Wenn der Blumenduft nicht mehr da ist

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Bis zu 10.000 Gerüche kann ein Mensch mit gesundem Riechvermögen unterscheiden. Ist das Riechvermögen gestört, spricht man von einer Dysosmie. Allein im deutschsprachigen Raum sollen nach aktueller Studienlage pro Jahr schätzungsweise 110. 000 Patienten mit dem Symptom „Riechstörung“ in einer HNO-Klinik behandelt werden.

Dr. Heike Reimann, Fachärztin der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Jena (UKJ) informiert im Rahmen der Jenaer Abendvorlesung der GesundheitsUni am 27. März 2013 rund um das Thema Riechstörungen. Der Vortrag beginnt um 19.00 Uhr.

Allein in Jena suchen im Schnitt fünf Patienten pro Woche die Sprechstunde für Riech- und Schmeckstörungen am UKJ wegen Riech- und/oder Schmeckstörungen auf, so Dr. Reimann. Klassifizierung, Ursachen, Symptome, Diagnostik und Therapie von Riechstörungen stehen im Fokus ihres Vortrages am 27. März.

„72 Prozent aller Riechstörungen lassen sich auf nasale bzw. sinunasale Erkrankungen zurückführen. Das sind Erkrankungen der Nase und/oder Nasennebenhöhlen, die zum Beispiel infolge von Polypen, Allergien und akuten oder chronischen Entzündungen der Nase auftreten können“, erklärt Reimann. Weitere Ursachen von Riechstörungen und deren Auftretenshäufigkeit werden im Vortrag erläutert.

Wichtig sind daher die Diagnosemöglichkeiten. Um objektiv zu testen, ob der Patient Duftstoffe wahrnehmen kann oder eben nicht, wird in der HNO-Klinik des UKJ ein Olfaktometer eingesetzt, zum Beispiel bei Gutachtenpatienten und in der Forschung.

„Ein Duftreiz wird in die Nase gegeben. Das EEG-Gerät zeigt dies dann als olfaktorisch evoziertes Potential an“, beschreibt Reimann.

Durch das Olfaktometer kann ohne Mitarbeit des Patienten untersucht werden, ob sich im Gehirn ein Signal verändert. Das Gerät ist allerdings nur an wenigen HNO-Zentren in Deutschland vorhanden, da mit dem Verfahren ein hoher apparativer Aufwand und hohe Kosten verbunden seien, sagt Reimann.

Darüber hinaus wird die HNO-Expertin über sogenannte Riechstifte (Sniff’in Sticks) als ein subjektives Testverfahren sprechen. Dr. Reimann: „Dem Probanden werden Stifte mit Gerüchen unter die Nase gehalten, wodurch sein Riechvermögen über einen Punkteskala eingestuft werden kann. Diese Methode hat eine gute Aussagefähigkeit bei allen Patienten.“ In der Jenaer HNO-Klinik gibt es eine Palette von insgesamt 112 Riechstiften.

Wurde eine Riechstörung festgestellt, werden Therapiemaßnahmen eingeleitet. „Die häufigsten sinunasalen Riechstörungen können effektiv chirurgisch behandelt werden.

Außerdem gibt es konservative Therapieverfahren, wobei Kortison als Nasenspray oder medikamentös als Kortisonstoßtherapie über 12 Tage eingesetzt wird. Bei postviralen und posttraumatischen Riechstörungen existieren zahlreiche Therapieansätze, deren Wirksamkeit aber umstritten ist“, erklärt die HNO-Ärztin.

Übrigens: Mit dem Alter nimmt das Riechvermögen ab. Der altersbedingte Riechverlust ist daher nur schwer zu therapieren.

Das Riechen kann aber auch gefördert werden: Dr. Reimann rät, das Riechvermögen zu trainieren, indem natürliche Düfte in unserer Umgebung bewusst wahrgenommen werden.

Bildzeile: Das Riechvermögen der Probandin wird mit Riechstiften getestet (Foto: UKJ/Wetzel).

Terminhinweis Jenaer Abendvorlesung am 27. März Riechstörungen: Diagnostik und Therapie
Referent: Dr. Heike Reimann, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Ort: Klinikum Lobeda, Erlanger Allee 101, Hörsaal 1
Beginn: ab 19.00 Uhr