9. Thü­ringer Tourismuspreis vergeben

0
1021
Screenshot: OaF

Erfurt (red, 29. Oktober). „Tür an Tür mit Thüringen“ – das Motto der aktuellen Kampagne für den Urlaub im Freistaat bildete den Rahmen für den diesjährigen Tourismustag. Die Veranstaltung sucht Antworten auf die in der Corona-Pandemie drängenden Fragen, wie sich der Tourismus verändert, wie die Krise überwunden werden kann und welche Chancen sich dennoch bieten.

Um zu zeigen, wie aus der aktuell angespannten Situation auch Neues entstehen kann, wurde der Thüringer Tourismuspreis 2020 an herausragende Ideen, Ansätze und Geschäftsmodelle vergeben, die in Zeiten des Lockdowns entstanden sind.

Die Eröffnung des Tourismustags wurde ebenso wie die Verleihung der Thüringer Tourismuspreise in Vertretung des Wirtschaftsministers von Wirtschaftsstaatssekretärin Valentina Kerst vorgenommen.

Aufgrund der Pandemie gab es in diesem Jahr allerdings keine Präsenzveranstaltung. Alle Vorträge, die Podiumsdiskussion und die Preisverleihung finden sich unter: https://www.thueringer-tourismustag.info/livestream-thueringer-tourismustag-2020.

„Die Corona-Pandemie trifft vor allem das Thüringer Gastgewerbe hart und erfordert von ihr viel Durchhaltevermögen, Initiative und Kreativität “, so Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee. Nachdem die Gäste- und Übernachtungszahlen der ersten beiden Monate des Jahres deutlich über denen des Jahres 2019 lagen, folgte durch die Corona-Pandemie im März, April und Mai der Rückgang bei den Übernachtungen und Ankünften von bis zu 95 Prozent; bei den Umsätzen im Durchschnitt 38 Prozent für das gesamte Thüringer Gastgewerbe.

Im Juli und August folgte eine deutliche Erholung, wenngleich die Ankünfte und Übernachtungen immer noch knapp 20 Prozent unter 2019 lagen. „Zuletzt kamen wieder mehr Gäste nach Thüringen. Thüringen punktet mit der Kombination aus kultureller Vielfalt und landschaftlicher Schönheit, die einzigartig und zudem ‚Tür an Tür‘ sind“, sagte Tiefensee. Insbesondere Ferienhäuser und -wohnungen sowie die Campingplätze seien sehr stark nachgefragt gewesen. Die weitere touristische Entwicklung hänge nun allerdings sehr stark vom weiteren Infektionsgeschehen ab, betonte der Minister.

„An der Gästenachfrage in den Thüringer Beherbergungsbetrieben für die bald endenden Herbstferien sehen wir: Die Reiselust bleibt auch in Coronazeiten ungebrochen“, erklärt Dr. Franz Hofmann, Geschäftsführer der Thüringer Tourismus GmbH, zum heutigen Tourismustag. „Leider wirft die Pandemie nun erneut ihre Schatten voraus und seit gestern wissen wir, dass wir für den November mit erheblichen Einschränkungen im Reiseverkehr und -verhalten in Thüringen rechnen müssen. Als touristische Landesmarketingorganisation Thüringens haben wir vor diesem Hintergrund nun verstärkt die Kommunikation und Unterstützung unserer touristischen Leistungsträger im Blick. In erster Linie ist das Tourismusnetzwerk Thüringen hier unser Kanal, um Transparenz in der Branche zu schaffen. Denn gerade jetzt ist es umso wichtiger für uns, Präsenz zu zeigen und weiter an Lösungen für einen wettbewerbsfähigen Thüringen-Tourismus für die kommenden Monate und Jahre zu arbeiten – sodass unsere Tourismusbetriebe gestärkt aus dieser Krise gehen können.“ Die TTG halte dafür bereits Maßnahmen und Angebote vor, welche die lokalen Tourismusakteure unterstütze, erklärt Hofmann weiter.

