ängerschleife mit Medaille, Thüringer Topografie, Lateinischer Rechtsstreit und Kaufmannsche Hausarbeit

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Vor einigen Jahren hatte die Stadt Gotha bereits den Nachlass des ersten Gothaer Bürgermeisters Carl Heß von dem Georgenthaler Pädagogen und Historiker Roland Scharff erworben. Am Jahresanfang hat sich Roland Scharff entschieden der Stadt Gotha weitere wertvolle Dokumente zu übergeben.

Oberbürgermeister Knut Kreuch und Roland Scharff kennen sich aus langer gemeinsamer Zeit, als Kreuch 1981 mit seinen Arbeiten zur Heimatgeschichte begann, war Roland Scharff schon 19 Jahre aktiv und Vorbild für den jungen Spross aus Wechmar.

Am 21. 11. 1962 begann der rührige Lehrer mit seinen Forschungen und Ausgrabungen rund um die Klosterruine Georgenthal, aber vor allem rund um den Kandelaber, jene „Fackel Thüringens“, wo einst Bonifatius die erste Kirche stiftete. In der Vergangenheit sind die genialen Forschungen Scharffs von einigen Wissenschaftlern bestritten worden, doch heute sind seine Forschungen international so anerkannt, dass Forscher davon ausgehen, dass die von Roland Scharff erforschten Gebiete Teil einer ottonisch-salischen Königs- und Kaiserpfalz aus dem 10.-11. Jahrhundert, einschließlich einer Pfalzkapelle, sind. Besonders seine Jugendarbeit in der Arbeitsgemeinschaft „Junge Historiker“ ab 1962 brachte manchen Historiker und Forscher hervor, die heute an bedeutenden Universitäten und Hochschulen lehren.

Roland Scharff ist Zeit seines Lebens ein guter Beobachter und Analyst, der wie jeder Forscher einer großen Sammelleidenschaft verfallen ist. Als die Altstoffsammlungen der Jungen Pioniere in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Hausböden und Scheunen der Bürger entleerten, guckte Roland Scharff lieber zweimal hin und konnte so den Nachlass des ersten Gothaer Bürgermeisters Carl Heß und auch die heutigen Dokumente vor der Vernichtung bewahren.

Wünschenswert wäre es, wenn die Gemeinde Georgenthal den Nachlass des Pfarrers Paul Bäthke erwerben könnte, der einst mit seinen Ausgrabungen im Kloster Georgenthal das Bauwerk davor bewahrte ein Steinbruch der Geschichte zu werden. Einen Tag vor seinem 75. Geburtstag hat der anerkannte Historiker der Stadt Gotha folgende wichtige Dokumente übergeben:

Sängerschleife und Sängermedaille von 1929 für Historisches Museum der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha

Gotha ist die Stadt der Thüringer Sängerbewegung, denn in der Residenzstadt wurde der Thüringer Sängerbund am 14.01.1843 gegründet.

Fahnenband der Sänger

Das Fahnenband zeigt auf der Vorderseite ein gesticktes Stadtwappen von Gotha, den gestickten Aufdruck „Zum
29. Thüringer Sänger-Bundesfest am 6.-8. Juli 1929 – gewidmet von den Sangesschwestern der Feststadt Gotha“ mit einem Aufdruck des Schlosses Friedenstein. Die Rückseite ist unbedruckt.

Sängermedaille

Auf der Vorderseite zeigt die Medaille das Schloss Friedenstein und die Umschrift „Erinnerung an das 29. Thüringer Sänger-Bundesfest. Gotha, 6.-8. Juli 1929“. Die Rückseite zieren die Wappen der Stadt Gotha, des Thüringer Sängerbundes und des Deutschen Sängerbundes sowie die Aufschrift „Im Liede vereint“.

An das Historische Museum übergab Oberbürgermeister Kreuch auch den gebundenen Jahrgang 1930 der Mitteilungen vom Thüringer Sängerbund e.V.

Unterlagen für das Stadtarchiv zu Gotha:

Das Stadtarchiv zu Gotha erhielt fünf Druckwerke aus den Jahren 1650, 1675, 1830 und 1930 sowie ca. 1940.

