Gothas OB Kreuch: „Innenstädte brauchen vernetztes Handeln“

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Die Perle der Innenstadt – die Orangerie. Foto: Rainer Aschenbrenner

Gotha (red/mm, 18. Oktober). Auf Einladung von Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung trafen sich die Oberbürgermeister der Städte in den neuen Ländern aus Jena, Halberstadt, Dresden, Wismar, Bautzen, Neubrandenburg, Greifswald, Saßnitz, Chemnitz, Nordhausen und Gotha zum alljährlichen Erfahrungsaustausch des Deutschen Städtetages.

Im Mittelpunkt der Gespräche stand dabei das Thema „Zukunft Innenstadt“. Aus verschiedensten Erfahrungsberichten war dabei zu erkennen, dass nicht Einzelmaßnahmen, sondern nur vernetztes gemeinsames Handeln aller Akteure die Lebendigkeit einer Innenstadt erhalten kann.

In allen Städten gleiche Szenarien nicht erst seit der Corona-Pandemie: Ein seit Jahren zurückgehendes Handelsgeschäft in den Innenstädten, eine seit Jahren nicht funktionierende Unternehmensnachfolge, die Verdrängung individueller Geschäfte durch Handelsketten, ein zunehmender Wechsel in den Geschäften, steigende Mieten und Nebenkosten, weil Händler nicht Eigentümer des Geschäftshauses sind.

Die Herausforderungen sind groß, die Klagen überall die gleichen. Es geht um mehr Parkraum direkt vor dem Geschäft, um mehr Lieferverkehr wegen des Onlinehandels, um mehr Veranstaltungen durch die Stadtverwaltungen um Kunden anzulocken, um Gebührenfreiheit und mehr verkaufsoffene Wochenenden. Das Einzelmaßnahmen allein nicht reichen, schilderte Oberbürgermeisterin i.R. Barbara Ludwig aus Chemnitz. Die Stadt hatte ein halbes Jahr alle innerstädtischen Parkplätze kostenfrei zur Verfügung gestellt, weil in den Einkaufszentren am Rande der Stadt auch die Parkplätze kostenlos waren. Fazit nach einem halben Jahr: Nicht mehr Kunden und Umsatz, aber Parkplätze für Ladeninhaber und Mitarbeiter.

Oberbürgermeister Knut Kreuch berichtete im Erfahrungsaustausch aus Gotha, wo die Stadt und der Gewerbeverein gemeinsam alle Akteure an den Tisch holen, um gerade in diesen Zeiten, auch starker Baumaßnahmen in der Innenstadt, den Handel zu erhalten. So hat die Stadt ein eigenes Marketingbudget von 50.000€ in den Haushalt eingestellt, erfolgten regelmäßige Abstimmungen der Akteure und eine frühzeitige Beteiligung, ist die Citymanagerin Elisabeth Kupfer als ständige Ansprechpartnerin der Innenstadt unterwegs, macht die Baugesellschaft als Ladeninhaberin eigene Aktionen, um in Geschäften keinen Leerstand entstehen zu lassen. So ist es gelungen, trotz der Baumaßnahme am Hauptmarkt, folgende neue Geschäfte zu eröffnen:
·      Gloriosa Floristik „Der Blumenkavalier“
·      Black Sheep Pub-Grill-Cocktailbar
·      Geschäftsstelle der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach
·      Weinbar am Buttermarkt

Gleichzeitig ist Gotha Teil der interkommunalen Zusammenarbeit für die Erweiterung und Intensivierung des Thüringer Innenstadtnetzwerkes „Innenstädte erfolgreich machen“. Das Projekt der IHK bildet ein Netzwerk zwischen den Städten Gotha, Eisenach, Mühlhausen und Sonderhausen. Durch ein zweites Netzwerk, bestehend aus den Städten Sömmerda, Apolda, Bad Langensalza, Leinefelde-Worbis und Heilbad Heiligenstadt, hat sich die Runde auf inzwischen neun teilnehmende Städte erweitert. Der Austausch wird durch regelmäßige Coaching-Termine vor Ort, Videokonferenzen und Erfa-Tagungen aktiv gestaltet.

Im Herbst 2020 wird Gotha in der Innenstadt 180 neue Parkplätze und ein „Altstadtforum“ bieten. Im Jahr 2021 wird ein neuer Fußgängerüberweg in der Pfortenstraße entstehen und den Übergang in der Lutherstraße ablösen. Damit werden die Handelsplätze Gothas besser vernetzt. Der öffentliche Personennahverkehr soll im neuen ÖPNV-Konzept stärker angebunden werden, es entstehen mehr Fahrradabstellplätze und der Neumarkt wird grüne Inseln erhalten, um ihn attraktiver zu machen. Im Herbst 2021 soll der Hauptmarkt mit einem großen Bürgerfest rund um den Stadtgeburtstag eingeweiht werden.

Der Stadtrat Gotha macht sich derzeit gemeinsam mit dem Gewerbeverein Gotha auf den Weg ein vernetztes Konzept „Parken & Verweilen Gotha“ zu erarbeiten und zu beschließen, was Handlungs- und Leitfaden für die nächsten Jahre sein soll. Dabei steht das „Erlebnis Gotha“ im Mittelpunkt.

„Die Altstadt Gothas ist schön, aber sie braucht immer wieder die Pflege der gesamten Bürgerschaft, das Bewusstsein der Kunden, das regional nur blühen kann, was auch regional gekauft wird. Der Hauptmarkt soll nach seiner Fertigstellung Anziehungspunkt für Naherholung und Tourismus sein. Jeder muss wissen: Wenn du nach Gotha kommst, findest du immer etwas – sogar das, was du nicht gesucht hast!“, so Oberbürgermeister Knut Kreuch, der Gotha im Vergleich mit den anderen Städten in den neuen Ländern auf dem richtigen Weg des gemeinsamen Handelns sieht.

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