Umbau mit Forderungen verbunden

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Avisierter Stadionumbau – „mit heißem Herz und kühlem Kopf agieren“

Mit der Ankündigung, sich an dem Großteil der Kosten für den Bau zweier Stadion in Erfurt und Jena zu beteiligen, hat der Thüringer Wirtschaftsminister Anfang Mai für Furore gesorgt.

Die Herzen der Anhänger der zwei Thüringer Drittligisten schlugen für einen kurzen Moment gemeinsam höher. Doch es zeichnet sich immer mehr ab, dass der vermeintliche Glücksfall für die Städte mit einigen Hacken verbunden sein wird. „In der Gleichung „Stadionneubau“ gilt es noch einige unbekannte Variablen zu eliminieren“ so der Vorsitzende des CDU-Kreisverband Jena, Prof. Dr. Dietmar Schuchardt.

Der Neubau soll vom Ministerium im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ als touristisches Infrastrukturprojekt gefördert werden. Deswegen ist in der gemeinsamen Erklärung des Ministers und der zwei OBs nicht von Stadien sondern von „polyvalenten Multifunktionsarenen“ die Rede. „Was sich dahinter genau verbirgt, konnte vom Wirtschaftsministerium trotz Nachfrage nicht beantwortet werden“, so Schuchardt weiter.

Zudem ist die Förderung, die nach Einschätzung bspw. von KIJ keinesfalls gesichert erscheint, kein Geschenk. „Die Städte sind als Fördermittelempfänger für die korrekte Mittelverwendung verantwortlich“ sagt der Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion, Benjamin Koppe. „Eine Förderung von Sportstätten ist explizit ausgenommen. Was wird in einigen Jahren passieren, wenn die Geldgeber (Land und Bund) feststellen, dass im Jenaer Stadien doch nur Fußballspiele stattgefunden haben?“ fragt Dietmar Schuchardt weiter.

Mit anderen Worten: an die Förderung werden konkrete Auflagen verbunden sein, die heute aber noch nicht bekannt sind. 

Ebenso unbekannt sind die Folgekosten der Stadien. „Bislang liegt uns noch kein Betreiberkonzept vor“, so Benjamin Koppe. „Wir können daher noch gar nicht abschätzen unter welchen Bedingungen welche Kosten entstehen werden“. Schuchardt ergänzte „das Land wird sich lediglich an der Investition beteiligen, die Betreiberkosten und somit das Risiko trägt allein die Stadt.“

Zudem müsse geklärt werden, wie es im gleichen Atemzug mit der Leichtathletik in Jena weitergeht. Die Vorlage zum Bau multifunktionaler Veranstaltungsstätten sieht in der Beschlussfassung den Neubau einer Leichtathletik-Anlage am derzeitigen Standort der „Muskelkirche“ vor und nimmt Bezug auf den Rahmenplan „Sport und Freizeit an der Saale“. Doch ob es zu dieser Investition kommt, steht noch in den Sternen, da die Investitionskosten hierfür voraussichtlich allein die Stadt tragen wird. Es ist daher zu befürchten, dass die Leichtathletik im Zuge des Gesamtprojekts vernachlässigt wird.

Schuchardt schlussfolgert: „Das Angebot das Landes stellt eine große Chance zur Weiterentwicklung Jenas dar. Wir unterstützen daher die entsprechende Beschlussvorlage für die kommende Stadtratssitzung“. Ein solches Infrastrukturprojekt dürfe aber nicht an den Bürgern vorbei entschieden werden. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Koppe fordert daher „eine Beteiligung zumindest des Stadtrates am weiteren Verfahren. Sollte ein Betreiberkonzept vom Land bei der Antragstellung verlangt werden, so muss dies vorher den Stadtrat durchlaufen“. Schuchardt weiter: „Wir wollen die Chance nutzen. Aber wir werden mit heißem Herzen und kühlem Kopf vorgehen.“

Publiziert am 25. Juni 2011, 15:09 Uhr