Baubeginn des Orangerie Ensembles vor 275 Jahren

0
781
Schloss Friedrichsthal 1708 (Original: ThStA Gotha)

Orangerie-Jubiläum

Von Uwe Ulrich, Öffentlichkeitsarbeit „Orangerie- Freunde” Gotha e.V.

Gotha. Die Orangerie Gotha gilt als eine der größten und schönsten barocken Orangerie-Anlagen im deutschsprachigen Raum. Ihre Ursprünge gehen bis auf das Jahr 1711 zurück, die heutige Anlage entstand zwischen 1747 und 1774 nach Plänen des Baumeisters Gottfried Heinrich Krohne für Herzog Friedrich III. von Sachsen-Gotha-Altenburg.

In den Jahren 1708 bis 1711 wurde der gothaische Oberbaudirektor Wolf Christoph Zorn von Plobsheim (1665-1721) von Herzog Friedrichs II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1676–1732) beauftragt, unterhalb der östlichen Festungsanlagen des Schlosses Friedenstein an der „Allee vor dem Siebleber Tor“ (heute Friedrichstraße) das Lustschloss „Friedrichsthal“ nach dem Vorbild des Schlosses von Versailles zu entwerfen. Gegenüber des repräsentativen Schlosses „Friedrichsthal“ errichtete von Plobsheim das sogenannte Ordonnanzhaus, in dem die berittene herzogliche Leibwache untergebracht wurde. Hinter dem Ordonnanzhaus wurde in Richtung zum Schloss Friedenstein eine terrassierte Gartenanlage angelegt, an deren Südseite ein Gewächshaus entstand, in dem die umfangreiche herzogliche Sammlung von Orangeriepflanzen untergebracht wurde. Die Gartenanlage erhielt ab 1732 unter anderem ein „Lusthaus“ und eine Fontäne durch den gothaischen Oberlandbaumeister Johann Erhard Straßburger (1675- 1754).

Friedrich III. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1699-1772) bestellte mit Wilhelm Ludwig Seitz (1687-1761) einen neuen Obergärtner für die Leitung der Gärten und der Orangerie. Durch ihn erfuhr das Areal gestalterisch eine Aufwertung. 1734 wurden das schmiedeeiserne Portal und das Zaungitter an der Straßenseite errichtet. Um die vorhandene wertvolle Orangerie-Sammlung zu präsentieren, fehlten Aufstellungs- und Überwinterungsmöglichkeiten. Dies bestärkte Friedrich III. in seinem Beschluss, eine Neugestaltung der Orangerie am gleichen Standort vorzunehmen.

Johann Erhard Straßburger legte 1735 die ersten Entwürfe für ein neues Treibhaus vor, die vom Herzog als nicht ausreichend abgelehnt und auch wegen der dafür veranschlagten Kosten nicht ausgeführt wurden. Das alte Orangerie Gebäude wurde lediglich repariert.

Den Auftrag zur Umgestaltung des Ordonanzgarten in einen „Orangengarten nach französischem Vorbild“ erhielt 1747 der am Weimarer Hof tätige Landesoberbaudirektor Gottfried Heinrich Krohne (1703-1756) vom Herzog und der Herzoglichen Kammer. Dabei sollte auf Wunsch des Herzogs die gesamte Neuanlage in Symmetrie zu Schloss „Friedrichsthal“ etwas gedreht werden. Der erste Entwurf sah eine einheitliche, symmetrische Gesamtanlage in Teatroform mit zwei großen Orangenhäusern und benachbarten Treibhäusern auf der Nord- und Südseite vor. Das Ensemble richtete er perspektivisch so auf das Schloss „Friedrichsthal“ aus, dass die Gebäude der Orangerie wie eine Verlängerung der Seitenflügel des Schlosses wirken und eine architektonisch wie optisch ansprechende Verbindung zum oberhalb gelegenen Schlosspark und Schloss Friedenstein bilden.

Das Ordonnanzhaus wurde 1747 abgebrochen und das Gelände eingeebnet. Auf der Nord- und Südseite wurde das Baugelände durch den Zukauf privater Gärten erweitert und mit dem Bau des südlichen Treibhauses begonnen. Johann Erhard Straßburger ist lediglich an den bauvorbereitenden Arbeiten beteiligt.

