Regionalgeschichte europäisch vergleichend erforschen

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PD Dr. Stefan Gerber, Thüringische Landesgeschichte - Forschungsstelle für Neuere Regionalgeschichte Thüringens, Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena, aufgenommen am 31.03.2015. Foto: Anne Günther/FSU

Die regionale Geschichte Mitteldeutschlands und des östlichen Mitteleuropas schwerpunktmäßig in der Frühen Neuzeit, also den drei Jahrhunderten zwischen 1500 und 1800, soll künftig im Friedrich-Christian-Lesser-Kolleg erforscht werden. Das Forschungsgebiet umfasst die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die Tschechische Republik, Südpolen und die westliche Ukraine. Das Stipendienprogramm wird Projekte dieses Forschungsgebietes für Doktoranden und Post-Doc-Stipendiaten fördern, die an Universitäten in beliebigen Ländern studiert haben. Das jüngst von der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung in Nordhausen gegründete Kolleg kann dabei auf die Friedrich-Schiller-Universität Jena als wissenschaftlichen Partner zählen.

„Das Kolleg bietet die Chance, Räume in den Blick zu nehmen, die im Vergleich zu westeuropäischen Transferregionen an Rhein, Maas und Mosel für die Frühe Neuzeit noch wenig erforscht sind“, sagt PD Dr. Stefan Gerber von der Forschungsstelle für Neuere Regionalgeschichte am Historischen Institut der Universität Jena. Mögliche thematische Schwerpunkte der jährlich ausgeschriebenen Stipendienprogramme sind Migrationsbewegungen, die Bildungs- und Ideengeschichte und die Geschichte der Städte in den Regionen.

Ein Schwerpunkt ist die Förderung historischer Grundwissenschaften
Die Stipendien wird eine wissenschaftliche Kommission vergeben, die noch gebildet werden muss. Für die Dauer von drei Jahren erhalten die Nachwuchswissenschaftler monatlich 1.400 Euro, um sich in Ruhe ihrem Forschungsvorhaben widmen zu können. Geplant ist zudem, jährlich eine Sommerschule in Jena abzuhalten, um den Gedankenaustausch der Nachwuchswissenschaftler untereinander zu fördern. Dabei und im gesamten Stipendienprogramm werde zudem ein Schwerpunkt auf die historischen Grundwissenschaften gelegt, z. B. auf die Vorbereitung und Realisierung von Quelleneditionen, sagt Stefan Gerber.

Dem wissenschaftlichen Beirat des Kollegs, als dessen Sprecher Gerber fungieren wird, wird der Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Warschau Prof. Dr. Miloš Řezník angehören, zudem der Krakauer Mediävist Prof. Dr. Zdzisław Noga, der stellvertretende Direktor des Zentrums für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. Igor Kąkolewski, die Hallenser Osteuropa-Historikerin Prof. Dr. Yvonne Kleinmann und der langjährige Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts in Jena, Prof. Dr. Hans-Werner Hahn.

Das Stipendienprogramm beginnt voraussichtlich Ende 2017.

Die Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung wurde 1992 von Heinz und Annelies Lesser gemeinsam mit Andreas Lesser errichtet. Sie ist eine rechtsfähige, öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in Nordhausen. Seit ihrer Gründung hat die Stiftung die historische Forschung zum Nordhäuser Pfarrer Friedrich Christian Lesser (1692-1754) unterstützt und gefördert. Sie fördert besonders die regionalgeschichtliche Forschung Thüringens, Sachsens und des südlichen Sachsen-Anhalts, vergibt Forschungspreise und Stipendien. Gemeinsam mit dem Freistaat Thüringen fördert die Stiftung zudem die Forschungsstelle für Neuere Regionalgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

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