Matschie: „Kulturlandschaft ist Markenzeichen und Aushängeschild für Thüringen“

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Die Zeugnisse jüdischer Geschichte in Erfurt mit der Alten Synagoge und der Mikwe werden als einer von 9 Anträgen Deutschlands bei der UNESCO zur Aufnahme in die Liste des Welterbes eingereicht. Das hat heute die Kultusministerkonferenz auf ihrer Tagung in Berlin beschlossen. Demnach kann Erfurt mit einer Eintragung in den Jahren 2020 bis 2022 rechnen. Hoffnung auf eine Eintragung in die Welterbeliste kann sich auch das Augustinerkloster Erfurt machen, für das ein Erweiterungsantrag zu den bereits auf der Erbeliste befindlichen mitteldeutschen Lutherstätten gestellt werden kann.

Kulturminister Christoph Matschie beglückwünscht die Stadt zu diesem außerordentlichen Erfolg: „Welterbe zu sein ist von unschätzbarem Wert. Dass Thüringen bald eine weitere solche Stätte hat, zeigt: Unsere reiche Kulturlandschaft wird immer mehr zum Markenzeichen und Aushängeschild. Sie trägt den Ruf Thüringens in die ganze Welt. Gleichzeitig betrachten wir die hohe Auszeichnung als Verpflichtung, unser kulturelles Erbe zu pflegen und für zukünftige Generationen zu bewahren.“ Bisher gehören aus Thüringen das klassische Weimar, die Bauhausstätten, die Wartburg sowie der Nationalpark Hainich zum Welterbe.

Insgesamt hatten die Bundesländer 31 Anträge eingereicht. Der Beschluss der Kultusministerkonferenz fußt auf einer Empfehlung eines international besetzten Fachbeirats, die auch eine Reihenfolge für die Aufnahme auf die deutsche Vorschlagsliste enthält. Danach stehen die Zeugnisse jüdischer Geschichte in Erfurt auf Rang 6. Die Kultusministerkonferenz hat die Möglichkeit offen gelassen, dass sich Thüringen noch zu einem gemeinsamen Antrag mit Rheinland-Pfalz zusammenfindet. Das jüdische Erbe in den Städten Speyer, Worms und Mainz steht auf Platz 5. Ab 2017 können neue von Deutschland eingereichte Stätten auf die UNESCO-Liste aufgenommen werden. Je nach Entscheidung über einen gemeinsamen oder einen einzelnen Antrag können die Erfurter Zeugnisse von jüdischem Alltag, Religion und Stadtgeschichte zwischen 2020 und 2022 zum Welterbe werden. Minister Matschie: „Gemeinsam mit der Stadt Erfurt werden wir das Gespräch mit Rheinland-Pfalz suchen und dann den konkreten Antrag zur Einreichung bei der UNESCO in Paris eng begleiten. Ein Zusammengehen mit Speyer, Worms und Mainz ist ein Kann, kein Muss. Erfurt ist auch allein stark genug.“ 

Thüringen hatte auch für die KZ-Gedenkstätte Buchenwald einen Antrag gestellt. Dieser erfüllt nach Ansicht der Kultusministerkonferenz alle Kriterien. Nach einem Beschluss des Welterbekomitees zu Auschwitz-Birkenau aus dem Jahr 1979 soll angesichts des unvorstellbaren Grauens in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten die KZ-Gedenkstätte Auschwitz als einzige derartige Stätte in der Welterbeliste eingetragen bleiben. Die Kultusministerkonferenz empfiehlt jedoch zu prüfen, ob die Aufnahme der im KZ Buchenwald heimlich oder nach der Befreiung der Häftlinge angefertigten Bilder und Dokumente in das Programm des Weltdokumentenerbes aufgenommen werden können.

Der Antrag der Lutherstätten in Mitteldeutschland, zu denen das Augustinerkloster Erfurt zählt, stellt eine Erweiterung zu den bereits 1996 in die Welterbeliste eingetragenen Lutherstätten in Eisleben und Wittenberg dar und läuft damit außerhalb des Aufnahmeverfahrens. Ein entsprechender Antrag kann bei der UNESCO eingereicht werden, ohne auf das Kontingent eines Staates angerechnet zu werden. Die Kultusministerkonferenz begrüßt eine solche Erweiterung. Bei Zustimmung der UNESCO kann eine Eintragung des Augustinerklosters in die Welterbeliste im Jahr 2017 erfolgen.

Den Ausschlag für Erfurt hat die Einschätzung des von der Kultusministerkonferenz beauftragten Fachbeirats gegeben, dass die  Zeugnisse der jüdischen Geschichte von außergewöhnlichem universellen Wert sind und gleichzeitig Stätten wie diese auf der Welterbeliste bisher unterrepräsentiert sind. Dies war bereits im Vorfeld ein wesentliches Argument für die Erfurter Bewerbung und ihre Erfolgsaussichten. Diese Einschätzung hat sich jetzt als begründet erwiesen.

Minister Matschie: „Die Alte Synagoge, der jüdische Goldschatz, die Mikwe und das Steinerne Haus in der Erfurter Altstadt sind einzigartige Zeugnisse einer reichen jüdischen Kultur, die bereits im 11. und 12. Jahrhundert in Erfurt in der Blüte stand. Es hat sich gelohnt, die Synagoge in jahrelanger Arbeit zu sanieren und zu renovieren und die Spuren der verschiedenen Nutzungen zu erhalten. Das Land hat diese Arbeiten mit 2.1 Millionen Euro unterstützt. Die Erneuerung der Mikwe, des alten jüdischen Ritualbades, hat der Freistaat mit 430.000 Euro gefördert. Erfurt ist damit um eine Attraktion reicher geworden, die bald auch Welterbestatus haben wird. Das zeigt einmal mehr: Unsere reichhaltige Kulturlandschaft ist zu einem hartem Standortfaktor für Thüringen geworden.“

In Deutschland gibt es derzeit insgesamt 38 Welterbestätten. Damit gehört Deutschland zu den fünf Staaten mit den meisten Eintragungen auf der UNESCO-Welterbeliste, die derzeit 981 Stätten in 160 Staaten beinhaltet

H&H Makler