Siegreicher Saisonabschluss

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Das Beste kam zum Schluss. Die Oettinger Rockets Gotha haben gestern Abend im letzten Heimspiel der Saison eine überzeugende Leistung gezeigt und einen souveränen Sieg gelandet. In der restlos ausverkauften „Blauen Hölle“ behielt die Mannschaft von Head Coach Christoph Nicol gegen die Niners von der BV Chemnitz 99 mit 90:75 (42:27) die Oberhand (Die Gothaer Internetzeitung berichtete).

Der Aufsteiger zog sich somit sinnbildlich am eigenen Haarschopf aus dem Schlammassel und sorgte für einen versöhnlichen Abschluss einer turbulenten Saison, die das BiG-Team auf Platz 14 beendet.

Sowohl Spielern als auch Fans war die Erleichterung über das ersehnte Erfolgserlebnis deutlich anzusehen. Allerdings fiel der kollektive Jubel nicht so euphorisch aus wie fast auf den Tag genau ein Jahr zuvor, als die Rockets im ersten Playoff-Halbfinalspiel gegen die Hertener Löwen mit 98:75 triumphierten und den Grundstein für den Aufstieg in die ProA legten.

Schließlich ist der 14. Platz in dieser Serie nicht automatisch ein Nichtabstiegsplatz, sondern mit einer diffizilen Zusatzklausel behaftet – das wurde den Verantwortlichen der BiG-Organisation kurz vor dem Saisonende bewusst. In der offiziellen Ausschreibung der Jungen Liga (DJL) heißt es unter Punkt 11.3 wortwörtlich: „Absteiger der ProA sind die Mannschaften, die in der Abschlusstabelle den Platz 15 oder einen nachfolgenden Platz einnehmen. Diese erwerben das Anwartschaftsrecht zur Teilnahme am Wettbewerb 2013/2014 der ProB. Der Platz 14 wird zusätzlich zum Abstiegsplatz, falls weniger Mannschaften aus der ProA in die BBL aufsteigen, als von dort absteigen.“

Dass dieser Fall eintritt, ist nach Lage der Dinge unwahrscheinlich. Von den acht ProA-Teams, die sich für die Playoffs qualifizieren konnten, haben dem Vernehmen nach fünf eine Lizenz für die BBL beantragt – sprich: Diese Clubs wollen ein mögliches Aufstiegsrecht auch wahrnehmen. Dennoch müssen die Rockets eventuell noch bis zum Ende der Playoff-Serie warten, bis definitiv feststeht, ob sie in der ProA bleiben. Bis dahin haben sie den Klassenverbleib lediglich unter Vorbehalt sicher.

„Wir gehen davon aus, dass zwei Teams aufsteigen werden und wir auch nächste Saison in der ProA spielen können“, sagte Head Coach Christoph Nicol unmittelbar nach der stimmungsvollen Partie. „Denn natürlich wollen wir beweisen, dass wir es viel besser können…“

Mit diesem ehrgeizigen Ausblick warf der Trainer zugleich eine Frage auf, die nach dem gestrigen Spiel häufig zu hören war: „Warum denn nicht gleich so? Ihr könnt’s doch!“

Denn im Vergleich zur Partie vom Gründonnerstag bei den Crailsheim Merlins machten nicht wenige Augenzeugen einen Unterschied wie Tag und Nacht aus. Auch Christoph Nicol.

„Klar, so muss ein Spiel aussehen, in dem es um Alles oder Nichts geht. Wir haben heute von Anfang für den Sieg gebrannt, gefightet bis zum Umfallen, insgesamt gut verteidigt, vor allem von außen sehr gut getroffen und uns die frühe Führung mit unseren Fans im Rücken nicht mehr aus der Hand nehmen lassen.“

Hingegen musste Chemnitz’ Coach Felix Schreier einräumen: „Unsere Waffen waren heute stumpf. Die Gothaer haben verdient gewonnen. Ich freue mich, dass uns dieses Derby erhalten bleibt.“

Wegweisend für den Verlauf des letzten Heimspiels war die erste Aktion von Dmitrij Kreis. Der 24-Jährige machte ein starkes Spiel und setzte auch in puncto Einsatz unübersehbare Zeichen. Unter anderem, als er in der ersten Spielminute den Ball an der Mittelinie eroberte, gefoult wurde und den Szenenapplaus nutzte, um sich und die Rockets-Fans gestenreich zu Höchstleistungen zu pushen.

