Die heiße Jagd zum Bratwurstmuseum

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Beim 4,4 km-Einzelzeitfahren werden die ersten Führungstrikots der 38. Internationalen Thüringen Rundfahrt vergeben. Das Amt Wachsenburg freut sich auch auf die Schlussetappen.

Hunderte Male sind Rennfahrer aus aller Herren Länder hier vorbeigerast, bei Rundfahrtetappen und Meisterschaften, ohne dass auch nur einer angehalten hätte. Selbst die quietschvergnügten Burgenfahrer hat höchstens einmal das Bratwurstmuseum in Holzhausen zum neugierigen Halt bewogen. Und nun macht der Konvoi der weltbesten Nachwuchsrennfahrer gleich für drei Tage Station am Fuße der Wachsenburg, jener mittelalterlichen Veste, die Thüringens Malergenie Otto Knöpfer so vielfach wie vielfarbig ins Bewusstsein seiner Landsleute gerückt hat.

Der Zusammenschluss der Gemeinden Wachsenburg und Ichtershausen hat es möglich gemacht, dass sich Tradition und Sport zu einem Großereignis gefunden haben, bei dem man von mehr als der Bratwurst spricht. „Radsport wurde rund um Arnstadt und speziell in Ichtershausen schon immer groß geschrieben“, erklärt Matthias Kittel, der in den 80er Jahren im Trikot des SC Turbine selbst mal ein erstklassiger Amateur war. „Diesen schönen Auftritt haben wir uns endlich mal verdient.“ Keine Frage: Den letzten Beweis hat Sohnemann Marcel geliefert, der 2009 die Königsetappe der Thüringen Rundfahrt gewann, in den letzten Jahren zu einem der weltbesten Straßensprinter aufstieg und nun im Juli als gebürtiger Ichtershäuser zum zweiten Mal dem Tour de France-Start entgegenfiebert.

Den Prolog zur 38. Thüringen-Runde wird Marcel wohl im Internet verfolgen; er weiß aber, dass der auf einem Kurs stattfindet, der eigentlich für ihn maßgeschneidert gewesen wäre. Auf den 4,4 Kilometern von Sülzenbrücken über Haarhausen bis nach Holzhausen geht es auf flacher Straße fast nur geradeaus.

„Eigentlich ein idealer Kurs zum Einrollen für so eine lange Rundfahrt“, befindet Vater Matthias Kittel. „Und eine ideale Länge zu einem Formtest.“ Wobei das mit dem Einrollen nur bildlich gemeint ist. Die besten Jungprofis werden auch am Starttag auf dem Weg nach Holzhausen keine einzige Sekunde verschenken, und am Abend des 8. Juni wird man mit Sicherheit den Favoritenkreis der 38. Thüringen Rundfahrt schon ein wenig einengen können.

„Die Form kann man schon erkennen, aber mehr noch nicht“, schränkt  Stephan Schreck ein. Der jetzige Rennleiter, der 1999 die Thüringen Rundfahrt gewann und 2005 bei der Tour de France als Mannschaftssieger mit dem T-Mobile-Team am Ende ganz oben auf dem Treppchen in Paris stand, prognostiziert einen spannenden Prolog: „Die Besten werden am Ende nur wenige Sekunden voneinander trennen“.