Gotha: 2021 erstmals weniger als 1.000 Einsätze für Gothas Feuerwehren

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Jahresbilanz 2021 der Feuerwehr Gotha: Pkw-Brand in der Eisenacher-Straße. Foto: Brandschutzamt

Gotha (red, 29. Januar). Andreas Ritter ist Gothas oberster Feuerwehrmann. Schon seit 1990 begeistert für und von der Feuerwehr, zieren heute fünf silberne Litzen seine Schulterstücke. Sie stehen dafür, dass aus dem einstigen Jugendfeuerwehr-Burschen nun ein Brandoberamtsrat geworden ist. Seit April 2013 ist er Leiter des Amtes für Brandschutz.

Alle Jahre wieder wird dort eine Jahresbilanz zusammen- und dann in einer Pressekonferenz des Gothaer OB vorgestellt. Die erste war auch die beste Nachricht des Tages: Man hat bei der Zahl der Einsätze die 1.000er-Marke nicht mehr erreicht. Rückte man im ersten Pandemiejahr im Stadtgebiet 1.054 Mal aus, so musste man es im Vorjahr nur noch 962 Mal.

Ritter kommentierte dies mit dem Satz: „Gotha wird sicherer.“ Seine Einschätzung nach sei das eine Folge der Pandemie: „Die Leute bleiben öfter zu Hause verreisen weniger.“

Deshalb, weil von den 962 Einsätzen nur 111 Einsätze wegen Bränden nötig, alles andere mehr oder minder technische Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen, Tierrettungen etc. waren.

Weitere 34 Alarmierungen riefen die Feuerwehr Gotha zu überörtlichen Einsätzen als Stützpunktfeuerwehr. Diese Einsätze werden in der Jahresbilanz für das Stadtgebiet nicht erfasst. Dies bedeutet allerdings, dass die Stützpunktfeuerwehr Gotha durchschnittlich rund dreimal im Monat in anderen Gemeinden des Stützpunktfeuerwehrbereiches zum Einsatz kam. Das nun seien 10 Einsätze mehr als 2020 gewesen, erläuterte Ritter.

Der einzig positive Aspekt an der Anzahl von 111 Bränden im Vorjahr ist, dass dies 11 Brandeinsätze weniger als 2020 waren.

Von diesen 111 Bränden ereigneten sich 52 in Gebäuden und waren 105 eher harmlos, fielen deshalb in die Kategorie Kleinbrände, weil man ihnen mit nur einem Strahlrohr beikommen konnte. Weiterhin löschte die Feuerwehr fünf Mittelbrände und einen Großbrand.

Der NETTO-Markt in der Eschleber Straße am Tag danach. Foto: Brandschutzamt

Großbrand wütete stundenlang
Der allerdings hatte es in sich, als in der Eschleber Straße in der Nacht vom 20. auf den 21. September der NETTO-Markt bis auf die Grundmauern niederbrannte (Video). „Es war insofern ein glücklicher Umstand, dass niemand von uns da rein musste, denn die Bauweise der speziellen Dachkonstruktionen solcher Supermärkte haben die Tendenz, bei solchen Bränden komplett einzubrechen“, erinnerte sich Ritter an dieses Ereignis. Anwohnern waren Flammen im Gebäude aufgefallen, das gerade umgebaut wurde. Sie alarmierten die Feuerwehr. Zur Berufswehr wurden dann auch alle Freiwilligen Feuerwehren der Kreisstadt angefordert. Zusätzlich rückten die Freiwilligen Feuerwehren aus Ohrdruf und Waltershausen mit je einer Drehleiter sowie letztere mit weiteren Löschfahrzeugen an. 55 Einsatzkräfte waren aktiv. Erst gegen 4 Uhr in der Nacht war das Feuer aus. „Das war für alle Einsatzkräfte das prägendste Ereignis des Jahres“, resümierte Ritter.

Was beim NETTO nicht notwendig war, nämlich Menschen aus brennenden Gebäuden zu retten – das war in anderen Fälle nötig. So holte die Wehr 21 Personen über den Fluchtweg aus den Gebäuden, von denen etliche mit Verletzungen vom Rettungsdienst versorgt werden mussten.

Doch nicht nur Zweibeiner würden Lebensretter brauchen. So berichtete Andreas Ritter, dass dank deren Assistenz vier Hasen ihr Fell retten konnten.

