Klaubert fordert finanzielle Beteiligung des Bundes an Bildungsangeboten für Flüchtlinge

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„Für Bildungsangebote an ausländische Kinder und Jugendliche sowie für die Betreuung unbegleiteter minderjährige Flüchtlinge brauchen wir die dauerhafte finanzielle Unterstützung des Bundes.“ Das unterstreicht Thüringens Bildungsministerin Birgit Klaubert.

Sie appelliert an die Koalition in Berlin und an die Bundesländer, das für Bildungsfragen geltende Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern aufzuheben, um eine strukturelle Förderung des Bundes in diesem Bereich zu ermöglichen. Eine direkte Förderung des Bundes für Schulen ist wegen des Verbots bisher nicht möglich. Der Deutsche Bundestag hatte im vergangenen Jahr durch eine Grundgesetzänderung die Kooperation bei Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen ausgeweitet, der schulische Bereich blieb jedoch außen vor. „Jetzt zeigt sich, dass die Koalition in Berlin seinerzeit zu kurz gesprungen ist. Durch die massiv gestiegenen Flüchtlingszahlen wird unser Bildungssystem vor völlig neue Herausforderungen gestellt. Das können die Länder allein nicht schultern. Wir brauchen dafür dringend die finanzielle Unterstützung des Bundes“, so Klaubert.

Nach Klauberts Worten seien im vergangenen Schuljahr landesweit rund 5.000 Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache beschult worden. Diese Zahl werde sich in der kommenden Zeit deutlich erhöhen, denn nach drei Monaten greife auch für ausländische Kinder die Schulpflicht. Deshalb komme es auf gute Bildungsangebote an. Der erste Schritt, so Klaubert, sei die Sprachvermittlung. Insgesamt seien derzeit in Thüringen 875 Lehrkräfte mit unterschiedlichem Stundenumfang im Förderunterricht von Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache eingesetzt. „Seit dem vergangenen Schuljahr richten wir vermehrt spezielle Sprachklassen ein. Ziel ist es, den Schülern, die keine oder wenig Deutschkenntnisse haben, durch eine intensive Sprachförderung die Integration zu erleichtern. Diese Sprachklassen sind eine wichtige Anlaufstelle für die Neuankommenden.“ Bisher gibt es an Thüringens Schulen 111 solcher Sprachklassen. „Weil das Erlernen der deutschen Sprache so wichtig ist, haben wir die Anzahl der Lehrkräfte, die Deutsch als Zweitsprache unterrichten, verstärkt.“ 50 zusätzliche Stellen seien in diesem Jahr bereitgestellt worden, in den nächsten Monaten können je nach Bedarf weitere dazu kommen.

Nach dem Besuch der Sprachklasse stehe die Teilnahme am ganz normalen Unterricht auf der Tagesordnung. Dafür brauche es zusätzliche Lehrkräfte. Klaubert verweist auf die deutlich erhöhte Zahl von Neueinstellungen bei Lehrern, die Thüringen bereits vorgenommen habe. Insgesamt 500 Absolventen hätten in diesem Jahr ihren Dienst an Thüringens Schulen angetreten, außerdem sei mit dem Aufbau der Vertretungsreserve im Umfang von 100 Stellen begonnen worden. „Wir haben damit so viel Lehrer eingestellt wie seit langem nicht“, betont die Ministerin. Die Möglichkeiten des Landes seien damit finanziell weitgehend ausgereizt. „Da die Zahl der Flüchtlinge, die nach Thüringen kommen, weiter steigt, brauchen wir für die schulische Bildung die finanzielle Beteiligung des Bundes – nicht in Form von Sonderpaketen, sondern in Form einer dauerhaften Förderung. Die Aufhebung des Kooperationsverbotes gehört deshalb auf die politische Agenda“, so Klaubert.

H&H Makler