Die Tourismus-Kampagne „Tür an Tür mit Thüringen“ ist eine dieser Maßnahmen – sie wird vom Wirtschaftsministerium mit 500.000 Euro finanziert und ist gleichzeitig auch das Leitmotto der Messe Reisen & Caravan, die heute in Erfurt beginnt. „Die Kampagne erfreut sich nicht nur großer Beliebtheit, sondern ist auch ein wunderbares Beispiel dafür, wie alle Thüringer Reiseregionen in der Krise an einem Strang ziehen“, so Tiefensee. Mit groß angelegten Werbemaßnahmen wie Außenwerbung, Medien-Kooperationen sowie Print- und Online-Werbung werden potenzielle Thüringen-Gäste auf die Kampagnen-Website nebenan.thueringen-entdecken.de aufmerksam gemacht. Hier werden inspirierende Geschichten aus jeder der 12 Reiseregionen präsentiert. Mit einer aktuellen Online-Reichweite von rund 18 Millionen sogenannten Impressions – also der Sichtkontakt zwischen dem Werbeinhalt und dem Nutzer – haben bisher rund 54.000 Nutzer diese Website besucht. Das sind durchschnittlich mehr als 400 Nutzer am Tag.

Mit der Kampagne startete im Juni auch die Tourismusdatenbank ThüCAT (Thüringer Content Architektur Tourismus), in die die touristischen Akteure ihre Informationen eingeben können und durch die dann touristischen Inhalte digital besser auffindbar, verknüpfbar und damit vermarktbar sind. „ThüCAT ist ein zentrales Werkzeug für den Thüringen Tourismus, wenn es um die digitale Präsenz und Attraktivität geht“, sagte Tiefensee. Jedem Tourismusakteur werde empfohlen, seine touristischen Daten einzupflegen – organisiert und strukturiert wird dieser Prozess über die regionalen Tourismusverbände. Für die Anbindung an ThüCAT werden die touristischen Akteure mit einem einmaligen Zuschuss von 7.500 Euro unterstützt. „Alle unsere Destinationsorganisationen sind inzwischen vertraglich gebunden, geben ihre Daten ein und ermutigen ihre Betriebe zum Mitmachen. So dient die Digitalisierung dem Ausbau der Tourismuskompetenz vor Ort“, so Tiefensee. Damit sei die Datenbank nicht nur ein wichtiges Instrument, um potentielle Urlauber gezielt mit Reise-Informationen aus Thüringen zu versorgen, sondern mit Blick auf Corona auch eine zukunftweisende Maßnahme, um die touristischen Angebote aus Thüringen sichtbarer und wettbewerbsfähiger zu machen.

Zur Stärkung der Tourismuskompetenz vor Ort trägt auch die Zertifizierung der regionalen Tourismusverbände als sogenannte „Destinationsmanagement-Organisationen (DMO)“ bei. Mittlerweile gibt es bereits neun anerkannte DMOs, die sich hohen Qualitäts- und Informationsstandards verpflichtet haben, um den Bedürfnissen der Gäste besser gerecht zu werden. Hierzu zählt auch die Anbindung an ThüCAT sowie die Funktion als „Coach und Berater“ gerade für kleine Betriebe in der Region. Auch der Ausbau der touristischen Infrastruktur ist eine wichtige Voraussetzung für nachgelagerte private Investitionen und Initiativen. Im Jahr 2020 investierte das Wirtschaftsministerium wieder etwa 20 Millionen für touristische Infrastrukturprojekte. „Hier gilt ein großer Dank den Kommunen, die trotz der nicht einfachen finanziellen Situation weiter in den Tourismus investieren. Gerade in ländlichen Räumen kann das ein Stabilisator für die Kommunal- und Regionalentwicklung sein“, so Tiefensee.