„Sehr erfreulich war natürlich auch, dass 2021 keine Feuerwehrangehörigen in Ausübung ihrer Tätigkeiten bei den Brandeinsätzen verletzt wurden,“, bilanzierte Ritter. Ebenso positiv – es gab 2021 keine Brandtoten in der Stadt Gotha. Der Brandoberamtsrat kommentierte dies so: „Rauchmelder retten Leben.“ Es habe etliche Einsätze gegeben, bei denen ohne diese ohrenbetäubend lauten kleinen Helfer Menschen zu Tode gekommen wären. „Rauchgase sind hochgiftig. Das kann dann sehr schnell gehen…“

In hellen Flammen standen außerdem bei weiteren 59 Einsätzen Papiercontainer (22), Fahrzeuge (10) und siebenmal Gras, Hecken, Wald und Bäume.

Zu den 111 realen Bränden seien 95 Fehlalarme (2020: 123) gekommen: Davon waren 36 „blinde Alarme“, drei „böswillige Alarme“, 48 „Fehlalarmierung durch automatische Brandmeldeanlage“ und acht „sonstige Gründe“.

Die drei böswilligen Alarmierungen kamen ausschließlich durch Missbrauch automatischer Brandmeldeanlagen zustande. „Diese Fehleinsätze bringen wir bei der Polizei zur Anzeige. Das kommt dann dem Verursacher – je nach Aufwand der Feuerwehr – teuer zu stehen“.

024-2022 Auswertung Einsatzgeschehen Feuerwehr Gotha 2021 – Verkehrsunfall A 4. Foto: Brandschutzamt

Technische Hilfeleistungen
739 Mal rückte die Feuerwehr zur „technischen Hilfeleistung“ aus. Dies waren 38 Einsätze weniger als 2020. Hinzu kamen noch 17 Fehlalarme in den Kategorien „blinder Alarm“ (12) und „sonstiger Grund“ (5).

210 Einsätze galten der Tierrettung/-bergung. – „…kein unwesentlicher Teil der Hilfeleistungen.“

Die Feuerwehr ist zuweilen auch Freund und Helfer, wenn die Tür zuschlägt und man keinen Schlüssel dabei hat. Das allerdings hat nichts mit den Einsätzen zu tun, wenn Menschen sich in Notlagen befinden und dann Türen wegen akuter Gefahr geöffnet werden. Im Vergleich zu 2020 waren es 18 Einsätze mehr, nämlich 135 Fälle.

Insgesamt wurden 2021 bei technischen Hilfen von der Feuerwehr 98 Personen gerettet (2020: 73); davon 73 über das Treppenhaus, sieben über die Drehleiter und 18 Personen über sonstige Rettungsgeräte, beispielsweise mit einem hydraulischen Rettungsgerät.

Summa summarum verzeichnete die Wehr bei technischen Hilfeleistungen 152 verletzte Personen: „Es sei aber darauf hingewiesen, dass Verletzte nicht bei jedem Einsatz von der Feuerwehr gerettet werden. In der statistischen Erfassung werden sie aber so berücksichtigt“, erklärte Ritter.

Tragisch: 2021 bargen die Gothaer Wehren 14 Tote – nach 19 Todesfällen im Vorjahr.

4.800 Stunden im Einsatz
Die 112 Kameradinnen und Kameraden in den Einsatzabteilungen und die xx der Gothaer Berufswehr waren rund 4.800 Stunden im Einsatz (2020: 4.500 Stunden).

Nicht hinzugerechnet wurden 38 Brandsicherheitswachen, was in etwa dem Niveau des Vorjahres entsprach.

Insgesamt entstand bei allen Einsätzen, bei denen Gothaer Feuerwehren Hilfe leisteten, ein geschätzter finanzieller Schaden in Höhe von rund 2,24 Millionen Euro. Im Jahr 2020 lag dieser Wert bei 1,9 Millionen Euro.

Die Zahl der aktiven Angehörigen der Einsatzabteilungen der Freiwilligen Feuerwehren lag mit Stichtag vom 31. Dezember 2021 bei 112, was im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um 9 Kameradinnen und Kameraden bedeutet.

Die Jugendfeuerwehr Gotha hatte zum Jahresende 2020 71 Mitglieder, 12 Mädchen und 59 Jungen im Alter von 6 bis 18 Jahren. Dies sind im Vergleich zum Vorjahr erfreulicherweise sieben Mitglieder mehr.

(Text erstveröffentlicht im „Oscar am Freitag“ vom 28. Januar)

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