Stadt Gotha trauert um Dr. Helmut Claus

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Forschungsbibliothek Gotha der Uni Erfurt lädt wieder zu „Perthes im Gespräch“ ein Foto: Stiftung Schloss

Gotha (red, 31. Juli). Am 26. Juli ist der langjährige Direktor der Forschungsbibliothek Gotha, Dr. Helmut Claus, in seiner Heimatstadt Gotha verstorben.

In einer Kondolenz würdigte Oberbürgermeister Knut Kreuch den Verstorbenen. „Ich bin ihm 1981 als Schüler auf den Spuren der Regionalgeschichte zum ersten Male in den dunklen, stillen Räumen der Forschungsbibliothek Gotha begegnet. Später sind wir uns oft über den Weg gelaufen, ob bei Veranstaltungen im Kulturbund, in der Bibliothek, bei Konzerten oder Symposien. Er war für mich der schützende Verwalter eines universitären Bibliotheksschatzes, der es verstand zu forschen und zu bewahren“, so Oberbürgermeister Knut Kreuch.

Helmut Claus, 1933 in Chemnitz geboren, wurde 1959 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Landesbibliothek Gotha. Nach einem Fernstudium der Bibliothekswissenschaften promovierte er 1973 über den Leipziger Buchdruck im 16. Jahrhundert. 1962 wurde er stellvertretender Direktor der Landesbibliothek, die 1969 den Namen Forschungsbibliothek Gotha erhielt. Von 1981 bis zu seinem Ruhestand 1996 wirkte er als Direktor der Bibliothek. Nachdem ihm bereits 1966 die Aufgabe der Melanchthon-Bibliographie übertragen worden war, konnte er dieses Projekt erst in den Jahren des Ruhestands zur Drucklegung bringen. Helmut Claus hat mit seiner Melanchthon-Bibliographie auch die Sammlungs- und Forschungsgeschichte Gothas zu Philipp Melanchthon, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht, um eine wichtige Facette erweitert. Die Bibliothek bewahrt heute eine der bedeutendsten europäischen Sammlungen von Melanchthoniana. Dr. Helmut Claus hat in seinem langen  Forscherleben weitere Publikationen meist zu den Beständen der Bibliothek veröffentlicht, so unter anderem einen „Slavia-Katalog der Landesbibliothek Gotha (1961), die Biografie „Johann Bugenhagen“ (1962), „Migration von Leipziger Bildstöcken“ (1966), die Gesamtübersicht „Bibliotheca Gerhardiana (1968), „Der Deutsche Bauernkrieg im Druckschaffen 1524-26“ (1975), „Die Zwickauer Drucke des 16.Jahrhunderts“, 2.Teile (1982, 1985), „Flugschriften der frühen Reformationsbewegung (1510-1524“ (1983) und „Das Leipziger Druckschaffen der Jahre 1518-1539“ (1987),

2018 wurde Dr. Helmut Clauß für seine Forschungen mit dem Internationalen Melanchton-Preis der Stadt Bretten geehrt. In der monumentalen Melanchthon-Bibliographie werden erstmals alle zu Lebzeiten Melanchthons von ihm im Druck erschienenen Werke vorgestellt. Das Kompendium erfasst rund 3.850 Drucke aus ganz Europa. Für alle künftigen Melanchthon-Forschungen stellt sie ein unverzichtbares Instrument zur Erschließung der Werke Melanchthons dar, heißt es in der offiziellen Begründung für die Preisvergabe.

Seine Forschungsbibliothek widmete ihm zu dieser Ehrung das von dem Reformationshistoriker Dr. Daniel Gehrt erarbeitete Werk „Melanchton in Gotha. Eine Sammlungs- und Forschungsgeschichte“. Die Anteilnahme der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Gotha gilt seiner Familie. „Gotha hat einen hervorragenden Bibliothekar und Wissenschaftler verloren“, so Oberbürgermeister Knut Kreuch in seiner Würdigung.

 

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