Galant-alltägliche Erfahrungen über die Liebe und anderer Zeitvertreib

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„Schon wieder von Liebe und ewig von Liebe!“ Die Klage ist nicht neu. Mitte des achtzehnten Jahrhunderts begann der Schriftsteller Wieland so eines seiner Gedichte – um dann sogleich fortzufahren: Aber was könnte es denn Interessanteres geben als die Liebe und alles, was damit zusammenhängt? Ganz viel von Liebe bei Wieland liest Bernd Seydel in der Buchhandlung Hannah Höch am Freitag, dem 7. Juni um 21 Uhr, im Rahmen der Gothaer Kulturnacht.

Dazu und drumherum spielt Alexej Barchevitch – seit Januar 2011 erster Konzertmeister in der Thüringen Philharmonie Gotha – auf seiner Violine passende Musik.

Der Titel ist nicht ohne Hintersinn gewählt. Ab 21 Uhr ist richtig – und zugleich: „ab 21 Jahre“. Dem Dichter Christoph Martin Wieland – ein Zeitgenosse Goethes – wurde nämlich immer wieder der Vorwurf gemacht, er schreibe zu freizügig über die Liebe und alles, was damit zusammenhänge. Und in der Tat, Wieland war in seinen Schriften kein Kind von Verklemmtheit oder Traurigkeit.

Die Wahrheit liegt dennoch ein paar Etagen tiefgründiger versteckt. Kaum ein Schriftsteller verstand es wie Wieland, so feinsinnig, sprachlich höchst ausgewogen und zierlich, gedanklich klar, umfassend gebildet, erzogen an der klassischen griechischen Antike und dennoch ganz ein Zeitgenosse der Aufklärung, über die Liebe wie über ein Gesamtkunstwerk zu schreiben. Den Sinnesfreuden gab er genauso ihr Gewicht wie dem Tragischen, Dramatischen oder, ja auch dem Frivolen. Das allerdings versteckte er meist so trefflich, dass der eine oder andere Zuhörer es auch ganz harmlos auffassen konnte.

Mit heiterem Ernst und einem flotten Mundwerk hat sich Bernd Seydel dieser Texte angenommen, so dass sie unversehenes recht zeitgemäß daherkommen – was ja ein Indiz für außerordentliche Dichtung sein soll. Kurzum: ein sinnliches Wortetreiben um die schönste Sache der Welt, seitdem sie besteht: die Liebe.
Der Eintritt kostet kein Geld, aber die heitere Mühe zu Zuhörens.

Dr. Bernd Seydel