Prof. Dr. Christoph Heubeck übernimmt Lehrstuhl für Allgemeine und Historische Geologie der Uni Jena

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Prof. Dr. Christoph Heubeck kann man mit Fug und Recht einen Zeitreisenden nennen: Denn wenn der Geologe von der Friedrich-Schiller-Universität Jena in wenigen Wochen wieder einmal seine Koffer packen wird, um nach Südafrika zu fliegen, dann unternimmt er zugleich eine Reise in die Anfangszeit der Erdgeschichte. Das Ziel des 51-jährigen neu ernannten Inhabers des Lehrstuhls für Allgemeine und Historische Geologie ist der „Barberton Grünsteingürtel“, zwischen Pretoria und Swasiland gelegen, etwa eine Autostunde südlich des Krüger-Nationalparks.

Hier ist eine von nur zwei Regionen der Erde zu finden, in der sich die ursprüngliche Kruste unseres Planeten erhalten hat. „Im Barberton Grünsteingürtel haben wir daher die Möglichkeit, direkte physische Informationen über die Erde zu finden, wie sie vor über 3,5 Milliarden Jahren aussah“, sagt Prof. Heubeck, der zu Semesterbeginn von der FU Berlin nach Jena wechselte. Und zur damaligen Zeit war die Erde ein wirklich ungemütlicher Ort: Zwar hatte sie bereits eine feste Kruste. Doch brach diese immer wieder auf und glühende Lava strömte heraus. Riesige Meteoriten fielen vom Himmel und wirbelten die Erdoberfläche auf, dass sich die ohnehin lebensfeindliche Atmosphäre – sie enthielt noch keinen Sauerstoff – jahrelang verdunkelte.

Und trotzdem regte sich bereits damals erstes Leben. „Das spielte sich in den Ozeanen ab“, weiß der Geologe, der in seiner Forschungsarbeit nicht nur an den geologisch ältesten Gesteinen interessiert ist, sondern auch an den Entstehungsprozessen des Lebens. „Natürlich ist es außerordentlich schwer, heute Hinweise auf diese ersten Lebensformen zu identifizieren“, macht Heubeck deutlich. Dennoch sei genau das bereits gelungen: So konnten Geowissenschaftler etwa nachweisen, dass das blutrote Gestein, das in Südafrika weit verbreitet ist, auf mineralisierte Überreste von eisenproduzierenden Bakterien zurückgeht.

Christoph Heubeck spricht mit Begeisterung über seine Forschungsarbeit im südlichen Afrika. Dabei wird schnell deutlich, dass er auch viel Sympathie für Land und Leute empfindet. Der im fränkischen Ansbach geborene Forscher engagiert sich daher auch ehrenamtlich in geologischen und naturkundlichen Projekten vor Ort und hat beispielsweise gerade einen Lehrpfad durch den Barberton Grünsteingürtel mitgestaltet.

Bereits als Doktorand war Heubeck Ende der 1980er Jahre das erste Mal im Grünsteingürtel unterwegs und begegnete damals nicht nur Zeitzeugen der Erdgeschichte: „Zu der Zeit herrschte in Südafrika noch die Apartheid und Nelson Mandela saß im Gefängnis“, erinnert er sich. „Den kurz darauf einsetzenden politischen Wandel im Land hautnah mitzuerleben, war wirklich beeindruckend.“ Seine Doktorarbeit hat Heubeck an der Stanford University in Kalifornien geschrieben. Nach der Promotion ging er zunächst in die Industrie und arbeitete als Petroleumgeologe für eine Reihe von Ölfirmen in den USA und Kanada, bevor er im Jahr 2000 einen Ruf als Professor an die Freie Universität Berlin annahm.

Nach 14 Jahren in Berlin war es jetzt an der Zeit, sich noch einmal zu verändern, sagt Heubeck. Die guten wissenschaftlichen Kontakte zum Jenaer Institut für Geowissenschaften, insbesondere zu seinem Vorgänger auf dem Lehrstuhl, Prof. Dr. Reinhard Gaupp, ließen ihn dann auch nicht lange zögern, den Ruf an die FSU anzunehmen. „Mit den Kollegen hier und ihren Schwerpunkten, etwa zu biologisch-geologischen Interaktionen, finde ich ein ideales Umfeld für meine Forschungsinteressen“. Dennoch, so macht Heubeck deutlich, werden seine Forschungsprojekte auch weiterhin stark international ausgerichtet sein. Davon können auch die Jenaer Studierenden profitieren, denn Heubeck hofft, hier stärker als bisher lateinamerikanische Studierende anziehen zu können und auch Jenaer Studierende an seinen Geländearbeiten in den Pyrenäen, Zentralasien und Südafrika zu beteiligen.