Universität Jena begrüßt 50 Gäste aus aller Welt beim 74. Internationalen Sommerkurs für Germanistik

0
1205

„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“ schrieb der österreichisch-britische Philosoph Ludwig Wittgenstein einst. Heute, gut 70 Jahre später, sind Sprachen und Kulturen grenzüberschreitend präsent. Die Grenzen eines Individuums werden nicht mehr von Grenzen der Muttersprache bestimmt. Der Erwerb einer oder mehrerer Fremdsprachen wird, etwa in osteuropäischen oder afrikanischen Ländern, zunehmend selbstverständlich.

„Deutsch in Europa und in der Welt – Menschen, Kultur, Sprache“ beschreibt genau diesen weltoffenen Austausch von Sprache und Kultur und ist das Motto des 74. Internationalen Sommerkurses für Germanistik (ISG) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU). Zahlreiche ausländische Gäste haben vom 2. bis 29. August Gelegenheit, ihre Deutschkenntnisse zu erweitern und in der Praxis anzuwenden sowie die deutsche Kultur kennenzulernen. Das Institut für Auslandsgermanistik und Interkulturelle Wirtschaftskommunikation richtet sich mit diesem Angebot an Deutschlehrende, Studierende und Deutschliebhaber aus aller Welt. Seit 1889, so lange wie an keiner anderen deutschen Universität, findet in Jena während der vorlesungsfreien Zeit ein solcher internationaler Sommerkurs, seit 1962 durchgehend jedes Jahr statt.

Teil des vierwöchigen Programms ist wie in jedem Jahr eine Lesung, zu der auch das außeruniversitäre Publikum herzlich eingeladen ist. Die deutsche Schriftstellerin Uljana Wolf liest am 11.8. um 20.15 Uhr in der Thalia-Buchhandlung in der „Neuen Mitte“ (Leutragraben 1, 07743 Jena, Eintritt 4 Euro) unter dem Titel „Falsche Freunde“ aus ihren Gedichtbänden. Der Titel weist dabei auf sprachliche Phänomene hin, die für jeden beim Erlernen einer Fremdsprache zur Hürde werden: ähnlich klingende Worte mit unterschiedlicher Bedeutung. Wolf, die auch als Übersetzerin tätig ist, weiß um die Tücken, die sich bei der Übertragung eines Textes in eine andere Sprache ergeben. Zudem verbindet sie ihr transkultureller Hintergrund – die Peter-Huchel-Preisträgerin lebt in Berlin und New York – mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Kurses.

Zur diesjährigen 74. Auflage erwartet die rund 50 Kursteilnehmer aus über 20 Ländern wieder ein abwechslungsreiches Programm mit Sprachunterricht, Fachvorträgen, Projektarbeit, Abendveranstaltungen und Exkursionen, etwa nach Weimar und Dresden. „Die Besonderheiten des ISG in Jena im Vergleich zu anderen Sprachkursen sind, dass wir zum einen eine methodisch-didaktische Ausrichtung für Lehrpersonen oder angehende Lehrerinnen und Lehrer anbieten. Zum anderen verfügen wir über ein sehr vielseitiges Vortragsangebot“, so Thomas Müller vom Institut für Auslandsgermanistik und Interkulturelle Wirtschaftskommunikation, der den ISG seit sieben Jahren leitet.

Auch wegen dieser Vielfältigkeit hat der Internationale Sommerkurs in Jena einen guten Ruf. Bei der Evaluation aus dem Jahr 2014 gab ein Großteil der Gäste an, wegen des hohen Ansehens des Kurses sowie des Instituts eine Entscheidung für Jena getroffen zu haben.
Damit auch weiterhin Deutschinteressierte aus aller Welt die Möglichkeit haben, an dem Kurs teilzunehmen, kooperiert die FSU seit diesem Sommer mit dem Studentenwerk Thüringen. „Unterbringungsmöglichkeiten sind in Jena rar, deshalb freuen wir uns über die Unterstützung durch das Studentenwerk“, so Müller.

Ein Großteil der Deutschlernenden kommt auch diesmal aus östlichen Ländern wie China, Kasachstan, Russland und Südkorea. Ebenfalls vertreten sind aber auch Italien und Spanien. Die internationale Ausrichtung des Kurses spiegelt sich jedoch nicht allein an den verschiedenen Kulturen wider, auch politische Ereignisse zeichnen sich ab – während im Vorjahr Teilnehmer aus der Ukraine absagen mussten, trifft es in diesem Jahr Gäste aus Griechenland.

Weitere Informationen zum Kurs und zum Programm sind zu finden unter: http://www.uni-jena.de/Internationaler_Sommerkurs.html.

(Zum Beitragsbild: Thomas Müller leitet den Internationalen Sommerkurs für Germanistik (ISG) an der FSU Jena (Foto: Jürgen Scheere / FSU).)

H&H Makler