Topografie Supoerios Saxonia, Thüringie, Misinae, Lusatia etc. – das ist die Beschreibung der vornehmen und bekannten Städte und Plätze im Kurfürstentum Sachsen, Thüringen, Meißen, Ober- und Niederlausitz und einverleibten Landen.

Herausgegeben und verlegt von Matthäus Merian, Frankfurt 1659. In dem 210 Seiten starken Werk findet sich auch ein dreiseitiger Artikel über Gotha. So liest man:

„Gotha, ein wohlbekannte Statt in Thüringen, an der Leina, samt einem Amt, dem Fürstlich Sächsischen Haus Weimar gehörig, daselbst Herr Ernst Herzog zu Sachsen eine friedliebender Fürst, der Zeit seine Residenz hier hat. Es solle allwohl gleich wohl vor diesem allbereit allhie eine Statt gestanden sein, so die Gothen, in ihrem Durchzuge nach Italien erbauet haben sollen. Der Boden herum trägt Wein, Getraid und Weyd oder Färber-Röthe“.

Hiatus Jacobi Cassani Obstructus, Antwerpen 1675

Diese lateinische Streitschrift stammt von Franz van der Zype (1580-1650), der in Antwerpen als Jurist und Sekretär des Bischofs lebte. In der vorliegenden Schrift handelt es sich um eine Erwiderung auf ein Werk von Jacques Cassan, eines königlichen Advokaten, im Streit um die Deutungshoheit biblischer Werke und Worte.

Gesetzessammlung für das Herzogtum Gotha

Bei der vorliegenden Gesetzessammlung handelt es sich um Gesetze aus der Zeit von März 1827 bis Ende 1830. Interessant ist, dass das Buch einst der Gothana-Bibliothek in der Stadtbücherei Gotha gehörte. Dort ausgesondert wird heute mit ihnen Beispiel ablegt, wie viele Werke gerade im 19. und 20. Jahrhundert aus Bücherei und Archiv entfernt worden sind. Nun ist es zurückgekehrt.

Monatsblätter der Gothaer Versicherungsbanken,

Jahrgang 1929

Im Jahre 1925 begannen die Gothaer Versicherungen gemeinsam jährliche Monatsblätter herauszugeben. Dies waren die Gothaer Feuerversicherunsgbank, Gothaer Lebensversicherungsbank, Gothaer Transportversicherungsbank und Gothaer Allgemeine Versicherungsbank. Alle vier Gesellschaften wollten durch die Monatsblätter ihre Agenturen über neueste Entwicklungen am Versicherungsmarkt und im Konzern informieren.

Hans Kaufmann „Die Entstehung des Stammes der Thüringer“

Wohl um 1948 legte der gebürtige Gothaer Hans Kaufmann (1930-2012) eine Hausarbeit vor, die den Titel trug „Die Entstehung des Stammes der Thüringer nach dem neuesten Forschungsstand.“ Hans war der Sohn des in Gotha hoch verehrten Nestors der Ur- und Frühgeschichte Hermann Kaufmann und dadurch schon von Kindesbeinen mit der Ur- und Frühgeschichte des thüringisch-sächsischen Raumes beschäftigt. Die 65-seitige maschinengeschriebene Hausarbeit ist eine umfassende Darstellung zu den Anfängen der Thüringer Geschichte. Leider fehlen die fotografischen Aufnahmen, die scheinbar nicht eingeklebt wurden.

Ordner der Ortsgruppe Georgenthal des Kulturbundes

Unter den Unterlagen befand sich auch ein Aktenordner mit Schriftverkehr der ehemaligen Ortsgruppe Georgenthal des Kulturbundes vom 1.2.1957 bis zum 14.2.1990. Darin sind 33 Jahre Georgenthaler Kulturgeschichte u.a. auch originale Plakate aus dem Jahr 1960 nachzuschauen. Diesen Ordner übergibt der Oberbürgermeister der Zuständigkeit halber dem Thüringischen Staatsarchiv Gotha.

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