Fachfremde Experten und Frauen in die Führungsetagen

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Jena (AB). Als Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann vor kurzem klarstellte, dass sein Nachfolger kein Banker sein müsse, da konnte er der Zustimmung von Prof. Dr. Katja Rost von der Friedrich-Schiller-Universität Jena sicher sein. Die frisch ernannte Lehrstuhlinhaberin für Strategisches und Internationales Management ist davon überzeugt, dass fachfremde und weibliche Experten jedem Führungsgremium gut tun.

Das hat die 35-jährige gebürtige Chemnitzerin bereits in ihrer Habilitation, die sie 2010 an der Uni Zürich abschloss, am Beispiel von Aufsichtsräten belegt. Homogene Räte seien zwar Gewinn-effizienter, so Rost, aber ihnen fehlten die Fähigkeiten, Signale – wie jene die zur Finanzkrise führten – wahrzunehmen. „Diversität in solchen Gremien ist nicht schlecht“, sagt die Neu-Jenaerin und weist darauf hin, dass die Chefetage dann auch größere soziale Verantwortung für das eigene Unternehmen wahrnehme.

Ihr Interesse an „Corporate Governance“, wie die Unternehmensverfassung und -führung im Fachjargon heißt, entspringt aus Rosts eigener Biographie. Studiert hat die Sport- und Mathe-begeisterte Wissenschaftlerin, die in Gera aufgewachsen ist und derzeit wieder bei ihren Eltern in Gefell bei Schleiz wohnt, nämlich Soziologie und Kulturwissenschaften in Leipzig. Doch „Soziologen werden in Unternehmen nicht akzeptiert“ und so geriet sie bei der Suche nach dem geeigneten Beruf „mehr durch Zufall“ in die Betriebswirtschaftslehre – mit soziologischer Ausrichtung. In ihrer Promotion über „Sozialstruktur und Innovationen“, die sie 2006 an der TU Berlin mit Bestnote ablegte, beschäftigte sich Katja Rost mit der Frage, wie in Unternehmen neue Produkte und Technologien entstehen und insbesondere wie soziale Beziehungen diesen Prozess fördern.

Dieses Innovationsmanagement sowie die Organisationsforschung, die sie an verschiedenen Schweizer und deutschen Universitäten gelehrt und erforscht hat, wird sie auch an der Universität Jena weiterführen, deren Ruf sie „als große Freude“ empfunden und von der Uni Mannheim nach Jena gelockt hat. Denn hier gebe es nicht nur exzellente Partner in ihrem Fach, sondern „zudem eine innovative Soziologie“, mit der sie sich in Zukunft eng vernetzen will.

Den Studierenden will die engagierte Wissenschaftlerin neben dem Management-Know-how auch Werte und differenzierte Sichtweisen vermitteln. Und so ist auch ihre Meinung zu Managergehältern, einem weiteren Forschungsschwerpunkt, nicht einseitig: Europas Top-Manager erhielten ihr Gehalt auch als marktkonforme „Risikoprämie“, da sie oft schnell ausgetauscht würden und sich für sie Loyalität zum Unternehmen kaum noch lohne, nennt sie Gründe für eine angemessene Höhe des Salärs.

Andererseits seien viele Manager schon überbezahlt, da die führenden Akteure sich in ihren elitären Netzwerken immer wieder gegenseitig (auf neue Jobs) berufen würden und das Management inzwischen Aufgaben der Aufsichtsräte mit übernehme, inklusive der Vorgabe der eigenen Ziele und Gehälter. Das wird Prof. Rost auch in Zukunft differenziert, aber sehr genau aus sozial-ökonomischer Perspektive analysieren – jetzt von Jena aus.

Publiziert: 3. Juni 2011, 11.17 Uhr

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