Kinder- und Jugendkonzerte der Thüringen Philharmonie Gotha

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Anton gibt wieder den Ton an: Das Maskottchen der Kinder- und Jugendkonzerte der Thüringen Philharmonie Gotha wünschte sich daher „Romeo und Julia“. Also startet mit Tschaikowskis Musik die nunmehr achte Auflage dieser Reihe. Seit 2007 gibt es sie – und seither unterstützt die Raiffeisenbank Gotha eG jährlich mit 5.000 Euro diesen konzertanten Vier- und Wohlklang für die Jüngsten.
„Romeo und Julia“ in Gotha. Nächsten Donnerstag (17. September) ist das wohl weltweit bekannteste Liebespaar in der Residenzstadt. Nicht so theatralisch, wie es William Shakespeare einst auf die Bühne brachte. Dafür musikalisch, ebenso spannend, anrührend und voller Emotionen. Es ist das erste der vier Kinder- und Jugendkonzerte der Thüringen Philharmonie Gotha in der neuen Spielzeit. Die Fantasie-Ouvertüre des russischen Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski gilt als sein erstes Meisterwerk, für das sich in Gotha nun auch Jugendliche ab 12 Jahren erwärmen sollen.
Schon die Jüngsten für den Wohlklang klassischer Musik zu begeistern. Das war der Wunsch, als diese Konzertreihe auf der Bühne des Gothaer Kulturhauses Premiere feierte. Die Musiker geben seither selbst Sechsjährigen das auf die Ohren, was jene begeistert: „Peter und der Wolf“ oder – wie in dieser Saison – Benjamin Brittens „Das große Orchester stellt sich vor“. Es ist ihre Art, den Kindern Seelen-Medizin nach Noten zu geben und unterhaltsam in die klangvolle Welt der Klassik einzusteigen. Das gelingt alle Jahre wieder – weil „E-Musik“ eben tatsächlich ganz und gar nicht nur „ernst“ ist.

 

Doch neben diesen vier konzertanten Verführungen, die jährlich um die 3.000 Besucher haben, sind die Philharmoniker auch sonst emsig ums Stammpublikum von morgen bemüht. Kleine Ensemble und einzelne Musiker gehen in Schulen, unterstützen den Musikunterricht. Ergebnis eines engen Kontakts zu den Fachlehrern, mit denen man sich u. a. auch bei einem gemeinsamen Stammtisch trifft.

 

Doch all diese wichtigen Angebote scheinen gefährdet. Ein ums andere Mal wieder, ließe sich in Gotha nun schon sagen. Denn auch die rot-rot-grüne Landesregierung – wie all die Kabinette davor – kehrte jüngst den Spar-Kommissar heraus. Das Gothaer wie nahezu alle anderen Orchester und Theater im Freistaat werden mit Landesmitteln bezuschusst. 2016 endet die bisher vereinbarte Finanzierung. Wieder einmal wird deshalb erwogen, dass die Thüringen Philharmonie im Orchester des Theaters Erfurt aufgehen soll. Landrat Konrad Gießmann (CDU) und Gothas OB Knut Kreuch (SPD) haben sofort erbitterten Widerstand gegen den altbekannten Plan aus Erfurt angekündigt: Derzeit geben die Stadt Gotha 533.000 Euro, der Landkreis gar 1,07 Mio. Euro zu den 800.000 Euro des Freistaates.

 

„Gefährlich“ findet Intendantin Michaela Barchevitch die neuerliche Diskussion, „ob die Thüringen Philharmonie weiter die Thüringer Kulturlandschaft begleiten“ dürfe. Sie rief in Erinnerung, dass Gotha seit 1651 ein Orchester hat – und dass in den 364 Jahren seither weitaus größere Not in Thüringer Landen herrschte. Trotzdem hätte man dennoch den Wert dieses Solitärs zu schätzen gewusst und über die Jahrhunderte bewahrt. „Wir werden uns deshalb mit allen Kräften für den Erhalt einsetzen.“ Dabei nutzt den Musiker natürlich auch das Engagement der Genossenschaftsbank: „Ohne Ihren Beitrag könnten wir die Kinder- und Jugendkonzerte nicht veranstalten“, dankte die Intendantin den Vorständen Jürgen Hackethal und Sven Matuschek für das so gar nicht selbstverständliche Engagement der über 3.000 Mitglieder der Genossenschaftsbank.

 

Das Gothaer Orchester bestreitet 190 Veranstaltungen im Jahr, weitaus die meisten außerhalb Thüringens. Dank dieser vielen Konzertreisen spielt es so gut ein Viertel seines Budgets ein. Die 56 Musiker, die sich 51 Planstellen teilen, bekommen zudem seit Jahren weniger, als ihnen tariflich zusteht. Aktuell sind es 70 % des bundesdeutschen Standards.

 

Das Orchester hat dennoch allerfeinste Referenzen: „Wir sind musikalische Botschafter für den Landkreis und für ganz Thüringen“, ist die Intendantin überzeugt. Und ebenso überzeugt ist sie deshalb auch, dass die Kinder- und Jugendkonzerte und die Thüringen Philharmonie Gotha auch weit nach ihrem 350. Geburtstag im kommenden Jahr den Ton – mit Anton – angeben werden.