Qualifizierte Fachkräfte sind dabei ebenso ein wertvolles Potenzial. Die Zahl der Beschäftigten im Gastgewerbe sank von März bis Mai um gut 10 Prozent. Mit Beginn des neuen Ausbildungsjahres haben das Wirtschaftsministerium und der DEHOGA Thüringen deshalb die „Ausbildungskoordination“ neu ausgerichtet. Dabei akquiriert der DEHOGA intensiv Nachwuchskräften aus verschiedenen Herkunftsländern und betreut diese rundum – von der Vermittlung in die Betriebe, dem Sprachunterricht bis hin zu praxisorientierten Ergänzungsseminaren. Für das Projekt stellt das Wirtschaftsministerium im Zeitraum 2020 bis 2023 insgesamt rund 600.000 Euro zur Verfügung.

„Die Lage bleibt weiterhin angespannt. Wir werden die Branche weiterhin nach Kräften unterstützen. Sei es bei der Bereitstellung digitaler Infrastruktur, Förderung vor Ort, bei der Qualifizierung sowie natürlich auch mit den coronabedingten Unterstützungsangeboten wie etwa der diese Woche gestarteten Überbrückungshilfe II, die das Land noch einmal aufstockt“, so Tiefensee abschließend. Der Tourismustag ist die wichtigste Jahresveranstaltung der Thüringer Tourismusbranche und wird vom Thüringer Wirtschaftsministerium in Kooperation mit den Industrie- und Handelskammern, dem DEHOGA Thüringen e.V. sowie der Thüringer Tourismus GmbH ausgerichtet.

Thüringer Tourismuspreis vergeben
„Auch bei den Preisträgern und den Anerkennungen des Tourismuspreises wird deutlich, dass hier unternehmerische Initiative, Kreativität und vor allem Mut zum Handeln in der Krise bestimmend waren. Originelle touristische Angebote entstehen oft aus langen Überlegungen zur Positionierung im Markt – hier entstanden sie spontan, um neue Wege zu gehen und die Existenz zu sichern“, so Tiefensee.

Der Thüringer Tourismuspreis wird – in Koopera­tion mit dem ADAC Hessen-Thüringen – in diesem Jahr zum neunten Mal vergeben. Unter den insgesamt 54 Einreichungen werden die Gewinner in drei Kategorien gekürt: die Mutmacherpreise „Kreatives Management in der Krise“ und „Digitale Lösungen in der Krise“ sowie der Nachwuchspreis „Heute an morgen denken – Erfolgsideen für die Zukunft“ für junge Leute, die neue Wege aus der Corona-Krise erdacht und umgesetzt haben.

„Es gehört zu den Kernaufgaben des ADAC Hessen-Thüringen, den Tourismus in Thüringen zu fördern und unsere Mitglieder auf Reisen und in ihrer Freizeit zu unterstützen. Das Jahr 2020 stellt eine enorme Herausforderung für die Tourismusbranche dar. Umso bemerkenswerter finden wir die innovativen Ideen und Konzepte, die in dieser schwierigen Zeit entwickelt und umgesetzt wurden. Mit dem Tourismuspreis möchten wir die kreativen und couragierten Köpfe auszeichnen, die Mut machen und durch ihren Einfallsreichtum der Coronakrise die Stirn geboten haben“, sagt Roland Geiling, Vorstand Reise, Freizeit und Tourismus des ADAC Hessen-Thüringen.

Die Gewinner erhalten je ein Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro sowie einen Imagefilm und ein Glasschild mit dem Tourismuspreis-Logo für ihr Marketing.

 

Die Preisträger des Tourismuspreises 2020 sind:
„Mutmacherpreis „Kreatives Management in der Krise“: Festival Twenty Fast Forward (20ff)

… für das außergewöhnliche Engagement in diesem außergewöhnlichen Sommer.

