Renommierter Neurobiologe spricht am 7. Mai im Ernst-Abbe-Kolloquium im Planetarium in Jena

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Der Himmel ist blau, die Wiese ist grün – dem würde jeder zustimmen. Aber ist das wirklich eine objektive Realität? Alles ist eine Konstruktion des Gehirns, sagt die Hirnforschung. Jedes Gehirn erzeugt seine eigene Welt. Die subjektive Wirklichkeit und die vom Bewusstsein unabhängige Realität seien zwei verschiedene Dinge.

Wie es um das menschliche Gehirn und seine Wahrnehmungen steht, darüber spricht Prof. em. Dr. med. Dr. h. c. Georg W. Kreutzberg am kommenden Mittwoch, dem 7. Mai 2014, im Zeiss-Planetarium (Am Planetarium 5). Der öffentliche Vortrag des renommierten Neurowissenschaftlers über „Das menschliche Gehirn, ein Wunderwerk mit vielen Wirklichkeiten“ findet im Rahmen des Ernst-Abbe-Kolloquiums statt. Das Ernst-Abbe-Kolloquium, das von der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Ernst-Abbe-Stiftung ausgerichtet wird, beginnt um 17.00 Uhr, der Eintritt ist frei.

Das menschliche Gehirn ist das komplexeste Gebilde in dem uns bekannten Universum. Die Zahl seiner Zellen liegt im Bereich mehrerer Hundert Milliarden. Dennoch ist es der Hirnforschung in vielen Jahren gelungen, dieses Universum in groben Umrissen zu verstehen. „Dabei haben wir gelernt“, sagt Kreutzberg, „dass unser Gehirn nicht nur die Welt um uns abbildet, sondern auch eigene Wirklichkeiten erschafft, die als subjektive Realitäten die gleiche Wertigkeit für uns haben, wie die physikalische Umwelt“.

Das menschliche Gehirn bildet nicht die Umwelt detailgetreu ab, sondern nur das Allerwichtigste davon, das, was es für plausibel hält, hat die Hirnforschung ermittelt. Alles weitere interpretiert und plant es auf der Grundlage subjektiver Erfahrungen aus sich heraus. Daraus folgt: Die Welt unserer Wahrnehmung ist ein Produkt unseres Gedächtnisses. Sinnesreize – etwa aus der Natur – sind nur der Anlass für unser Gehirn, eigene Konstruktionen aus dem Gedächtnis abzurufen. So sind z. B. Farben ein Konstrukt aus Licht unterschiedlicher Wellenlängen. Allerdings ist der Begriff Wellenlänge eine Konstruktion der Physik. Die Physiker haben bestimmte Phänomene mit bestimmten Wellenlängen in Verbindung gebracht. Man nimmt also nur bestimmte Phänomene wahr, die man mit einer Farbe in Einklang bringt.

Ob und wie blau der Himmel nun ist, darüber können die Besucher am Ende des Ernst-Abbe-Kolloquiums in bewährter Weise diskutieren ebenso wie über die weiteren Wirklichkeiten, die Prof. Kreutzberg vorstellen wird. Der studierte Mediziner hat in Neuropathologie habilitiert und war jahrelang Direktor am Max-Planck-Institut (MPI) für Psychiatrie in München und am MPI für Neurobiologie in Martinsried.