Das „Weiße Gold“ ist da!

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Schloss Friedenstein macht in letzter Zeit von sich reden, und das nicht nur durch große Ausstellungen, sondern durch zahlreiche Publikationen, in denen seine Schätze der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Besonders wichtig sind dabei die Bestandskataloge, die die Basis für die weitere wissenschaftliche Erforschung des „Barocken Universums“ bilden.

Anfang Juni erscheint ein neuer Bestandskatalog und damit schon die fünfte Publikation in diesem Jahr. Nur ein Jahr nach dem Katalog „Rotes Gold“ zur weltweit einzigartigen Sammlung an Böttgersteinzeug auf Schloss Friedenstein strahlt jetzt das „Weiße Gold“ zwischen Buchdeckeln:
Der Katalog zum Meissener Porzellan des 18. Jahrhunderts ist gedruckt. Der reich bebilderte Katalog enthält zahlreiche ganzseitige Fotos, aber auch viele Detailaufnahmen der kostbaren Stücke. Er kostet 19,80 €. Beide Keramikkataloge, „Das rote Gold“ und „Das weiße Gold“, sind aber auch im Schuber erhältlich und kosten zusammen nur 34,80 €.
Im Katalog gibt es viel zu entdecken. Denn trotz aller historischen Verluste ist die Sammlung der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha an Meissener Porzellan aus dem 18. Jahrhundert in ihrer Vielfalt und Qualität beeindruckend. Anhand der Gothaer Porzellane eröffnet der Katalog die verspielte, verzauberte Welt des Rokoko und zugleich eine deutsche Kulturgeschichte.

Ute Däberitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, und Stiftungsdirektor Dr. Martin Eberle befassen sich in ihren Beiträgen mit dem Siegeszug des Porzellans in Europa und seiner besonderen Geschichte in Gotha. Der Band kann dadurch Interessierten einen fundierten Einblick in die aufregende erste Zeit in Meissen bieten, in der das Porzellan neu erfunden wurde, aber auch die Grundlage für eine fokussierte Beschäftigung besonders mit der Gothaer Situation bilden.

Ute Däberitz hat den Katalog erstellt und geht speziell auf die Sammlerin Luise Dorothea ein. Die Herzogin der Aufklärung in Gotha schuf nicht nur einen Musenhof, der eine würdige Entsprechung zu dem Anna Amalias in Weimar bildete, sondern legte eine feine, in sich geschlossene Porzellansammlung an. Luise Dorothea erwarb gezielt Meissener Porzellan im Geschmack des Rokoko. Dazu zählen ausgefallene Toilettengarnituren und Service ebenso wie Porzellantiere – allen voran die Möpse, Modetiere des Rokoko, aber auch Eichelhäher oder Kakadus –, exotische Figuren und Schauspieler.

Die bedeutenden Künstler der Meissener Manufaktur, der Maler und zeitweilige Direktor Johann Georg Höroldt und der Modelleur Johann Joachim Kaendler, sind mit zahlreichen Stücken in der Sammlung vertreten.  Friedrich den Großen und Luise Dorothea vereinte die gemeinsame Leidenschaft zum „Weißen Gold“; der Preußenkönig schenkte der Herzogin wertvolle Objekte aus seiner eigenen Manufaktur.

Das Herzogtum Gotha war also auch beim Porzellan ganz auf der Höhe seiner Zeit. Dem Katalog ist das Nachlassinventar Luise Dorotheas beigefügt, das im Thüringischen Staatsarchiv aufbewahrt wird.

Dr. Martin Eberle, der als Kunsthistoriker einen starken Schwerpunkt auf das Kunsthandwerk gelegt hat, beleuchtet in seinem Überblick den historischen Kontext bei der Erfindung des europäischen Hartporzellans. Es geht um die ersten Versuche des Alchimisten Johann Heinrich Böttger, die Gründung der Meissener Manufaktur durch August den Starken, Kurfürst von Sachsen, die Sammelleidenschaft an den großen und kleinen Fürstenhäusern und die Einrichtung von Porzellankabinetten.

Der Beitrag geht auch auf die sich wandelnden Funktionen der Porzellanobjekte ein. Dr. Eberle zeichnet die stilistische Entwicklung in Meissen nach von den zunächst klassizistischen, an Gold- und Silberschmiedearbeiten orientierten Formen und kleinteiligen Chinoiserien in Gold hin zu den fantasievollen Blumenzeichnungen, naturnahen Tieren und Kinderfiguren des Rokoko.

Nicht nur der jetzige Bestand, auch die Verluste sind dokumentiert, so dass die Hoffnung besteht, dass verschollene Stücke in die Sammlung zurückkehren.

Der Katalog konnte mit freundlicher Unterstützung der Gesellschaft der Keramikfreunde e. V. und durch eine großzügige Förderung des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft aus zweckempfohlenen Mitteln der ERGO Versicherungsgruppe AG realisiert werden.