Europäische Union fördert Jean-Monnet-Forschungszentrum an der Universität Jena

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Die Europäische Union kommt nur langsam aus der Krise. Trotz milliardenschwerer Rettungspakete für Griechenland, Irland, Portugal oder Zypern bleibt die Schuldenkrise in den Schlagzeilen. Dabei ist die Krise längst nicht mehr nur ein wirtschaftliches Problem: „Die Auswirkungen auf sozialer und politischer Ebene sind in den betroffenen Staaten deutlich zu spüren und werfen auch zahlreiche rechtliche Fragen auf“, sagt Prof. Dr. Matthias Ruffert von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Wie müssen Regeln und Institutionen der wirtschaftlichen Integration in Europa umgestaltet werden, um wieder auf die Erfolgsspur zu gelangen?

Diesen und ähnlichen Fragen werden sich der Rechtswissenschaftler Ruffert und sieben weitere Forscher der Jenaer Universität in den kommenden drei Jahren intensiv widmen können: Die Europäische Union (EU) fördert das Jean-Monnet-Forschungszentrum „European Economic Integration – Rules and Institutions“, das zu Monatsbeginn offiziell seine Arbeit aufgenommen hat. Das Zentrum vereint Juristen, Soziologen, Wirtschafts- und Politikwissenschaftler sowie Sozialpsychologen der Uni Jena. Es ist das erste Jean-Monnet-Forschungszentrum in Thüringen; bundesweit gibt es lediglich eine Handvoll solcher Verbünde.

Der Fokus der gemeinsamen Arbeit liegt in der europäischen Vernetzung. „Die allgegenwärtige Kluft zwischen ökonomischen Zwängen, politischen Positionen und dem öffentlichen Meinungsbild macht deutlich, dass wir die aktuellen Probleme in Europa weder im nationalen Alleingang noch aus einer monodisziplinären Perspektive heraus lösen können“, betont Ruffert, der Sprecher des Konsortiums ist. Daher verknüpfe das Forschungszentrum Methoden der Rechts-, Wirtschafts-, Sozial- und Politikwissenschaft sowie der Psychologie zu einem interdisziplinären Ansatz. Die Wissenschaftler planen, die an der Uni Jena vorhandene Expertise zu diesem komplexen Thema zu bündeln und sie in gemeinsame Projekte und Publikationen einfließen zu lassen. Zudem wolle man auch exzellente Nachwuchsforscher an die Thematik heranführen und beispielsweise einen Dissertations- und Habilitationspreis zu einem Thema der europäischen Integration ausschreiben.

Neben der Forschung wollen die Verbund-Partner vor allem in der Lehre und der Öffentlichkeitsarbeit Schwerpunkte setzen. „Wir planen eine Reihe von Workshops, Vorlesungsreihen und öffentlichen Podiumsdiskussionen“, kündigt Prof. Ruffert an. Auch diese haben zum vorrangigen Ziel, den wissenschaftlichen Austausch über die Fachgrenzen hinweg und in die Öffentlichkeit zu fördern. Außerdem sehe das Programm, Gastaufenthalte internationaler Wissenschaftler in Jena und Exkursionen für Jenaer Studierende zu europäischen Institutionen, wie dem EU-Parlament oder dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg vor.