Nachhaltiger Waldumbau

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Erst die Arbeit – dann das Vergnügen. So der Plan, als die Forstbetriebsgemeinschaft „Totenkopf-Vitzerod“ zum Arbeitseinsatz blies: Am 10. Oktober sollte die Pflanzhacke geschwungen werden, denn 13.500 Baum-Kinder warteten darauf, neue Wurzeln schlagen zu können.

Das ist seit 27 Jahren Tradition bei der FBG, die sich nach zwei markanten Flurstücken zwischen Georgenthal und Tambach-Dietharz nannte.

Seither unterstützen im Frühjahr und im Herbst Forstlaien, Naturliebhaber und Frischluftfans die Waldbesitzer.

Deshalb wuselte auf dem Parkplatz an der Rodebachmühle eine Hundertschaft guter Waldgeister umher.

Uwe Szpöt, der Vorsitzende der FBG, begrüßte, wies ins Geschehen der gut 3 h ein und dankte für die Hilfsbereitschaft.

Auch wenn manch Moosmutzel und Waldwuffel mit den Füßen scharrte, zum Hackathon starten wollte – Geduld war gefragt.

Deshalb, weil die FBG den Umweltpreis des Landkreises bekommen hatte, der zumindest waldnah übergeben werden sollte.

Das hatte Wolfgang Ortlepp, der Leiter des Kreis-Umweltamtes, ausgeheckt. Der Moderator der Open-Air-Angelegenheit enterte die Ladefläche eine LOs und riss kurz an, was im Vorfeld der 23. Preisvergabe passiert war.

Gesucht habe man Projekte unter dem Motto „Nachhaltiger Waldbau im Zeichen des Klimawandels“. Den Preis wert sollten Menschen sein, die nicht nur übers Thema redeten, sondern „die auf Worte auch Taten folgen ließen“, wie er hervorhob.

Ortlepp tauschte dann mit Dr. Gerhard Struck den Platz. Er leitet das Forstamt Finsterbergen, das für den Landkreis Gotha zuständig ist. Der ThüringenForst-Fachmann  gehörte der Preisjury an, die den Umweltpreis verlieh.

Er freue sich, dass erstmals die Forstwirtschaft im Mittelpunkt stehe.  Gerade jetzt sei das wichtig, denn die Forstwirtschaft sei nicht das Problem, sondern die Lösung in Zeiten des Klimawandels.

Struck hob hervor, dass keine Einzelperson den Preis wert war, sondern eine Gemeinschaft. Eine, die zudem mit ihren Kindern und Kindeskindern generationenübergreifend dem Wald neues Leben einhauchten. Polemisch spitzte Struck zu: „Sie halten nicht nur freitags Plakate hoch, sie bringen auch samstags Bäume in den Boden.“

Darüber hinaus sei der FBG-Wald ordentlich durchforstet, man habe „Licht auf den Boden gebracht“, wie Struck symbolträchtig formulierte. Das sei vorausschauend gewesen. So musste kein gesundes Holz in den drei zurückliegenden Jahren geerntet werden, um die vom Borkenkäfer befallenen Fichten zu entnehmen.

Selbstverständlich war’s dann Sache des Landrates, den Preis zu übergeben. Er wies zuvor auf eine Besonderheit in diesem Jahr hin. Nämlich, dass es einen Sonderpreis gäbe.

Der ging an ein Projekt aus dem Gothaer Gymnasium Ernestinum. Da hatten Schülerinnen und Schüler einer 8. und einer 9. Klasse praktischen Biologieunterricht gemacht. Unterm Motto „Bäume for future“ pflanzten sie 50 Weißtannen-Schösslinge in eine Kahlfläche auf Gothas Hausberg, dem Krahnberg. Fachlich unterstützt wurden sie von ihrer Biolehrerein Annekatrin Greiner sowie vom Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum. Das gehört zum ThüringenForst und hat seinen Sitz in Gotha.

Sie brachten aber den Weißtannen-Nachwuchs nicht nur in die Erde, sondern betreuen seither „ihre“ Tännchen, haben sie schon einmal freigeschnitten, dass sie Licht und Luft bekommen.

Das habe ihn begeistert, so Onno Eckert. Deshalb habe er den Sonderpreis angeregt.

Dann waren tatsächlich genug Worte gewechselt und der Landrat verlieh die beiden Preise.

Anschließend verstreuten sich die Pflanzwütigen in alle Winde – aber nach exaktem Plan. Aus jeder Waldgemeinschaft war ein Verantwortlicher zuvor eingewiesen worden.

Revierförster Hopf, FBG-Chef Szpöt und zwei Waldarbeiter hatte am Dienstag nach Lieferung der 13.500 Roteichen, Bergahorn, Douglasien, Weiß- und Küstentannen die
ausgewählten Standorte mit Bäumchen bestückt.

Die rund 20 freiwilligen Gast-Waldarbeiter wurden dann in “Laien“brigaden aufgeteilt. Ihnen sekundierte ein Such- und Sachkundiger.

Der wusste nicht nur den Weg weg vom Preisvergabe-Ort hinein in den Wald, sondern auch, wie man mit der „Wiedehopf“ genannten Pflanzhacke hantiert.  Das Pflanzen der Bäume im Wald ist nämlich echt eine andere Nummer als das kleingärtnerische Handwerk auf der Datsche.

Schon der Aufstieg zum Ort des Geschehens war atemberaubend. Das darf man wörtlich nehmen. Leider vergnügen sich Buchdrucker und Kupferstecher nicht nur in Fichten in Tallage, sondern gern auch auf Hängen und Bergkupppen…

Gut zweieinhalb Stunden wurde dann gehackt, gegraben und gepflanzt – zuweilen auch mal geflucht, wenn die Hacke auf Wurzel-Stock und Stein stieß.

Zum Schluss hatten 4.000 Bäume ihren endgültigen Wohn- und Wurzelsitz – darunter  allein 2.500 Roteichen und Bergahorn. Die bekamen zudem wirkliche Behausungen, wurden mit Pflanzhülsen gesichert, was durchaus arbeits- und zeitaufwändiger war. Der Mehraufwand ist aber logisch, denn das frische Eichen- und Ahornblatt-Grün sieht nicht nur gut aus – es ist auch die Leib- und Magenspeise von Bambi und Co.

Übrigens: Am kommenden Samstag, dem 17. Oktober, treffen sich um 9 Uhr die pflanzwütigen Waldwuffel und Moosmutzel wieder am Parkplatz an der Rodebachmühle. Wer also Bock auf Buddeln hat – herzlich willkommen!

H&H Makler

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