Vorbericht zum Thüringen-Derby in der ProA – aus Gothaer Sicht

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Ausgerechnet Jena. Science City ist aktuell das einzige etablierte Team der 2. Basketball-Bundesliga ProA überhaupt, gegen das die Oettinger Rockets Gotha seit dem Aufstieg im Jahr 2012 noch kein Pflichtspiel gewinnen konnten. Doch im Idealfall ändert sich das am kommenden Sonntag. Dann nämlich steigt in Jena das Derby zwischen den beiden einzigen Thüringer ProA-Teams (Tip-Off: 16.30 Uhr).

Welchen Stellenwert diese Partie für beide Seiten besitzt, verdeutlicht nicht zuletzt die Tatsache, dass die Sparkassen-Arena mit ihren 2750 Plätzen schon Tage vor dem Tip-Off fast ausverkauft war. Insgesamt 400 Fans aus Gotha machen sich am Sonntag auf die Reise nach Jena, um wie eine „blaue Wand“ hinter ihrem Team zu stehen.

Natürlich weiß Rockets-Coach Chris Ensminger, dass es in Jena nicht nur um den Sieg geht, sondern auch um jede Menge Prestige. Dennoch verweist er vor dem nunmehr fünften ProA-Duell zwischen beiden Teams ganz pragmatisch darauf, dass es auch in diesem Spiel „nur“ zwei Punkte zu vergeben gibt, die in der Endabrechnung nur dann etwas wert sind, wenn die Gesamtbilanz stimmt. Mit anderen Worten: Die Gothaer sind darauf bedacht, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und unliebsame Nebengeräusche auszublenden.

Zu diesen Nebengeräuschen zählt auch, dass nicht wenige Experten und Journalisten den Rockets die Favoritenrolle zuschreiben. Doch diese Wertung basiert einzig allein auf der Papierform: Die Gothaer haben zuletzt zwei Auswärtssiege in Folge und insgesamt fünf Erfolge in Serie eingefahren. Somit sind sie nach wie vor das heißeste Team der Liga und darüber hinaus als aktuelle Nummer vier erstmals überhaupt vor einem Derby besser platziert als Science City (9.), das die letzten drei Spiele allesamt verloren hat. Hinzu kommt, dass Jena in dieser Saison bis dato auswärts erfolgreicher gespielt hat (4:2) als zu Hause (2:4).

Doch all das macht die Aufgabe für die Gäste keineswegs einfacher – im Gegenteil. Auch deshalb möchte Chris Ensminger von einer Rollenverteilung, die auf den Platzierungen und den jüngsten Bilanzen basiert, nichts wissen: „Natürlich wollen wir in Jena alles daran setzen, damit wir unseren guten Lauf fortsetzen und den ersten Sieg in der ProA gegen Science City einfahren können. Allerdings steht uns ein verdammt hartes Stück Arbeit bevor. Wichtig wird in diesem Spiel vor allem, dass wir klug agieren, cool bleiben, unsere Fehler-Quote niedrig halten und wie immer als Team auftreten, das bis zum Umfallen kämpft. Wenn uns all das gelingt, haben wir am Sonntag eine gute Chance!“

Obwohl es in dieser Saison für Science City noch nicht so rund lief wie in der zurückliegenden Runde, steht das Team nach wie vor für einen sehr speziellen Basketball-Stil. Die elementaren Kennzeichen dieses Stils sind die hohe Intensität, das rasante Tempo in der Offense und die sehr aggressive Form der Verteidigung (Ganzfeldpresse). Diese drei Punkte spiegeln sich auch in den Statistiken deutlich wider: So ist das Team von Head Coach Björn Harmsen aktuell eines der besten Offense-Teams der Liga (81,6 Punkte pro Partie im Schnitt), die Nummer eins in Sachen Assists (18,3) und Steals (3,5). Gleich fünf Spieler punkteten bis dato durchschnittlich im niedrigen zweistelligen Bereich, was ein untrügliches Indiz für funktionierendes Teamplay ist. Ungeachtet dessen ist die Mannschaft aber auch einsame ProA-Spitze in Sachen Fouls: Für sie stehen im Schnitt 27,9 Fouls pro Partie zu Buche.

Zu den Stärken der Jenaer zählt zweifellos die tiefe Bank: Insgesamt 17 Spieler sind im aktuellen Kader aufgeführt. Dazu zählen neun Akteure, die bereits in der vergangenen Spielzeit das Trikot von Science City trugen, aber auch einige sehr erfahrene Spieler wie Top-Scorer Wayne Bernard (Shooting Guard / 11,3 Punkte), der vor der Saison von rent4office Nürnberg kam, oder Sascha Leutloff (Forward / 10,1), der zuletzt für den Mitteldeutschen BC in der Beko BBL am Ball war. Erst seit Mitte Oktober im Team sind hingegen die US-Boys Anthony Henriquez (Center) und Brady Morningstar (Shooting Guard). Beide wurden nachverpflichtet.

Anthony Henriquez sorgte im November für Aufsehen, als er im Heimspiel gegen die MLP Academics Heidelberg insgesamt 29 Punkte, 15 Rebounds und 8 Blocks sammelte. Das schlug sich zwar in einem Effektivitätswert von 45 (ProA-Bestmarke in dieser Saison) nieder. Ungeachtet dessen ging sein Team am Ende der Overtime leer aus (85:89).

Doch wie auch immer die Partie am kommenden Sonntag ausgehen wird – fest steht: Auf die Chance für eine Revanche muss das unterlegene Team nicht lange warten. Schließlich steht das Rückspiel bereits am Samstag, 3. Januar 2015, in der „Blauen Hölle“ auf dem Programm (Tip-Off: 19 Uhr). Auch diese Begegnung wird ausverkauft sein. Aktuell sind nur noch rund 130 Stehplatz-Tickets verfügbar.