Kontroverse: Wie „ruhig“ soll Gotha Innenstadt werden

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So sah es am 27. März 2020 auf der Baustelle auf dem Gothaer Hauptmarkt aus. Archivfoto: Rainer Aschenbrenner

Gotha (red/ra, 23. September). Die Stadtverwaltung lädt für den 13. Oktober zu einer Informationsveranstaltung in die Stadthalle (Beginn: 19 Uhr).
Thema werden Details der geplanten Verkehrsberuhigung der Innenstadt nach Abschluss der dreijährigen Bauarbeiten sein.
Geladen sind ausdrücklich Anwohner und Gewerbetreibenden der Innenstadt sowie sonstige Interessierte. Teilnehmen können wegen der derzeit nicht absehbaren Corona-Situation nur jene, die sich unter 03621 222-111 anmelden. Nicht vorab registrierten Personen müsse unter Umständen der Zutritt verweigert werden, teilte die Stadtverwaltung mit.

In dem Zusammenhang hat sich die Stadtrats-Fraktion der Freien Wähler und Piraten an den Gewerbeverein gewandt – vor allem deshalb, weil das Parken auf dem Hauptmarkt nicht mehr möglich sein wird. Man habe das entsprechende Konzept der Stadtverwaltung „Einladung zum Verweilen“ kontrovers diskutiert und gebilligt. „Nichtsdestotrotz werden wir uns dafür einsetzen, dass die Innenstadt nicht völlig verkehrsberuhigt wird, sind die ortsansässigen Händler und Gastronomen doch weiterhin auf Anlieferverkehr angewiesen“, schreibt die Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler und Piraten im Gothaer Stadtrat, Juliane Pürstinger.

Andreas Dötsch, der seit 2018 Vorsitzender des Gewerbeverein Gotha e. V. ist, erinnerte in seiner Antwort daran, dass der Gewerbeverein vor sieben Jahren der Impulsgeber für kostenfreies Kurzzeitparken beiderseits des Oberen Hauptmarktes war und dies dann teilweise mitfinanziert habe.

Inzwischen habe man aber veränderte Zustände und daher eine geänderte Meinung. Um das Überleben der Innenstadt zu sichern, sehe man es nach ebenso kontroverser Diskussion als elementar an, „deren Attraktivität durch Erhöhung der Verweildauer und Umgestaltung zum Aufenthalts‑, Lebens- und Kulturzentrum zu gestalten“.

Die Entscheidung der Stadtverwaltung, die Fußwege zur Nutzung und Belebung durch die ansässigen Gewerbe freizugeben, sehe man als Chance. „Eine Wohlfühlqualität, durch Entschleunigung, weniger Lärm und Pkw-Emissionen zu schaffen, ist unserer Meinung nach der richtige Ansatz. Dazu gehört das Dezimieren des Pkw-Aufkommens.“

Unabhängig davon sei aber der Lieferverkehr zu betrachten: „Eine Erreichbarkeit für größere Mengen und Gewichte (Fässer/Europaletten/Collies/Säcke) muss gegeben sein, kann das doch auch für künftige Gewerbeansiedlungen ein notwendiger Standortfaktor sein.“

Lieferzonen und -zeiten einzurichten, werde aber nicht genügen. Das Thema „Same Day Delivery (SDD)“ werde wichtig für lokale Gewerbetreibende im Wettbewerb mit dem Online-Handel. „Für bestimmte Formen der Belieferung muss es weiterhin Zufahrtsgenehmigungen geben, so wie für Pflege- und Rettungsdienste.“

Dötsch verweist abschließend darauf, dass man „im Zuge des Miteinanders“ im Oktober 2020 eine Innenstadtentwicklungsvereinbarung mit Oberbürgermeister Knut Kreuch geschlossen habe, für die ein jährlicher Abgleich der Interessenslage vereinbart werden solle („Oscar am Freitag“ berichtete).

Gemeinsam für eine belebte Innenstadt: Gewerbeverein und Stadt unterzeichnen Absichtserklärung. Archivfoto: Stadt Gotha

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