Das südliche Treibhaus wurde als erstes der vier vorgesehenen Orangerie-Gebäude schon 1748 fertiggestellt. Im selben Jahr wurde mit dem Bau des benachbarten „Laurier-Hauses“ („Lorbeerhauses“) begonnen, welches als Kalthaus (d.h. für die Überwinterung der kälteempfindlichen Orangerie-Pflanzen) konzipiert ist. Nachdem der Rohbau des „Lorbeerhauses“ 1750 fertiggestellt war, begannen die Arbeiten zur plastischen Ausschmückung im damaligen Rokoko-Stil. Mit der Fertigstellung des Hauses 1752 stand es im Sommer für festliche Veranstaltungen und im Winter für die repräsentative Ausstellung der Orangerie-Pflanzen, die hier überwinterten, zur Verfügung.

Herzog Friedrich III. beauftragte Johann David Weidner (1721-1784) im Jahr 1756 das nördliche Kalthaus („Orangenhaus“) zu beginnen. Der Siebenjährige Kriege verhinderte jedoch die Ausführung der Arbeiten. Im gleichen Jahr starb der Architekt der Orangerie, Gottfried Heinrich Krohne.

Für den Bau des nördlichen Treibhauses 1758 war ebenfalls Johann David Weidner verantwortlich. Es war baugleich mit dem südlichen Treibhaus und an der Symmetrieachse des Gartens gespiegelt.

Erst 1766 wurde mit dem Bau des „Orangenhauses“ nach kriegsbedingter Verzögerung begonnen. Die Arbeiten zogen sich unter dem Baumeister Weidner bis ins Jahr 1773. Der Auftraggeber Herzog Friedrich III. starb bereits vor der Fertigstellung des von ihm in Auftrag gegebenen Orangerie-Ensembles.

Die Arbeiten am Orangerie-Garten werden 1774 abgeschlossen. Die Garten-Entwürfe von Krohne wurden nicht mehr verwirklicht, da sich in den 27 Jahren Bauzeit der Anlage, der Gartengeschmack zu Gunsten englischer Landschaftsgärten verändert hatte. So wurden nur einfache Rasenparterres angelegt, um die herum Kübelpflanzen aufgestellt wurden. Im „Orangenhaus“ überwinterten vor allem Zitronen, Pampelmusen, Orangen und Pomeranzen und im „Lorbeerhaus“ u.a. Zypressen, Lorbeer, Oleander, Feigen und Myrten.

Bereits 1775 wurde auf Anordnung Herzog Ernsts II. (1745-1804) die plastischen Rokoko-Verzierungen an den Häusern entfernt und dem Orangen- und Lorbeerhaus ein schlichteres Erscheinungsbild verabreicht. Ihr damaliges Aussehen haben beide Häuser im Wesentlichen bis heute behalten.

Bei einem Luftangriff am 24. Februar 1944 wurde die Orangerie von zwei Luftminen getroffen. Während die erste in der Nähe des Musikpavillons unterhalb der Balustrade einschlug, traf die zweite beinahe direkt das südliche Treibhaus, dessen Mittelteil schwer zerstört wurde. Im benachbarten „Lorbeerhaus“ und in den dahinter liegenden Gewächshäusern gingen fast alle Scheiben zu Bruch. Im Jahr 1955 brach man das schwer beschädigte südliche Treibhaus ab.

Inzwischen gehören wieder vier Gebäude zum Orangerie-Komplex. Nach 16 Monaten Bauzeit konnte in diesem Jahr ein Kamelienhaus hinter dem nördlichen Treibhaus eröffnet werden, dass auf Initiative der „Orangerie-Freunde“ e.V. vollständig aus Vereinsmitteln und Spenden der Bevölkerung finanziert wurde.

Während in diesem Jahr der 275-jährige Beginn der Planungen und Bauarbeiten an der heutigen Orangerie begangen werden kann, erwartet die Besucher im Jahr 2024 der 250. Jahrestag der Fertigstellung des Orangerie-Ensembles in der heute noch existierenden Form.

Ordonanzgarten 1735 (Original: ThStA Gotha)
Lorbeerhaus Entwurf nach Krohne 1750 (Original: ThStA Gotha)
Entwurf Orangerie von Krohne Achse gedreht zu Schloss Friedrichsthal 1747 (Original: ThStA Gotha)
Entwurf von Krohne 1747 (Original: ThStA Gotha)
Friedrich III. von Sachsen-Gotha-Altenburg (Gemälde von Christian Schilbach, 1720)
Gottfried Heinrich Krohne

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT