Jenaer Universitätsrat bezieht kritische Stellung zur geplanten Thüringer Hochschulfinanzierung

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Die Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) kann auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken: So konnten 2014 z. B. 94 Mio. Euro Drittmittel verausgabt werden. Nachweis für die hervorragende Qualität der Forschung ist die Tatsache, dass mehr als zwei Drittel der Drittmittel von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Bund oder der EU im Wettbewerb nach Begutachtung eingeworben werden konnten.

Bemerkenswert ist auch, dass die FSU ihre Kooperationen mit insbesondere regionalen Unternehmen erneut deutlich ausbauen konnte. Aus den Drittmitteln hat die Jenaer Universität mehr als 1.300 Personen beschäftigt, davon mehr als 1.100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Darin zeigt sich, dass die Universität über die Mittel des Freistaats Thüringen hinaus zusätzliche hochqualifizierte Arbeitsplätze schafft, deren Bedeutung für die Entwicklung von Stadt und Region, aber auch des gesamten Freistaats hoch einzuschätzen ist. 13 Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen wurden 2014 an der FSU promoviert, was ein Beleg für die gute hochschulartenübergreifende Kooperation ist.

Das sind nur wenige Beispiele aus dem FSU-Jahresbericht 2014, den der Jenaer Universitätsrat bei seiner aktuellen Sitzung entgegengenommen und diskutiert hat. Der Universitätsrat „dankt allen Mitgliedern und Angehörigen der FSU für ihren erfolgreichen Einsatz zum Wohl der Universität und ihrer weiteren Entwicklung“.

Das Gremium nimmt diese positive Entwicklung zum Anlass, erneut Landesregierung und Landtag daran zu erinnern, dass Investitionen in Wissenschaft und Forschung den höchsten Wirkungsgrad entfalten. Er weist allerdings auch darauf hin, dass die FSU angesichts ihrer Erfolge an die Grenzen der Belastbarkeit ihrer vom Freistaat bereitgestellten Grundausstattung stößt. Der Universitätsrat appelliert an Landesregierung und Landtag, dies bei Prioritätensetzungen in der Haushaltspolitik nicht nur im Interesse der Universität, sondern auch der Zukunft des Landes insgesamt zu berücksichtigen.

Aus Anlass der aktuellen Verhandlungen zwischen Universität und Land zur Finanzierung 2016-2019 macht der Universitätsrat „erhebliche Bedenken“ geltend. Der Rat lehnt es insbesondere ab, dass Versorgungsausgaben für ehemalige Angehörige jetzt von den Hochschulen übernommen werden sollen. Dies „macht die Hochschulhaushalte zu Pensionskassen für die Ruhestandsbeamten“ und würde die FSU im Jahr 2019 mit mehr als 5 % Prozent ihres Landeszuschusses belasten. „Damit würde die politisch gewollte Steigerung der Hochschulmittel um drei plus ein Prozent bereits jetzt ausgehöhlt und unglaubwürdig“, kritisiert der Rat. Kritik übt er auch an verschiedenen Vorhaben, die die Planungssicherheit und Autonomie der Hochschulen infrage stellen, etwa durch Inanspruchnahme der Hochschulen für Ko-Finanzierungen künftiger Bund-Länder-Programme. Zudem weist der Jenaer Universitätsrat darauf hin, dass das Ministerium für die künftigen Ziel- und Leistungsvereinbarungen ausschließlich quantitativ mess- und abrechenbare Ziele vorgeben wolle, „die die Bedeutung qualitativer Ziele, die sich nicht in Jahresabschlüssen rechnen lassen, sondern beispielsweise durch Begutachtungen eingeschätzt werden können, außer Acht“ lässt.

Darüber hinaus müssen 25 Jahre nach der Wiedervereinigung die Mittel für den Bauunterhalt an allen Hochschulen dringend erhöht und nicht wie geplant um eine Million Euro abgesenkt werden. Zudem solle deren Umsetzung von den Hochschulen selbst verantwortet werden, um rasch und effizient agieren zu können. All dies sei notwendig, resümiert der Vorsitzende des Universitätsrats, Dr. Josef Lange, „um die Qualität und Vielfalt der Thüringer Hochschulen und damit die Zukunftsfähigkeit des Freistaates zu erhalten“.

Der FSU-Jahresbericht im Internet unter: www.uni-jena.de/Jahresberichte.html.

(Beitragsbild: Der Vorsitzende des Jenaer Universitätsrates Dr. Josef Lange fordert von der Politik eine angemessene Finanzierung für die Hochschulen, „um die Qualität und Vielfalt der Thüringer Hochschulen und damit die Zukunftsfähigkeit des Freistaates zu erhalten“. Foto: Jürgen Scheere/FSU)