Gotha (red, 20. Januar). Die Europäische Union plant mit Stichtag 15. Mai 2022 einen europaweiten Zensus aller Mitgliedsländer. In der Bundesrepublik und auch im Landkreis Gotha ist es das bis dahin größte statistische Projekt ihrer Geschichte. Die Vorbereitungen in der Erhebungsstelle des Landratsamtes Gotha haben bereits begonnen. Nun sucht die Erhebungsstelle für die Haushaltsbefragungen im Gothaer Land ehrenamtliche Interviewer.
Noch sind die Regale in der Erhebungsstelle für den Zensus 2022 im Landratsamt in Gotha leer, berichtet Erhebungsstellenleiter David Stötzer. Doch schon in wenigen Monaten wird sich dies ändern: Dann werden die Büros, die vor allem besonderen Datenschutz- und Sicherheitsansprüchen genügen müssen, nicht wiederzuerkennen sein.
Mit Stichtag 15. Mai beginnen europaweit die Haushaltsbefragungen des Zensus 2022 und damit auch die Befragungen von rund 19.000 Bürgerinnen und Bürgern in rund 4.800 Haushalten im Gothaer Land. Hinzu kommen außerdem sogenannte Sonderbereiche, wie Studierendenwohnheime, Alten- und Pflegeheime oder Justizvollzugsanstalten, die in einem gesonderten Verfahren in einer Vollerhebung erfasst werden sollen. All diese Informationen im ersten Schritt zu erheben, auszuwerten und zu lagern ist die Aufgabe der örtlichen Erhebungsstellen, bis im zweiten Schritt alle Fragebögen und Daten durch das Thüringer Landesamt für Statistik zentral nach Erfurt überführt und weiter aufgearbeitet werden.
„Der Zensus 2022 ist das größte statistische Projekt im Landkreis Gotha, das es je gab“, betont Erhebungsstellenleiter David Stötzer. Doch er und sein Team seien gut vorbereitet und man freue sich auf die bevorstehenden Aufgaben. Doch diese seien nicht allein durch das vierköpfige Team der Erhebungsstelle zu bewältigen.
Aus diesem Grund sucht die Kreisverwaltung ab sofort etwa 130 ehrenamtliche Interviewer, sogenannte Erhebungsbeauftragte, die ab dem Stichtag 15. Mai die Gothaerinnen und Gothaer aufsuchen und eine kurze Befragung vornehmen. „Die ehrenamtlichen Erhebungsbeauftragten werden durch die Erhebungsstelle des Landratsamtes intensiv geschult, vorbereitet und betreut“, erklärt Emanuel Cron, stellvertretender Erhebungsstellenleiter in Gotha, der sich für die Schulungskurse verantwortlich zeichnet.
Für ihre Arbeit erhalten die Interviewerinnen und Interviewer überdies auch eine lukrative Aufwandsentschädigung von bis zu 1.000 Euro in Abhängigkeit der Anzahl der befragten Haushalte. Voraussetzung für die Tätigkeit als Interviewer ist der Wohnsitz in Deutschland sowie die Volljährigkeit zum Stichtag 15. Mai 2022. „Die Erhebungsbeauftragten müssen vor allem Gewähr für Zuverlässigkeit und Verschwiegenheit bieten und sollten gute Deutschkenntnisse besitzen, kontaktfreudig und mobil sein sowie regionale Ortskenntnisse besitzen. Weitere Fremdsprachenkenntnisse sind von Vorteil, aber keine Voraussetzung. Der Einsatz erfolgt ausschließlich im Landkreis Gotha und nach Möglichkeit in Wohnortnähe“, so Cron. Die Erhebung dauere ab dem Stichtag eigenverantwortlich zwischen vier und zwölf Wochen.
Bei den Haushaltsbefragungen werden vor allem soziale, wirtschaftliche und demografische Merkmale wie Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit und Familienstand abgefragt. In einigen Fällen werden stichprobenartig auch weitere Angaben, beispielsweise zu Bildung, Beruf oder Arbeitsort erhoben, erläutert David Stötzer die Zensus-Fragebögen. Dieser solle in Anbetracht der pandemischen Lage, in welcher der direkte Kontakt zwischen Erhebungsbeauftragten und den Bürgern auf ein Mindestmaß beschränkt werden soll, im überwiegenden Teil online erfolgen, so Stötzer weiter. Er könne jedoch auch selbstverständlich als Papierfragebogen schriftlich ausgefüllt und abgegeben werden.
Interessierte Bürgerinnen und Bürger finden auf der Website des Landratsamtes Gotha alle weiteren Informationen und das Bewerbungsformular zum Erhebungsbeauftragten. Darüber hinaus ist die Erhebungsstelle per E-Mail unter zensus-ehst@kreis-gth.de oder telefonisch unter 03621 214 596 erreichbar.
Hintergrund:
Der Zensus ist eine statistische Datenerhebung, die in allen Mitgliedsländern der Europäischen Union zeitgleich stattfindet. Mit dieser wird ermittelt, wie viele Menschen in Deutschland leben, wie sie wohnen und arbeiten. Die Ergebnisse bilden die Basis für zukünftige politische und soziale Entscheidungen, beispielsweise für den Wohnungsbau, den Bau von Kitas und Schulen oder die Planung der Verkehrsinfrastruktur sowie des Öffentlichen Nahverkehrs. Auch die Bemessung von Fördermitteln und Zuweisungen für Bund, Länder und Gemeinden stützt sich auf die vom Zensus ermittelten Daten.
In Deutschland handelt es sich beim Zensus 2022 um eine registergestützte Bevölkerungszählung. Dies bedeutet, dass zunächst auf Daten bestehender Register, wie die der Kataster- und Einwohnermeldeämter, zurückgegriffen wird. Jedoch gibt es deutschlandweit kein einheitliches und ganzheitliches Erfassungssystem, weswegen diese Daten nicht die tatsächliche Bevölkerungszahl widerspiegeln. Deshalb werden diese Daten durch Haushaltsbefragungen ergänzt. Hierzu wird eine Stichprobe gezogen, die Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit der Bevölkerung zulässt. Im Landkreis Gotha betrifft dies etwa 15 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner. Diese Daten werden mit der Gebäude- und Wohnungszählung, die zentral und direkt durch das Thüringer Landesamt für Statistik erhoben wird, kombiniert. In den sogenannten Sonderbereichen (Wohnheime, Gemeinschaftsunterkünfte) erfolgt eine komplette Erhebung. Zensusstichtag ist der 15. Mai 2022. Entsprechend des Gesetzes zur Durchführung des Zensus im Jahr 2022 (Zensusgesetz 2022) des Bundes besteht eine Auskunftspflicht für die ausgewählten Bürgerinnen und Bürger.