Nach der notwendigen Absage der Thüringer Bachwochen entstand die Kooperation der Thüringer Bachwochen mit dem Molsdorfer Kultursommer und der Veranstaltungsstätte Franz Mehlhose. Das „Festival 20ff“ sollte als gemeinsames Projekt Kultur im kleinen Rahmen wieder möglich machen. Vom 1. bis 19. Juli 2020 wurde mit der Konzertreihe ein Podium für Künstlerinnen und Künstler geboten, die wieder vor Publikum spielen und hör- und sichtbar sein wollten. Ein Raum, 90 Plätze, 60 Minuten Konzert – kulinarisch unterstützt von der Weinbar aus Weimar. Mit großem Engagement haben die Veranstalter Kultur wieder möglich gemacht.

Anerkennungen erhalten: „Rennsteigläufer at Home“ und „Weinbar Weimar“ (beide Platz 2) sowie das „Weimarer Stadtführungsangebot

Kategorie “Mutmacherpreis Digitale Lösungen in der Krise“: das Hotel Amalienhof in Weimar

… für seinen YouTube-Channel, um den Kontakt mit den Gästen zu halten.

Mit dem YouTube-Kanal „Hotel TV 5.0“ hat Geschäftsführerin Claudia Wiessner zusammen mit Filmemacher Stefan Schmidt eine ganz besondere Idee umgesetzt. Mit den zweimal wöchentlich erscheinenden Videos hält sie den Kontakt zu ihren Gästen und gewinnt neue hinzu. Gerade die Überraschungsaktionen wie ein Ständchen zum Geburtstag machen das Angebot zu etwas Besonderem. Der Kanal bietet nicht nur eine Plattform für den Kontakt mit Gästen, sondern ist auch ein großer Motivationsschub und Spaß für die Mitarbeiter. Der Kanal wird als Blick hinter die Kulissen sowie der Kommunikation mit Partnern und Gästen weiter aufrechterhalten.

Anerkennungen: „Museums against Corona“ des Direktors der Mühlhäuser Museen, Thomas T. Müller mit Sohn Paul, der zahlreiche Videos zu den Museen drehte, sowie die „# Wiederauf“ Kampagne des Regionalverbunds Thüringer Wald mit 360-Grad-Impressionen und Informationen.

Nachwuchspreis „Heute an morgen denken – Erfolgsideen für die Zukunft“: die Spa-Villa Wingerode

… für die Kommunikation über neue Social-Media-Kanäle.

Charlotte Schmerbauch, die 20-jährige Tochter der Geschäftsführerin Diana Keppler-Schmerbauch, hat facebook und Instagram als Social-Media-Kanäle für das Hotel eingeführt, um die Gäste täglich mit besonderen Videos, Tipps und Tricks zu begeistern und die ,,Spa Villa-Community“ zu stärken. Das Angebot wurde sofort gut angenommen, die Abonnentenanzahl hat sich in der Zeit um 15.000 Follower verdoppelt. Über den Gutschein-Verkauf (Wellnessauszeit mit Übernachtung in exklusiven Wellness-Suiten) auf der Homepage des Hotels konnten ebenfalls Einnahmen generiert werden. Charlotte Schmerbauch steht bereits seit der Eröffnung des SPA VILLA Beauty & Wellness Resorts 2012 mit Herzblut hinter dem Familienunternehmen. Nach der Fachhochschulreife begann sie ein Fernstudium im Bereich Hotelmanagement sowie eine 2-jährige Kosmetikausbildung, die sie im Juni 2020 als ,,Beste Auszubildende“ abgeschlossen hat.

Anerkennungen: die Aktion „Umdenken im Tourismus“ der IUBH Erfurt sowie das Gasthaus „ZUR NOLL“ in Jena und das Aposto Restaurant in Gera für ihre digitalen Aktionen während der Corona-Krise.

Die Filme zu den Tourismuspreisträgern:
Boutique-Hotel Amalienhof: https://vimeo.com/472903342

20ff: https://vimeo.com/472909888

Spa Villa: https://vimeo.com/472913072

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT