Mit Mathematik die Wirklichkeit modellieren

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Jena (jd) Dass mit Mathematik die Wirklichkeit modelliert werden kann, um daraus Schlüsse für reale Zusammenhänge zu ziehen, hat Anke Pohl schon in der Schule fasziniert. Und gute Lehrer haben die gebürtige Niedersächsin bestärkt, den Weg in die Mathematik weiter zu beschreiten. Jetzt ist die 36-jährige Wissenschaftlerin zur Analysis-Professorin an der Universität Jena ernannt worden – und noch immer schwärmt sie von der Flexibilität, die die Mathematik bereitstellt, um komplexe Probleme aus der Realität zu beschreiben und sich der Lösung zu nähern.
In ihren Forschungen macht sie das v. a. im Bereich der Dynamischen Systeme und Ergodentheorie, der Zahlentheorie und der Analysis. Als Beispiel nennt Prof. Pohl die Bewegungen einer Billardkugel. Auf makroskopischem Level könne diese mit den Mittel der klassischen Mechanik beschrieben werden, auf subatomaren Level müsse die Quantenmechanik bemüht werden. Wichtig sei nun, die Beziehungen zwischen diesen beiden Beschreibungen zu verstehen. Mathematisch übersetzt sich diese Frage in die Suche nach den Zusammenhängen zwischen der Geometrie und Dynamik von sogenannten Riemannschen Mannigfaltigkeiten auf der einen Seite und deren spektralen Eigenschaften auf der anderen Seite. Mit ihrer Promotion (2009 in Paderborn) und ihrer Habilitation (2016 in Göttingen) hat sie zum Verständnis dieser Zusammenhänge beigetragen und neue Beziehungen bewiesen.
Nach der Habilitation war die junge Mathematikerin gefragt. Aus mehreren Angeboten entschied sie sich für die Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Es passt sehr gut in Jena“, bringt sie es auf einen einfachen Nenner. Die Stadt sei schön und die Uni biete vielfältige Anknüpfungspunkte für ihre Forschung und neue fachliche Kooperationsmöglichkeiten. Darüber hinaus schätzt die Hobbyschwimmerin und -radlerin die idyllische Natur inmitten Thüringens und freut sich schon darauf, ihr Mountainbike bald auszutesten.
Anke Pohl studierte an der TU Clausthal und der Universität Bologna in Italien. Nach ihrer Dissertation in Paderborn führten sie ihre Forschungen an das Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn, die ETH Zürich und an die Uni Göttingen.
Neben der Forschung ist Prof. Pohl die Lehre sehr wichtig. Bereits in ihrem eigenen Studium begann sie zu unterrichten und möchte heute den Studierenden insbesondere eine lösungsorientierte Art zu denken, eine selbstbewusste Herangehensweise an mathematische Problemstellungen und Motivation für das Fach mitgeben.

Tag der Fakultät für Mathematik und Informatik am 4. November

Wer die ambitionierte Mathematikprofessorin und ihre faszinierende Art persönlich erleben will, hat dazu bereits am 4. November die Gelegenheit. Prof. Dr. Anke Pohl hält am Freitag ihre Antrittsvorlesung zum Thema „Dynamische Systeme und Automorphe Funktionen“. Diese findet im Rahmen des Tages der Fakultät für Mathematik und Informatik um 14.15 Uhr in der Aula des Universitätshauptgebäudes (Fürstengraben 1) statt. Ihrem Vortrag folgt um 15 Uhr die Antrittsvorlesung des ebenfalls erst jüngst berufenen Prof. Dr. Thomas Wannerer über „Hermitesche Integralgeometrie“. Zusammen erreichen die beiden ein Alter von nur 66 Jahren – und sind dennoch beim Tag der Fakultät nicht die jüngsten Teilnehmer, da dort u. a. auch die Absolventen verabschiedet und die erfolgreichen Promovenden geehrt werden.
Weitere Informationen zum Tag der Fakultät für Mathematik und Informatik, der um 14.00 Uhr beginnt, sind zu finden unter: www.fmi.uni-jena.de/Termine/Tag+der+Fakult%C3%A4t.html.

H&H Makler