Schwarzer Stier im roten Gotha

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Matthias Kaiser – 33 Jahre alt, verheiratet, zwei Söhne – will Oberbürgermeister der Stadt Gotha werden. Dafür muss der CDU-Mann Amtsinhaber Knut Kreuch bezwingen. Was es über den Herausforderer zu sagen gibt? David Ortmann hat sich umgehört.

Für die CDU ist Matthias Kaiser „der schwarze Stier im roten Gotha“. Dem  Wahlvolk ist der Personaloffizier jedoch vor allem eines: unbekannt. Denn Kaiser erfuhr bisher lediglich innerhalb der CDU Aufmerksamkeit. Als Vorsitzender der Wohngruppe Nord-Süd zum Beispiel, die mit 80 Mitgliedern die stärkste CDU-Gliederung Gothas ist – oder auch als Leiter der innerparteilichen Arbeitsgruppe „Moderne Volkspartei“. Vor knapp neun Monaten hat der wuchtige Gothaer für das Amt des CDU-Stadtverbandsvorsitzenden kandidiert. Den Vorzug erhielt damals allerdings Sascha John (wir berichteten). Auch weil sich CDU-Granden wie der Landrat Konrad Gießmann und der Bundestagsabgeordnete Tankred Schipanski im Vorfeld für den stadtratserfahrenen John ausgesprochen hatten. Dennoch: Die Wahl ging letztlich knapper aus, als gedacht. Kaiser zog lediglich mit 14 zu 19 Stimmen den Kürzeren.

Doch nun wird er – und nicht etwa John – um das Amt des Oberbürgermeisters kandidieren. Eine Überraschung? Nein! Kaiser hat schon im März 2011 keinen Hehl daraus gemacht, dass er auch gegen Kreuch antreten will. Anders als John. Und die Christdemokraten sind sich mittlerweile sicher, mit dem 33-Jährigen, „den besten Mann an die Front zu schicken“, wie CDU-Kreischef Falk Ortlepp gegenüber Oscar am Freitag klarstellte.
Dafür haben sich am 2. Dezember 34 der 38 anwesenden stimmberechtigten Mitglieder des CDU-Stadtverbandes ausgesprochen. 90 Prozent! Laut Kaiser „zeigt das Ergebnis vor allem die Geschlossenheit, mit der die CDU in den Wahlkampf zieht“.

Und auch der Bundestagsabgeordnete Tankred Schipanski beeilte sich am Nominierungsabend deutlich zu machen, dass Kaiser der richtige Kandidat sei: „Kein anderer hat das Format und den Mut, im CDU-Stadtverband Gotha diesen OB-Wahlkampf zu meistern.“

Mut. Dieses Wort wird noch öfter fallen, wenn es um die Kandidatur Kaisers gegen Kreuch geht.  Doch der 33-Jährige gibt sich kampfeslustig: „Kreuch hat seine Schwerpunkte zwar ganz klar gesetzt – aber aus meiner Sicht sind das nicht die vordringlichsten Schwerpunkte in einer Stadt wie  Gotha.“ Genauer, bitte: „Der Oberbürgermeister hätte deutlich mehr im Bereich der Wirtschaftsförderung machen können“, findet Kaiser. Die wirtschaftliche Entwicklung sei nicht zufriedenstellend. Außerdem will der Herausforderer mehr Bürgernähe, mehr Transparenz, einen Bürgerhaushalt, ein klares Bekenntnis zur Fachschule und zu den Schulen in freier Trägerschaft. Es müsse dem drohenden Fachkräftemangel stärker entgegengewirkt werden und die Gegenwartskultur stärker gefördert werden, Kultur eben, die näher am Menschen sei. Dafür will Kaiser „weniger Hochkultur“.

Über Kaisers Ziele ist Matthias Hey als Vorsitzender des SPD-Ortsvereines Gotha verwundert, „schließlich wird vieles von dem, was sich Kaiser auf die Fahne geschrieben hat, bereits umgesetzt!“ Allerdings würden die Gothaer Sozialdemokraten „jeden Kandidaten ernst nehmen, so auch Kaiser“.

Um viele Wähler mit seinem Programm zu erreichen, ist für Kaiser wohl klar´: Er muss Wahlbündnisse schmieden. Zum Beispiel mit den Piraten. Die Gespräche laufen bereits. Auch bei der Gothaer FDP ließ sich Kaiser schon sehen. Dennoch: Steffi Ziegenbalg, in der vergangenen Woche zur Vorsitzenden des FDP-Ortsverbands Gotha gewählt, will sich mit der Frage nach politischer Unterstützung im Wahlkampf derzeit „nicht an die Wand nageln“ lassen.  „Nein, dass Herr Kaiser bei unserer Ortsverbandssitzung war, ist kein Zeichen dafür, dass wir ihn als Oberbürgermeisterkandidaten unterstützen.“ Fakt ist aber: Der FDP-Ortsverband wird nicht mit einem eigenen Kandidaten ins Rennen gehen. „Welchen Kandidaten wir unterstützen, wird entschieden, wenn diese ihr Programm vorgelegt haben“, stellt Ziegenbalg klar. Bärbel Schreyer von der FWG – 2006 von Kreuch besiegt – meint nur: „Zur Kandidatur gehört in Gotha eine Menge Mut.“

Erschienen in der Gothaer Ausgabe des Lokalmagazins „Oscar am Freitag“.