NeoBarock – Gottfried Heinrich Stölzel

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Sonntag, 14. August 2011, 11 Uhr
Schloss Friedenstein, Ekhof-Theater

Wie vieler seiner Zeitgenossen ist Gottfried Heinrich Stölzel nach seinem Tod schnell in Vergessenheit geraten. Obwohl er zeitlebens zu den bekanntesten deutschen Musikern zählte und sein herausragender Ruf sogar zeitweise den von Johann Sebastian Bach übertraf, lässt die Wiederentdeckung seiner Werke überraschenderweise auf sich warten.

Stölzel wirkte über 30 Jahre als Kapellmeister in Gotha und erfreute sich allgemeiner Wertschätzung. So zählt ihn Johann Mattheson zu den „vernünftigen, gelehrten und großen Tonmeistern“, Fasch nannte ihn seinen „Hertzens Freund“ und in einem zeitgenössischen Verzeichnis berühmter Komponisten Deutschlands rangierte Stölzel vor Bach und Pisendel. In einem Nachruf der Societät der musikalischen Wissenschaften war zu lesen: „Deutschland hat in diesem geschickten und würklich grosen Capellmeister viel verlohren, und es wäre zu wünschen, daß es viele Stoeltzel in solchem geben möchte.“ Sogar August der Starke offerierte Stölzel eine Position am Dresdener Hof inkl. einer Studienreise nach Frankreich, die er aus unbekannten Gründen ausschlug.
Nach Ende seiner Schulzeit übersiedelte der 1690 in Grünstädel im Erzgebirge geborene Stölzel nach Leipzig, wo er auf elterlichen Wunsch Theologie studierte, sich aber scheinbar vor allem mit Musik beschäftigte. Besonders die Werke Telemanns, Leiter des Leipziger Collegium musicum, beeindruckten und beeinflussten ihn. Durch die Empfehlung Faschs erhielt er bereits mit 20 Jahren Opernaufträge für Naumburg. Nach einer längeren Studienreise durch Italien und kleineren Verpflichtungen an deutschen Höfen (ab 1717 als gräflich preußischer Kapellmeister in Gera), trat er 1719 die Stelle des Hofkapellmeisters unter Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg auf Schloss Friedenstein an, die er bis zu seinem Tode innehatte. Mit einem Einkommen von 385 Gulden zählte er zu den besser bezahlten Hofbeamten.
Er führte die frühdeutsche Repräsentationsoper auf einen neuen Höhepunkt. Die Hofkapelle hatte zu dieser Zeit eine Stärke von zwölf Instrumentalisten und sieben Sängern. Nahezu unüberschaubar ist sein Werk: er hinterließ u. a. allein für Gotha 28 deutsche Messen, 9 Kirchenjahrgänge, Kantaten mit insgesamt 905 Stücken, 5 Passionen, 51 Andachten auf die Fastensonntage, 77 Kirchenstücke auf Geburts- und Landtage, 25 Vesperkantaten, 12 Trauermusiken, 20 Beicht- und Kommunionsstücke, 7 Oratorien, 30 Opern und Serenaden, 97 Tafelmusiken, 94 Sinfonien, 18 eigenständige Ouvertüren, 2 große Sinfonien „á la France“, 23 Konzerte, 12 Sonaten, 18 Trios sowie ein Quartett. Für die musikdramatischen Werke verfasste er die Libretti meist selbst.
Seine Werke wurden jedoch nicht nur in Gotha und Mitteldeutschland sondern in ganz Europa von Florenz bis Kopenhagen aufgeführt. Johann Sebastian Bach, der Stölzel sehr hoch schätzte und vielleicht auch kannte, nahm dessen Partita g-Moll in das Clavierbüchlein von Friedemann Bach auf und erweiterte das an vierter Stelle stehende Menuett um ein eigenes Trio.

Dass heute lediglich ein kleiner Teil seines Oratorien- und Kantatenschaffens bekannt ist, liegt wahrscheinlich an der schwierigen Quellenlage. Keine seiner Kompositionen wurde zu Lebzeiten gedruckt und die Manuskripte seiner Gothaer Zeit gingen schon während der Amtszeit seines Nachfolgers Georg Benda verloren. So muss man heute in den Bibliotheken suchen, um Handschriften seiner Kammermusiken wieder zu finden. Entdecken Sie also zusammen mit dem Ensemble NeoBarock diesen „gelehrten und großen Tonmeister“ wieder.

Das genaue Programm und Informationen zu den Künstlern entnehmen Sie bitte den angehängten Dateien. Karten für dieses Konzert sind noch an allen bekannten Vorverkaufsstellen und natürlich an der Museumskasse von Schloss Friedenstein erhältlich.