Wie wird die zukünftige Energieversorgung in Thüringen aussehen? Und inwiefern hängt die Energiewende mit dem Ausbau der Stromnetze zusammen? Um diese und weitere Fragen ging es bei einer Bürgerinformationsveranstaltung des Bürgerdialog Stromnetz am 9. Mai 2023 im Landratsamt Gotha.
Berlin/Gotha (red, 12. Mai). Nach einer kurzen Begrüßung ordnete Julia Eckardt, regionale Ansprechpartnerin des „Bürgerdialogs Stromnetz“, ein, inwiefern der Stromnetzausbau und die Energiewende zusammenhängen.
Sarah Lehmann vom Presseteam „Bürgerdialog Stromnetz“ berichtete: „Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien verschieben sich die Schwerpunkte der Stromerzeugung in Deutschland“ – vor allem der Norden und Osten der Republik spiele eine herausragende Rolle, da hier großes Potential für die Erzeugung von Windstrom läge, so Eckardt. „Auch wenn Thüringen bereits auf einem guten Weg ist, erneuerbare Energien im Land auszubauen, ist das Land weiterhin stark von anderen Bundesländern abhängig, um den eigenen Strombedarf decken zu können. Wir sind auf die überregionale Netzinfrastruktur angewiesen, um Engpässe zwischen Angebot und Nachfrage auszugleichen. Dazu muss unser Stromnetz weiter aus- und umgebaut werden.“
Netzausbau in der Region Gotha
Verantwortlich für die Stromnetze in der Region sind unter u. a. der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, der für die Höchstspannungsebene zuständig ist, sowie die TEN Thüringer Energienetze, die als größter Verteilnetzbetreiber Nieder-, Mittel- und Hochspannungsnetze in Thüringen betreibt. Beide Netzbetreiber waren bei der Veranstaltung vertreten und erläuterten ihre Perspektiven in kurzen Impulsen.
Marie Bartels, ReferentIn für Öffentlichkeitsbeteiligung, erklärt, dass es derzeit auf Übertragungsnetzebene im Raum Gotha ein Vorhaben von 50Hertz gebe: Die bereits bestehende Leitung Vieselbach – Eisenach – Mecklar soll bis 2027 umbeseilt werden. Hierzu ist im westlichen Teil ein Austausch der alten Leiterseile durch neue Hochtemperaturleiterseile geplant. Insgesamt habe sich der Netzbetrieb im Zuge der Energiewende verändert, so Bartels. „Aus wechselnden Richtungen kommt der Strom in unser Netz. Die Lastflüsse und somit die Netzauslastung ändern sich inzwischen teilweise im Stundentakt. Früher gab es mal den Spruch, der Begriff Leitwarte komme von warten, weil im Netz so wenig passiert. Davon kann man heute nicht mehr sprechen.”
Verteilnetze stoßen an ihre Grenzen
Doch wie steht es um das Thüringer Verteilnetz? Jan Heinichen, Klimaschutzmanager im Landratsamt Gotha, stellt fest: “Die Veränderungen der Energiewende stellen die Netze vor enorme Herausforderungen. Können diese zum Beispiel überhaupt so schnell ausgebaut und ertüchtigt werden, dass sie für die rasant steigende Anzahl an E-Autos, Wärmepumpen und Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien gerüstet sind?” Diese und ähnliche Fragen beantwortete André Kindt, Bereichsleiter Mitte-West der TEN Thüringer Energienetze. Vor dem Hintergrund der Energie- und Klimawende handle es sich um eine Zeitenwende beim Ausbau der Stromnetze im Netzgebiet der TEN, so Kindt.
Im Zusammenhang mit einem künftig steigenden Stromverbrauch und wachsenden Anmeldezahlen für Netzanschlüsse, werden künftig neue Anforderungen an das Verteilnetz gestellt. Deshalb muss auch das Verteilnetz in vielen Teilen Deutschlands konsequent ausgebaut werden.