Der NABU Thüringen unterstützt FSC-Zertifizierung des Thüringer Staatswaldes

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Im Zusammenhang mit dem Frontalangriff der Bioenergiebranche bestärkt der NABU Thüringen die Rot-Rot-Grünen Verhandlungspartner in der Absicht, den Thüringer Staatswald nach dem „FSC Standard“ (Forest Stewardship Council) zu zertifizieren. Der stellvertretende Landesvorsitzende des NABU Thüringen Martin Schmidt erklärt: „Die Einhaltung des deutschen FSC-Standard ist schon lange eine Forderung des NABU. Wir freuen uns, dass die künftigen Koalitionäre nun dem Beispiel von bereits sieben deutschen Bundesländern, auch das waldreiche Baden-Württemberg eingeschlossen, folgen und den Landeswald nach diesen vorbildlichen Kriterien bewirtschaften wollen.“

Dabei berücksichtige FSC bei allen Entscheidungen aufgrund des 3-Kammer-Systems der Zertifizierungsorganisation gleichermaßen die sozialen, ökologischen und ökonomischen Interessen. Thüringen fange zwar in Sachen ökologischer Waldbewirtschaftung nicht bei null an. Gerade die bisherige Verzögerungstaktik des Landes bei der Ausweisung nutzungsfreier Flächen mit Wirkung für die biologische Vielfalt zeige jedoch, wie wichtig hier eine Verbesserung sei.

„Mit FSC wäre die Landesforstanstalt gefordert, endlich in dem Umfang nutzungsfreie Wälder auszuweisen, wie dies bereits bei der Koalitionsverhandlung der letzten Legislaturperiode vereinbart worden war. Im naturnah bewirtschafteten Wald sorgen dann ausreichend Habitatbäume dafür, dass auch dort Vögel und Fledermäuse eine Heimat haben“, hofft Schmidt. Nur so könne die von ThüringenForst immer wieder postulierte multifunktionale Forstwirtschaft, die die Belange von Holznutzung, Naturschutz und Erholung gleichermaßen berücksichtigt ihrem Namen auch gerecht werden. Hierzu gehöre auch das Belassen von Schwachholz mit einem Durchmesser kleiner 7 cm im Wald. Die Zweige enthielten durch die großen Anteile von Rinde und Nadeln besonders viele Nährstoffe, deren Verbleib im Wald für eine nachhaltige Holznutzung und die wertvolle Bodenökologie des Waldes besonders wichtig sei. Andererseits sei der Brennwert des Schwachholzes deutlich geringer als bei Derbholz, und das bei gleichzeitig höherem Ernteaufwand.

„Die Erfahrungen aus der Übernutzung des Waldes haben schließlich den Forstmann Carlowitz zu einer Veröffentlichung veranlasst, die erst im letzten Jahr zum 300. Jahrestag ihrer Erscheinung von der Forstwirtschaft groß gefeiert wurde,“ warnt Schmidt. Schließlich würden viele Mitglieder die Öffnung des Waldes für Windkraftanlagen mit großer Sorge betrachten. Da sei es umso wichtiger, dass die künftige Koalition auch ein Zeichen zum Schutz des Waldes setze. Dass die Bedeutung der Biomasse-Verbrennung enge Grenzen hat – nur 6% des Energiebedarfs kann so gedeckt werden – und sogar klimaschädliche Auswirkungen haben kann, wurde durch internationale Spitzenwissenschaftler in der durch die Leopoldina veröffentlichten Studie eindrucksvoll nachgewiesen.