50. Ernst-Abbe-Kolloquium am 24. Oktober in Jena mit Schweizer Chemiker Prof. Dr. Dieter Seebach

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Längst sind die Zeiten – falls es sie je gab – vorbei, in denen Wissenschaftler in Elfenbeintürmen auf die brillante Idee hofften und ausschließlich der Zufall den Fortschritt bestimmte. Wissenschaft heute ist auch eine Managementaufgabe. Daher ist sich Prof. Dr. Dieter Seebach sicher: „Man kann Forschung planen“. Was man aber nicht könne, betont der Chemiker von der ETH Zürich, sei die Ergebnisse der Forschung vorherzusagen, denn „Entdeckungen kann man nicht planen“.

Für Seebach bleibt „Forschung eine Fahrt ins Blaue“, wie er am Montag, dem 24. Oktober, um 17.00 Uhr im Zeiss-Planetarium (Am Planetarium 5) in Jena darlegen wird. Der renommierte und produktive Organische Chemiker – mit weit über 800 Publikationen – spricht im Rahmen des Ernst-Abbe-Kolloquiums, das von der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Ernst-Abbe-Stiftung ausgerichtet wird. Seit der Gründung der Vortragsreihe im Jahr 1992 ist es das 50. Ernst-Abbe-Kolloquium, das in bewährter Weise wissenschaftliche Highlights auf allgemeinverständliche Art präsentiert – und dies bei freiem Eintritt.

In seinem Vortrag wird Prof. Seebach, der auch nach der Emeritierung ein kleines Labor führt, darstellen, wie seine chemische Neugier „zu strukturellen, biologischen und medizinischen Fragestellungen führte“. Und er wird seinen Weg zu Lösungen beschreiben, u. a. am Beispiel der Peptidchemie, auf die Seebach nur „per Zufall“ stieß. Neuartige Modifikationen von natürlichen Eiweißstoffen, sogenannte beta- und gamma-Peptide, unterscheiden sich von den natürlichen Vorbildern, den alpha-Peptiden, lediglich dadurch, dass in jeder Aminosäurekomponente der Peptidketten ein zusätzliches Kohlenstoffatom eingebaut ist.

Dennoch haben sich beispielsweise beta-Peptide als eine völlig neuartige Klasse unnatürlicher peptidischer Oligomere entpuppt, mit sehr überraschenden chemischen und biologischen Eigenschaften und mit Anwendungen in der Medizinalchemie, wie Seebach im seinem Vortrag darlegen wird. Nicht zuletzt stellt der vielfach ausgezeichnete Schweizer Chemiker – nach dem ein Reaktionstyp, die Corey-Seebach-Reaktion, mitbenannt ist – neue Entwicklungen in der weltweiten Forschung auf den Prüfstand – und diskutiert sie mit den Zuhörern, die herzlich ins Planetarium eingeladen sind.