Dornröschenschlaf bald vorbei

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Das Interesse japanischer Wissenschaftler an den Gothaer Ostasiensammlungen reißt nicht ab. Nachdem es bereits in den vergangenen Jahren mehrere intensive Kooperationen zwischen der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha und verschiedenen Forschungsgruppen japanischer Universitäten gab, war heute eine junge Wissenschaftlerin der Tsurumi Universität Tokyo in Gotha zu Gast. Frau Yayoi Otawa und Nahoko Arai arbeiten über japanische Lackobjekte in ausländischen Sammlungen. Im Depot des Schlosses Friedenstein lag ihr besonderes Augenmerk auf dem Bestand von fast 80 Teeschalen aus der mittleren Edo-Zeit (18. Jh.), die Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772-1822) für seine Ostasiatika-Sammlung erworben hat.

Das „Chinesische Cabinet“ des Gothaer Herzogs, in dem Kunstwerke und völkerkundliche Objekte aus China und Japan, aber auch europäische Chinoiserien gesammelt und präsentiert wurden, galt im 19. Jahrhundert neben den Königlichen Sammlungen in London als bedeutendste Einrichtung seiner Art in Europa. Trotz schmerzhafter Verluste, die den Gothaer Kunstsammlungen in der Zeit der Nachkriegswirren 1945/46 zugefügt wurden, zählt heute insbesondere der Bestand japanischer Lackkunst weltweit zu den führenden Spezialsammlungen.

Das Department of Cultural Property der Tsurumi Universität in Tokyo befasst sich mit Materialanalysen von Lackobjekten, die im 18. Jahrhundert in japanischen Werkstätten für den Export nach Europa hergestellt worden sind. Dabei wurden bereits Stücke aus den Königlichen Sammlungen in Stockholm untersucht. Vergleichend sollen nun noch weitere Objekte aus historischen europäischen Sammlungsbeständen unter die Lupe genommen werden. Von den Forschungsergebnissen erhofft man sich neue Erkenntnisse für die mitunter recht problematische Konservierung und Restaurierung japanischer Exportlacke.

Der „Dornröschenschlaf“, den die Friedensteinischen Ostasiensammlungen seit langer Zeit im Depot fristen mussten, wird nun bald ein Ende finden. Hinter den Kulissen des Schlosses Friedenstein laufen die Vorbereitungen für den Umzug der Kunstsammlungen in das Herzogliche Museum bereits auf Hochtouren. Ab dem kommenden Sommer werden dort dann auch die Preziosen der China- und Japansammlung wieder dauerhaft für die interessierten Museumsbesucher präsent sein.

Foto: Yayoi Otawa, Thomas Fuchs (Depotmeister), Nahoko Arai, Ute Däberitz (wissenschaftliche Mitarbeiterin) (v.l.n.r.)
© Stiftung Schloss Friedenstein Gotha