Folglich erreichte die Stimmung in der „Blauen Hölle“ gleich zu Beginn ein ohrenbetäubendes Niveau. Daran hatten aber auch die gut 250 mitgereisten Niners-Fans eine große Aktie. Wenngleich sie an diesem Abend wenig Höhepunkte erleben durften, machten sie bezogen auf den Geräuschpegel gute Miene zum nicht ganz so guten Spiel. Denn ihr Team lag lediglich zu Beginn der Begegnung zweimal mit einem Punkt in Führung. Dann rissen die Rockets das Spiel an sich und bestimmten eindeutig das Geschehen. Angetrieben vom überragenden Chase Griffin, der letztlich mit 30 Punkten Top-Scorer der Partie wurde, setzten sie sich kontinuierlich ab.

Entscheidend waren letztlich die Minuten vor und nach der Halbzeitpause, als die Gothaer zunächst einen 14:0-Lauf hinlegen und sich von 36:27 (20.) auf 50:27 (23.) absetzen konnten. Doch dem nicht genug: Wenig später legten sie nach und ließen einen weiteren Run, diesmal 12:0, folgen. Maßgeblichen Anteil daran hatten ausgerechnet die beiden Rockets-Spieler, die auch schon für die Niners am Ball waren: Joleik Schaffrath und Torvoris Baker. Schaffrath, der sein besten Spiel im Rockets-Trikot zeigte, markierte allein in den ersten fünf Minuten des dritten Viertels acht seiner insgesamt elf Punkte. Torvoris Baker, der sein siebtes Double-Double (17 Punkte / 10 Rebounds) in dieser Saison auflegte, erzielte den Treffer zur höchsten Führung des Abends: Nach seinem Dreier lag Gotha mit 30 Punkten (62:32 / 26.) vorne. Die Rockets-Fans tobten, die Niners-Fans auch.

„Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar, dass wir das Ding gewinnen“, sagte Christoph Nicol. „Das führte dann aber auch dazu, dass im Schlussviertel die Konzentration etwas nachgelassen hat.“

Freilich änderte das nichts mehr am Ausgang der Partie. Die Rockets gewannen mit 15 Punkten Vorsprung und konnten den deutlichsten Sieg der gesamten Saison feiern. Auch deshalb kam das Allerbeste ganz zum Schluss: BiG-Präsident Dirk Kollmar spendierte Freibier.

Oettinger Rockets Gotha – BV Chemnitz 99 90:75 (42:27)

Viertel: 23:14 / 19:13 / 32:21 / 16:27

Oettinger Rockets Gotha: Person (5 Punkte / 2 von 2 Freiwürfen / 1 Dreier), Griffin (30 / 8 von 9 / 4), Watson (5 / 2 von 2 / 1), Niebuhr (3 / 1 von 2), Kreis (3 / 1 von 1), Schaffrath (11 / 3 von 4), Baker (17 / 3 von 5 / 2), Selvig (3 / 1 von 2), Lipke (7 / 2 von 4 / 1), Kuppe (6 / 1 von 2 / 1)

BV Chemnitz 99: Ishizaki (10 / 0 von 2 Freiwürfen / 2 Dreier), Obiango (4 / 2 von 2), Bassl (3 / – / 1), Schmidt (6), Endig (2), Rosenthal (11 / 1 von 2 / 2), Lawson (6), Stachula (4 / 2 von 2), Jones (23 / 7 von 8), Cardenas (6 / 1 von 2 / 1)

Zweier Gotha: 18 von 24 (43 %)
Zweier
Chemnitz: 22 von 39 (56 %)

Dreier Gotha: 10 von 19 (53 %)
Dreier Chemnitz:
6 von 24 (25 %)

Freiwürfe Gotha: 24 von 33 (73 %)
Freiwürfe
Chemnitz: 13 von 18 (72 %)

Rebounds Gotha: 42 (14 Offense / 28 Defense)
Rebounds
Chemnitz: 30 (10 / 20)

Assists Gotha: 16
Assists
Chemnitz: 13

Turnover Gotha: 15
Turnover
Chemnitz: 15

Zuschauer: 1500

Autor: Wolfgang Gleichmar

H&H Makler