Martina Renner (Die Linke)

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Wie steht es um Deutschland? Ist das Glas halbvoll oder halbleer?

Der Füllstand von Gläsern ist nicht das Problem:

Das Problem in diesem Land (und nicht nur hier in Deutschland) ist, dass sich diese Gesellschaft immer weiter auseinander entwickelt hat. Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich weit geöffnet. Auf der einen Seite haben wir eine Schicht von sehr Wohlhabenden und Reichen, die unbeeindruckt von „Krisen“ sicher und komfortabel leben kann. Diese wollen wir stärker besteuern, damit der Staat seine Handlungsfähigkeit wieder erlangt.

Auf der anderen Seite steht die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung. Viele arbeiten hart, z.T. in mehreren Jobs. Aber Niedriglöhne, unsichere Beschäftigung und Leiharbeit führen dazu, dass immer mehr von ihrer Arbeit nicht sorgenfrei leben können. Rentner und vor allem Rentnerinnen haben ein würdevolles Leben im Alter verdient. Altersarmut ist eine Schande für diese Gesellschaft.


In 600 Zeichen: Warum sollen die Bürger gerade Sie wählen?

Ich und meine Partei machen Druck im Interesse der Mehrheit der Bevölkerung. Wir scheuen uns nicht davor die Realität in diesem Land beim Namen zu nennen. Wir versprechen nichts, was wir nicht halten und wir lassen uns nicht kaufen. Ohne die LINKE gäbe es keine Debatte um Mindestlöhne, Pflegenotstand, Kriegseinsätze und Rüstungsexporte. Wir sind der Stachel im Fleisch etablierter Politik und die Stimme des Ostens im Bundestag! Bürgerrechte, Datenschutz, echte Demokratie und Menschenwürde für Alle sind für uns auch im Ergebnis der eigenen Geschichte unveräußerlich, unteilbar und jederzeit zu verteidigen!


Welche Bitte eines Bürgers im Wahlkampf hat Sie bisher am meisten bewegt?

Tatsächlich die Bitte eine Rentnerin, dafür zu sorgen, dass sie in Zukunft nicht mehr ihre Kinder um Geld anbetteln muss, damit sie z.B. ihre Stromrechnung bezahlen kann. Die LINKE fordert eine Mindestrente von 1050,– Euro. Für alle RentnerInnen ob Mann ob Frau, ob Ost ob West!


Welche Entscheidung des Deutschen Bundestages der letzten Legislatur hatte aus Ihrer Sicht die größte Auswirkung auf Deutschland – im positiven oder negativen Sinn?

Die „Bankenrettung“! Systemrelevant waren plötzlich große Kreditunternehmen, die selbstverschuldet der Pleite zusteuerten. So offen ist selten deutlich geworden, dass der Mensch und seine Interessen nicht zählen.


Eine Kaninchenschau mit 20 Anwesenden oder eine Gesprächsrunde zur Bankenregulierung mit zehn Gästen – was macht Ihnen mehr Spaß?

Wenn die zehn Gäste zur Bankenregulierung mir nachher zustimmen, dass es nicht darum geht, die Banken, sondern den Sozialstaat, den europäischen Gedanken und die Demokratie zu retten, dann gehe ich zur Gesprächsrunde. Kaninchen habe ich im eigenen Stall zu Hause.


„Butter bei die Fische“: Der schönste Fleck im Wahlkreis ist…?

wenn die Märzbecher unter der Mühlburg blühen.


Versprecher oder Versprechen? Was passiert Ihnen häufiger?

Versprecher! In letzter Zeit muss ich aufpassen, NSU und NSA nicht zu verwechseln. Versprechen zu machen, ist nicht mein Stil.


Vorausgesetzt, Sie ziehen in den Bundestag ein: Welche Punkte aus Ihrem Wahlprogramm haben Sie am Ende der Wahlperiode definitiv abgearbeitet?

Klar gemacht habe ich, dass die LINKE aus der deutsch-deutschen Geschichte gelernt hat und konsequent und mit langem Atem die Abschaffung der Geheimdienste fordert.


Angenommen, Sie stehen im nächsten Bundestag vor einer echten Gewissensfrage: Welches Buch hilft Ihnen auf die Sprünge?

Ich frage gute FreundInnen und GenossInnen. Bücher helfen da wenig.


Wenn Sie Edward Snowden, den Enthüller des US-Abhörskandals, von Angesicht zu Angesicht etwas fragen könnten: Welche Frage würden Sie stellen?

Kannst Du mir deinen PGP-Schlüssel geben? (Methode zur Verschlüsselung von e-mails)


Welche (hier nicht genannte) Frage bringt Sie eigentlich ins Schwitzen?

Eigentlich keine, bei ihnen die Kaninchen-Frage!