Weite Klassenfahrt ins Studentenparadies

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Jena (ch/FSU) „Jena ist eine sehr interessante Mischung aus Großstadt und Dorf“, sagt Kamilia Armijos. Das 15-jährige Mädchen stammt aus Quito, in der Hauptstadt von Ecuador leben rund 1,4 Mio. Menschen. Sie und ihre sechs Mitschüler von der Deutschen Schule in Quito schwärmen schon „von den sehr netten Menschen“ in Jena, die sie seit Sonntag kennenlernen können.

Die sieben Schüler und ihre Lehrerin Zita Adamíková verbringen bis 1. Juni eine Probestudienwoche an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU). Ermöglicht wird ihnen die Reise nach Deutschland durch eine Förderung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) im Rahmen der Betreuungsinitiative Deutsche Auslands- und Partnerschulen sowie eine finanzielle Unterstützung durch die Universität.

„Die Schüler legen in ihrem Heimatland das deutsche oder das internationale Abitur ab, sprechen perfekt Deutsch und haben damit ideale Voraussetzungen für ein Studium in Deutschland“, sagt Prof. Dr. Eva Schmitt-Rodermund. „Mit der Probestudienwoche möchten wir sie für ein Studium in Jena motivieren“, nennt die Studiendezernentin der Uni Jena den Anlass für die weite „Klassenfahrt“. Schmitt-Rodermund hat vor vier Jahren eine Messe an der Deutschen Schule in Quito – die mit 1.600 Schülern eine der weltweit größten deutschen Auslandsschulen ist – besucht und den Austausch angeregt.

Die neue Kooperation hat sie gemeinsam mit der Zentralen Studienberatung und dem Internationalen Büro der FSU initiiert. Dessen Leiter Dr. Jürgen Hendrich freut sich, damit die erste Schülergruppe aus Lateinamerika an der Universität begrüßen zu können. Auch Rektor Prof. Dr. Klaus Dicke nahm sich die Zeit, um mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und fühlte sich sichtlich wohl.
Vorausgegangen war ein Wettbewerb, bei dem Schüler der Deutschen Schule in Quito ab der 10. Klasse Aufsätze oder Filme zum Thema „Die Welle“ einreichen konnten. „Jena ist bekannt für seine Forschungen in den Bereichen Optik und Photonik, aber der Begriff ist nicht nur als Lichtwelle, sondern auch im übertragenen Sinn als Bewegung oder Wandel zu verstehen“, erklärt die Leiterin des Studienplatzmarketings, Dr. Beate Gräf, den Hintergrund des Themas. Eine Jury hat die eingereichten Arbeiten bewertet und schließlich die Sieger gekürt – die nun ihren „Reisepreis“ angetreten haben.

Dass es sich um keine Klassenfahrt handelt, sondern auf sie ein straffes Programm wartet, ist den Schülern bewusst: „Wir wollen ja die Universität kennenlernen“, sagt Andrés Widmer, der wie vier Mitschülerinnen bereits Deutschlanderfahrung hat. Doch schon nach kurzem Aufenthalt können sich alle „vorstellen, in Jena zu studieren“, wie der 18-Jährige betont. Es gefällt den Südamerikanern. Nun werden sie Jenaer Sehenswürdigkeiten wie Planetarium und Optisches Museum besuchen und haben bereits die Umgebung bei einer Wanderung erkundet. Einblicke in den Uni-Alltag erhalten sie ebenso wie Gelegenheit zum Feiern: beim Sommerfest der Graduiertenakademie. Aber vor allem werden die Schüler bei der Studienfachwahl unterstützt: In einem Kompetenztest werden sie von Studienberatern über ihre Stärken und Schwächen aufgeklärt und während des Hochschulinformationstages am 1. Juni können sie sich über das Studienangebot der FSU informieren. „Der Hochschulinformationstag ist sozusagen der krönende Abschluss ihres einwöchigen Aufenthaltes in Jena, denn sie werden dort bei ‚Schlag den Prof‘ gegen ein Professorenteam antreten“, sagt Beate Gräf. „Und sie können es kaum erwarten!“

Warum man in Ecuador Deutsch lernt, hat oft etwas mit Familienbanden zu tun. Doch Nadia Álava bekennt zudem: „Deutsch öffnet viele Türen“ – und so will sie auf jeden Fall in Deutschland studieren. Jena gehört dabei zu den favorisierten Orten.

Foto: Rektor Prof. Dr. Klaus Dicke (Mitte rechts) begrüßte die Schülergruppe aus Quito und fühlte sich sichtlich wohl.
(Foto: Jan-Peter Kasper/FSU)