Großer Auftritt auf kleiner Bühne

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Boss Hoss? Sind das nicht die beiden scheincoolen Typen aus der gefühlt 15. Castingshow eines Privatsenders, der wieder einmal behauptet, das einzig wahre Format zur Rekrutierung Deutschlands bester Sänger gefunden zu haben?

Boss Burns und Hoss Power beeindrucken nicht mal mit einfallsreichen Namen, aber sie versuchten sich dennoch am Dienstagabend auf einer kleinen Bühne: Landeswelle verloste 80 Eintrittskarten für ein exklusives Konzert und siehe da, der Sender wurde alle Karten los.

Eine überraschende große Anzahl der Konzertbesucher, die scheinbar nicht nur zufällig vor der Bühne um den besten Platz kämpften, kleidete sich standesgemäß: cowboybehütete Boys begleiteten ihre westerngestylten Cowgirls zu einem einstündigen Gig, wie das neudeutsch heißt.

Einen kurzen Moment machten sich die Berliner Jungs auf der Bühne fast unbeliebt, indem sie dem Publikum erklärten, dass die Amtssprache des Abends englisch sei, aber ein Zuschauer rettete die Situation und erklärte, hier würde nur ostdeutsch gesprochen.

Unwissende Nicht-Boss-Hoss-Fans könnten darauf reinfallen, miemen die Burschen doch sogar einen astreinen englischen Dialekt in ihrer Western-Country-Cover-Rock-Bühnen-Show. Aber The Godfather of Suchmaschinen called Google kennt die Antworten: Wer Sascha, Tobias, Ansgar oder Stefan heißt, möge sich doch lieber Hoss, Ernesto, Sir Frank oder Russ T. nennen.

Aber zurück zum Konzert: Zugegeben hat ein Auftritt in einem fast winzigen Sendestudio auf wenigen Quadratmetern ausgesprochen viel Charme! Sieben Jungs rockten das Studio vom Feinsten und innerhalb weniger Minuten war das Publikum dabei. Die Texte kannten nur wenige, aber die Stimmung war zum Mitpfeifen und Mitgröhlen. Reichlich Bier lockerte die Zungen der Sänger, ach nein Vocals. Alec „Hoss Burns“ Völkel und Sascha „Hoss Power“ Völlmer gaben wirklich Gas und hatten sichtlich Spaß bei ihrer … Performance statt Auftritt.

Klar war der Fokus der Zuhörer, Handyfotografen und Taschenknipser auf die Frontboys gerichtet. Dabei waren in der zweiten und dritten Reihe fünf weitere Topmusiker mit angereist. Ernesto Escobar de Tijuana hätte man rein optisch fast seinen Künstlernamen abgekauft.

Als Percusssion-Künstler und an der Melodica, auf der wir früher das Lied der Schlümpfe performten, flirtete dieser Tobias Fischer wirklich überzeugend mit der Kamera. Malcolm „Hank Williamson“ Arison spielt eigentlich Waschbrett, Mundharmonika und weitere wunderliche Saiteninstrumente. Das Waschbrett vergaß er wohl zu Hause, seine stattliche Statur deutete auch nicht darauf hin, dass damit ein Sixpack hätte gemeint sein können. Einen ganzen Koffer voller Mundharmonikas brachte er mit. In einem Solo mischte er sich unter die Menge und lies sich von den Damen in die Mitte nehmen und fotografieren, unglaublich, was so ein kleines Instrument für Töne zaubert. Die letzte Reihe besetzten Russ T. Rocket alias Stefan Bühler on, an oder at the guitar und

Guss Brooks alias Andre´ Neumann am Bass. In der Mitte versteckte sich immer und unerklärlicherweise hinter Hoss Sir Frank Doe alias Ansgar Freyberg. Er saß auf einer stereoanlagengleichen Box, die eigentlich sein Schlagzeug hätte sein müssen und trommelte. Sieben Lieder inklusive einer Zugabe machten Lust auf mehr, denn eines muss man den Jungs lassen: Live macht es wahrlich Laune, ihnen zuzuhören und zuzuschauen.

The Boss (ist das nicht eigentlich Bruce Springsteen?) sang und tanzte, man spürte den Spaß, den er auf der kleinen Bühne hatte. Er suchte mit Hoss und den anderen fünf Musikern den Kontakt zum Publikum, ging in die Menge, stand auf der Box und ALLE waren die ganze Stunde ganz dabei!

Und eines ist sicher: An Jury-Gurus einer Castingshow erinnerten die Frontmänner von Boss Hoss gewiss nicht, sie sind tatsächlich coole Jungs.

Livia Zimmermann

Und wer sich die Fotos anschauen will, der klicke hier:

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