Authentisch geblieben

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1991 gegründet, ist die Seeberger Band Daily Dirt nach den Thors die zweite in der Region, die in diesen Tagen das 20-jährige Jubiläum feiern kann. Wir sprachen mit Bandleader, Gründungsmitglied und Leadgitarrist Dominik Gedig.

Herr Gedig, wie erreicht man dieses biblische Alter?
Gedig: Ich fühle mich mit 37 eigentlich noch ganz agil …

Gut, dann genauer: dieses für Rockbands biblische Alter?
Da kommen sicher einige Faktoren zusammen. Man braucht in jedem Fall eine kritische Masse an Bandmitgliedern, die bei der Stange bleiben, auch wenn andere gehen und kommen. Diesen harten Kern findet man bei allen Combos, die sich über die Zeiten behauptet haben. Und dann braucht man natürlich auch eine Portion Glück, schließlich weiß man als 16- oder 17-Jähriger noch nicht, wohin die Reise des Lebens gehen wird.

Ist das Jubiläum eher dem Glück als harter Arbeit geschuldet?
Nein, natürlich nicht, beides muss sich aber ergänzen. Hartes Proben gehört nunmal dazu; aber es gibt eben auch eine Reihe von äußeren Einflüssen, die man nicht steuern kann.

Spielen Sie damit auf Gründungsmitglied und den langjährigen Sänger Thomas „Walli“ Schuchardt an, der seinen Part in der Band vor zwei Jahren der Liebe wegen aufgegeben hat?
Das war zwar nicht meine Absicht, aber es ist ein gutes Beispiel: Wenn ein Urgestein und noch dazu der Sänger von Bord geht, ist das natürlich eine kritische Situation. Da braucht man starken Willen, um weiterzumachen. Alle Bandmitglieder haben daran aber keinen Zweifel gelassen. Und die Portion Glück kommt ins Spiel, indem wir nahtlos in Thomas Köhler einen neuen Frontmann gefunden haben, der nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich passt.

Haben Sie selbst auch schon einmal daran gedacht, die Flinte bzw. die Gitarre ins Korn zu werfen?
Einmal? Dabei ist es bestimmt nicht geblieben, aber nie hat sich der Gedanke bis zum nächsten Morgen gehalten.

Höhen und Tiefen in 20 Jahren –nennen Sie uns je ein Beispiel!
Der traurigste Zeitpunkt in der Bandgeschichte war 1996, an dem unser damaliger zweiter Gitarrist Matthias Schein bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Ein Foto von ihm hängt im Proberaum; damit ist er irgendwie immer noch dabei. Den besten Moment zu charakterisieren, fällt schwer. Vielleicht war es der Ostergig 2008, bei dem sich herausstellte, dass die 2007 geänderte Besetzung als Daily Dirt reloaded genau den Nerv des Publikums trifft.

Hat sich mit wechselnden Besetzungen der Musikstil geändert?
Sagen wir mal so: Das Programm unterlag natürlich Veränderungen, mit neuen Köpfen kommen zwangsläufig auch neue Titel und Ideen für die Bühnenshow. Der Stil ist mit handgemachtem Rock’n’Roll im Wesentlichen gleich geblieben. Wir haben 1991 mit Coverversionen von AC/DC angefangen, die wir auch heute noch verehren, und daraus hat sich mit den Jahren der typische Dirt-Sound entwickelt.

Den Sie wie umschreiben würden…
… gitarrenlastig, röhrenwarm angezerrt und authentisch.

Entwickelt man eigentlich auch als Hobby-Band Starallüren?
Ohne Blumenstrauß und Schampus backstage  geht’s nicht auf die Bühne … (grinst) Aber mal im Ernst: Ich bin froh, dass wir da auf dem Teppich geblieben sind, was uns zum Glück immer wieder bescheinigt wird. Bei uns gibt es auch keine hierarchische Unterscheidung zwischen Musikern und Technikern.

Haben Sie alles erreicht, was Sie mit der Band erreichen wollten?
Ich für meinen Teil muss nicht in Wembley gespielt haben. Wir haben Spaß an der Musik, kommen gut herum und bereiten dem Publikum Freude.

Und mit Mitte 60 stehen Sie noch auf der Bühne wie Keith Richards?
Nicht unbedingt wie er, gern aber wie Angus Young.

Die große Geburtstagsparty von Daily Dirt stieg am 23.12.2011 im Gemeindesaal Schwabhausen. Der Beitrag erschien in der Gothaer Ausgabe des Lokalmagazins „Oscar am Freitag“.