzleitung aus gehobelten Kiefernholzbrettern, welche mit Stahlringen gleich einem Holzfass gesichert sind, transportiert. „Der Bau von Holzleitungen ist ein traditionelles bewährtes Handwerk, ähnlich der Böttcherei“, so der Leiter des Thüringer Forstamtes Finsterbergen, Forstdirektor Dr. Horst Sproßmann.

Für die Holzleitung im Kraftwerksbau sprachen gegenüber Stahl oder Beton die geringeren Baukosten, die einfache Wartung des Systems und die sehr guten hydraulischen Eigenschaften von Holz, welches einen Biofilm mit idealen Reibungswerten an der Rohrinnenfläche ausbildet. „Druckleitungen aus Holz sind extrem langlebig, bis zu 100 Jahre können sie in Betrieb bleiben“, so Sproßmann weiter. Erst vor kurzem wurde in der Rhön in der Nähe einer alten Bierbrauerei eine historische Holzleitung zur Versorgung mit Brauwasser entdeckt – in einem beachtlich intakten Zustand. Das größte Problem für die Schweizer Ingenieure war es, einen Experten mit entsprechenden holzhandwerklichen Fähigkeiten zu finden. Ein schwedischer Zimmermann wurde schließlich mit der Aufgabe erfolgreich betraut.