Walther will Landrat werden!

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Es war ein Versuch und bisher einmalig in Deutschland. Der SPD-Kreisverband Gotha hat den Bürgern im Landkreis Gotha erstmals unabhängig vom Parteibuch die Gelegenheit gegeben, selbst einen Landratskandidaten vorzuschlagen. Am vergangenen Montag stellte die SPD-Kreisvorsitzende Petra Heß das Ergebnis vor. Und den ersten Kandidaten …

Klar ist: Der Gothaer SPD-Kreisvorstand hat schon mit einer größeren Bürgerbeteiligung gerechnet, als er jedem Wahlberechtigten im Landkreis ein Vorschlagsrecht für die Landratskandidatur einräumte. „Wer beansprucht, die Mehrheit der Menschen im Kreis von der eigenen Politik zu überzeugen, sollte diese im Vorfeld auch befragen“, begründete Heß damals den Vorstoß. Die Genossen fragten – doch die Antwort blieb spärlich. 18 Vorschläge sind eingegangen. Mehr nicht. Allein 14 Vorschläge entfielen auf Uwe Walther.

Er ist nun laut Heß „der Bürgerkandidat der Sozialdemokraten und soll am 4. September offiziell als Landratskandidat ernannt werden“. Die einzige Voraussetzung: Die Teilnehmer der dann angesetzten Mitgliedervollversammlung sehen dies genauso … Walther, 2002 von Knut Kreuch zum Eintritt in die SPD bewogen, ist seit 2009 Mitglied des Kreistages. Er musste nicht lange über die Frage nachdenken, ob er offiziell als Kandidat ins Rennen gehen will. „Auch wenn das erste Mal noch komisch war“, erzählt Walther schmunzelnd. „Mein Ziel ist klar. Und ich bin fest entschlossen, dafür zu kämpfen.“

Falk Ortlepp, der Gothaer CDU-Kreisvorsitzende, hat zu der Bekanntgabe der Genossen nur eines zu sagen: „Das war zu erwarten!“ Auf Oscar-Nachfrage fügt der Kommunalpolitiker lediglich an, dass Walther ein „ernstzunehmender Kandidat ist“. Und dass „in einer Demokratie jeder Gegenkandidat ernst genommen werden“ müsse.

Für den FDP-Kreisvorsitzenden Jens Panse ist Walther dagegen ein „unbeschriebenes“ Blatt. Ob der Genosse Chancen hat ins Landratsamt einzuziehen, hängt laut Panse davon ab, wen die Christdemokraten als Kandidat aufstellen. Der Gothaer FDP-Kreisverband will im Herbst entscheiden, ob die Liberalen einen eigenen Kandidaten aufstellen.

Walther ist bewusst, dass er mit dem Tag der Bekanntgabe bis zur Wahl eine „öffentliche Person“ geworden ist. Doch das schreckt ihn nicht – genauso wenig wie der Umstand, dass er eventuell gegen den Amtsinhaber Konrad Gießmann antreten wird. Als Außenseiter … „Sollte ich als Kandidat aufgestellt werden, bin ich nicht chancenlos“, meint der SPD-Kandidat. Im Gegenteil: Der Landrat wirke müde, seine Fraktion stehe nicht immer hinter ihm …

Dennoch: Walther muss nun bekannter werden – in allen Gebieten des Landkreises. Zunächst will er sich erst einmal den SPD-Ortsvereinen vorstellen. Auch die ersten Themen sollen vor dem Herbst besetzt sein. Lokalpolitik interessiere die Leute vor allem dann, wenn sie direkt betroffen seien, meint Gabi Reichstein, die Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, dazu.

Petra Heß wirkte am Montag auf jeden Fall zufrieden: Schließlich verfüge die SPD bereits jetzt über einen vorzeigbaren Kandidaten für den Landratsposten. Walther selbst hat sich sein erstes Ziel bereits gestellt: Bis zur Mitgliederversammlung im September will er die Mitglieder seiner Partei überzeugen – und ein klares Votum erzielen. Bekäme er dann nur 51 Prozent, wäre dies für ihn ein „Armutszeugnis“. Wie die Thüringer Allgemeine in dieser Woche treffend schrieb: Walther will mehr …

Maik Schulz

Publiziert am 29. Mai 2011, erschienen in der aktuellen Ausgabe im Oscar am Freitag