Barrierefrei und energetisch effizient

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Körperlich behinderte Mädchen und Jungen können ab sofort am Gustav-Freytag-Gymnasium in Gotha-Siebleben das Abitur anstreben. Die Schule ist nach fast eineinhalbjähriger Bauzeit nun komplett barrierefrei gestaltet und verfügt zudem über ausreichend behindertengerechte Sanitäreinrichtungen.

Bisher hat im Landkreis Gotha lediglich die Kooperative Gesamtschule Herzog Ernst die baulichen Voraussetzungen erfüllt, um Kindern mit Handicap eine gymnasiale Ausbildung anbieten zu können. Neben der Barrierefreiheit verbesserte der Landkreis als Schulträger auch die Energieeffizienz des Siebleber Schulensembles: Neue Fenster und Außentüren sowie eine Dachdämmung für die Schulsporthalle wurden seit Herbst 2009 realisiert. Insgesamt investierte das Landratsamt in diesem Zeitraum rund 1.090.000 Euro in den Standort. Drei Viertel des Betrags wurden über das Konjunkturpaket II und damit über Bundesmittel finanziert.

Meilenstein für das gemeinsame Lernen

Der Löwenanteil der Investition entfiel mit rund 670.000 Euro auf die Barrierefreiheit. Dafür entstanden unter anderem ein Fahrstuhl und zusätzliche Flure, die beide Gebäudeflügel verbinden, womit Menschen im Rollstuhl der Zugang zu allen Etagen des Schulhauses ermöglicht wird. Im Schulgebäude existiert nun eine behindertengerechte Toilette, in der Sporthalle zusätzlich zur Behindertentoilette eine entsprechende Dusche.

Das Außenareal büßte im Zuge des Umbaus Stufen und Hindernisse ein, so dass selbst bei der Pausengestaltung keinerlei Unterschiede mehr bestehen. Landrat Konrad Gießmann: „Unser Ziel als Schulträger ist es, talentierten Kindern mit körperlichem Handicap die gleichen Chancen zu bieten wie deren Altersgenossen. Von jedem allgemeinbildenden Schultyp halten wir deshalb eine barrierefreie Einrichtung vor: bei den Grund- und Regelschulen vereint am Standort der Burgenlandschule in Günthersleben-Wechmar und nun bei den Gymnasien in der Siebleber Schule Gustav Freytag.“ Die Wahl sei auf das Ensemble gefallen, da es als später DDR-Plattenbau bereits über breite Flure und eine geeignete Konstruktion verfügte, die das Anbringen eines Fahrstuhls erleichterte. Darüber hinaus haben sich Schulleitung und Lehrerkollegium intensiv mit den besonderen Herausforderungen der integrativen Beschulung auseinandergesetzt und entsprechende inhaltliche Vorarbeit geleistet.

Über die Fertigstellung der Barrierefreiheit freut sich allen voran die zehnjährige Desiree Scholz aus Tabarz. Sie ist auf Rollstuhl oder Gehhilfen angewiesen und besucht seit Schuljahresbeginn in Siebleben die Klasse 5/1. Das äußerst begabte Mädchen hat bereits eine Klassenstufe übersprungen und hätte in einem Förderzentrum das Abitur nicht ablegen können. Dass der angestrebte Schulabschluss jetzt heimatnah im Gothaer Gustav-Freytag-Gymnasium möglich ist, empfindet die Familie als Glücksfall. Andernfalls hätte Desiree an einer anderen Einrichtung weit außerhalb des Landkreises ihre Hochschulreife anstreben müssen.

„Das anhaltende Engagement in Sachen Barrierefreiheit ist ein Alleinstellungsmerkmal des Landkreises Gotha. Zusätzlich zu den komplett barrierefreien Schulen haben wir auch an anderen Standorten bei Sanierungen, Um- oder Ausbauten die Belange körperlich behinderter Menschen berücksichtigt, wo immer es möglich war, und entsprechende Sanitäranlagen, Zuwegungen und Parkplätze eingerichtet“, so Gießmann.

Energieeffizienz gesteigert

Neben der Barrierefreiheit war die Verbesserung der Energiebilanz ein Schwerpunkt bei den Arbeiten. Die Sporthalle erhielt 2009 und 2010 eine Dachdämmung im Wert von 80.000 Euro, die Wärmeverluste minimiert. Das Schulhaus selbst verfügt seit vergangenem Jahr durchgängig über isolierte Fenster und Türen im Wert von 340.000 Euro. Zeitgleich wurde an der Süd-, Ost- und Westseite ein effektiver Sonnenschutz angebracht. Die Baumaßnahmen wurden federführend vom Hoch- und Tiefbauamt des Landkreises koordiniert und vom Planungsbüro AIG Gotha umgesetzt.

Publiziert: 16. Mai 2011, 12.59 Uhr

H&H Makler