…und wieder gräbt sich „Doc Martens“ in die Erdgeschichte

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Georgenthal (red, 7. August). Als Dr. Thomas Martens noch an der Bergakademie Freiberg ein Student war, hatte er auch eine Diplomarbeit zu schreiben. Das liegt jetzt beinahe 50 Jahre zurück…
Für diese Arbeit grub er im Steinbruch Bromacker, der zu Georgenthal gehört, auf der Suche nach Fossilien.
Das war 1974: Das Jahr, als er erste Knochenreste eines Ursauriers fand.

Dieser Fund von Resten jener Tiere, die vor 280 Mio. Jahren lebten, änderte alles an seinem Leben, die Suche nach weiteren Spuren aus der Erdgeschichte bestimmte seither sein Leben. Sie machten ihn noch zu DDR-Zeiten zu einem weltweit geschätzten Fachmann. Denn seine Funde belegten zweifelsfrei, dass es den Urkontinent Gondwana gab und dass damals Nordamerika und Europa eins waren.

Nach der Wiedervereinigung führte Dr. Martens mit David Berman und Amy Henrici vom Carnegie Museum in Pittsburgh und Stuart S. Sumida von der California State University, San Bernardino, 1993 bis 2010 jährliche Grabungen durch, die zahlreiche, teils komplette Skelette in einem für Europa einzigartigen Erhaltungszustand lieferten.

Nun ist er bald 70 Jahre alt – und buddelt immer noch im Bromacker. Aktuell läuft seit einem Jahr ein interdisziplinäres Forschungsprojekt. Es schließt nahtlos ans Lebenswerk von Martens an: Gesucht sind wieder, immer noch und bis 2025 detaillierte Einblicke ins Leben und die Evolution früher Landwirbeltiere und ihrer Lebensräume.

Das passiert ganz öffentlich – Neugierige sind an der Grabungsstelle jederzeit willkommen. So möchten die Forscher auch Allgemeinwissen vermitteln, ihre Arbeit transparent machen: Anhand der Fossillagerstätte Bromacker wird ein Fenster zur frühen Evolution der Landwirbeltiere geöffnet.

„Oscar am Freitag“-TV war vor Ort und fand mit Dr. Tom Hübner einen nicht nur kenntnisreichen, sondern auch auskunftsfreudigen Gesprächspartner. Hübner ist Kurator der geowissenschaftlichen Sammlungen auf Schloss Friedenstein, die zu Martens Zeiten vor allem ins und zum früheren Naturkundemusem gehörten, das nun das Herzogliche Museum ist mit einer ganz anderen Ausrichtung.

Umso wichtiger ist, dass diese langfristige Grabung ins Licht der Öffentlichkeit gesetzt wird.

Das „Projekt BROMACKER“ startet im August 2020. Nach mehr als einem Jahrzehnt gibt es dort erstmals wieder systematische Ausgrabungen und geologische Bohrungen.

Bis 2025 arbeiten das Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung des Museums für Naturkunde Berlin, die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, die Friedrich-Schiller-Universität Jena und der UNESCO Global Geopark Thüringen Inselsberg – Drei Gleichen zusammen. Das deutschlandweit einzigartige Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

STIMMEN ZUM PROJEKT

Dreidimensionale Fossilien
„Die Bromacker-Fundstelle ist weltweit einzigartig, wenn es um erstklassig erhaltene, dreidimensionale Wirbeltierfossilien und eine außerordentlich große Artenvielfalt im frühen Perm vor etwa 290 Millionen Jahren geht“, so Jörg Fröbisch, Professor für Paläobiologie und Evolution und Projektleiter des Berliner Naturkundemuseums.

Das legendäre „Tambacher Liebespaar“ – oder auf Latein „Amphibs seymouria sanjuanensis“. Foto: Freistaat Thüringen, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Weimarstiftung Schloss Friedenstein Gotha/Oliver Wings

Wissenschaftskommunikation der Zukunft
„Dieses Projekt verbindet erstmals die Forschungsfelder Naturwissenschaft und Wissenstransfer auf Augenhöhe. BROMACKER hat das Potenzial, deutschlandweit und international ein beispielgebender Ansatz für mehr Dialog über Forschung zu sein“, sagt Tobias Pfeifer-Helke, Direktor der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, in deren Sammlungen auch die Fossilien der bisher in der Fossillagerstätte entdeckten zwölf Arten von Landwirbeltieren zu Hause sind.

Laien bekommen Einblick auf die Arbeit von Paläontologen
„In der thüringischen Ausgrabungsstätte sollen Besucher die Arbeit der Paläontologinnen und Paläontologen verfolgen und einen authentischen Blick auf die Arbeitsplätze in einer der weltweit bedeutendsten Fossillagerstätten bekommen“, sagt Syliva Reyer-Rohde, Leiterin des Managementbüros des UNESCO Global Geopark Thüringen Inselsberg – Drei Gleichen.

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